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Dierk Schmidt (geb. 1965, lebt in Berlin) setzt sich seit Jahren in seinen malerischen Arbeiten mit dem Thema einer erweiterten Definition des Historienbildes auseinander.

Historienmalerei ist heute nicht ohne die permanente Überprüfung der aktuellen Bezüge des Historischen im Heute zu haben.

Ausgangspunkt für sein Malereiprojekt "Geiseln" sind zwei herausragende Werke aus der Blütezeit des Historienbildes der französischen Malerei, der Zeit zwischen der Französischen Revolution und 1870, in der sich das Historienbild vom Repräsentationsbild zum Ereignisbild wandelte: "Die Freiheit auf den Barrikaden" von Delacroix und "Das Floß der Medusa" von Géricault, die noch heute am selben Platz im Pariser Louvre hängen.

Dierk Schmidt setzt sie in eine Wechselbeziehung zu den Bildern eines erst kurz zurückliegenden Ereignisses: Am 19. Oktober 2001 sank vor der australischen Küste, ein mit 397 indonesischen Flüchtlingen besetztes Boot. Die Hintergründe dieses entsetzliches Ereignisses waren für Schmidt nur mühsam als Internet-Puzzle zu recherchieren. Bis heute liegen keine offiziellen Stellungnahmen des australischen Staates vor. Die Flüchtlinge wurden zu "menschlichem Material", zu Geiseln zwischen politischen und bürokratischen Systemen, denn das Ausmaß der aktiven oder passiven Verantwortung der Behörden wurde bisher nicht geklärt.

Dierk Schmidts Arbeit ist im Gegensatz zu den Historismen vieler Zeitgenossen eine der wenigen, die sich der Verantwortung ihrer geschichtlichen Bezugnahmen bewusst ist - die darüber hinaus zu Leidenschaftlichkeit, Solidarität und Humor in der Lage ist. Denn er versteht seine zur Selbstreflektiven neigende Malerei als Medium der Auseinandersetzung, der streitbaren Beteiligung, der Offenlegung historischer Interessen.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog: Dierk Schmidt: SIEV-X Zu einem Fall von verschärfter Flüchtlingspolitik On a case of intensified refugee politics. Ein Bildzyklus. Gespräche und Texte. An image cycle, conversations and texts english / deutsch

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Dierk Schmidt: Geiseln