press release only in german

Seit 1990 stehen kollaborative Prozesse im Zentrum der künstlerischen Arbeit von Ute Hörner und Mathias Antlfinger. Vor drei Jahren begannen sie die Interspezies-Kollaboration CMUK mit den afrikanischen Graupapageien Clara und Karl. Hörner/Antlfinger überließen den Papageien das Feuilleton einer wöchentlich erscheinenden Zeitung, die daraufhin Rupf- und Nageübungen an den farbenfrohen und textuell interessanten Objekten ausführten. Das Resultat dieser kreativen Zerstörung durch die Papageien wurde von den beiden menschlichen Künstler_innen als Teil einer fortlaufenden Serie mit dem Titel weekly fotografiert. Diese Fotoserie umfasst eine weitreichende Sammlung von Bildern verschiedener Stile und Themen, die das Politische mit dem Frivolen und die Kultur mit der Mode vereinen. Es handelt sich dabei sowohl um einen Angriff als auch um eine Überhöhung einer Bildsprache, die wir so gut verstehen, weil sie omnipräsent ist – ein Stil, der sowohl im Journalismus als auch in der Werbung heute prägend ist und in dem sich die Gegenwart manifestiert.

Die visuelle Spannung in diesen Fotos liest sich wie ein Gedicht: Es handelt von der Beziehung zwischen der Auswahl der Bilder (Abbildung), der Sprache (Zeile, Überschrift), der Akteur_innen (die Vögel) und des Kunstwerks (CMUK). Genau wie die Feuilleton-Seite kunstvoll von einem Team von »Kreativen« zusammengesetzt wurde, so wird sie von den Papageien wieder kunstvoll auseinandergenommen. Und da Letztere keine visuelle Ausbildung durchlaufen haben, werden sie von Hörner/Antlfingers geschulten Augen unterstützt, wenn es darum geht den richtigen Moment zu finden, um den Zerstörungsprozess zu beenden.

Die zweite kollaborative Arbeit von CMUK trägt den Titel Subtraction One und besteht aus einer Reihe von Korkskulpturen. Als Gruppe erinnern sie an einen Entwurf, eine Art Modell für ein größeres skulpturales Werk. Mehr als ein Jahr arbeiteten die Papageien an den Prototypen, die sie liebevoll mit ihren Schnäbeln geschnitzt haben. Die einzelnen Werke stammen von Clara und Karl, das Design und die Inszenierung des gesamten Objekts von Hörner/Antlfinger.

Seit langer Zeit werden Tiere von Künstler_innen auf verschiedenste Art und Weise in die künstlerische Arbeit integriert. Ebenso haben uns die Technologien, die in den letzten 20 Jahren verfügbar wurden, auf Interspezies-Kollaborationen vorbreitet. Das Internet beispielsweise gewährt uns Zugriff auf neue Formen nicht expliziter kollaborativer Strukturen, die es uns ermöglichen, neue kollaborative Partner_innen in Betracht zu ziehen. Die poetische Empfindsamkeit des Kollektivs CMUK zeigt sich in der Leichtigkeit seiner Werke, mit denen es ihm gelingt, die Diskurse zu erweitern und die Hierarchien zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteur_innen ins Wanken zu bringen.