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Zu Gast aus Meran, Sammlung Siegfried Unterberger DIE SCHOLLE. Eine Künstlergruppe zwischen Sezession und Blauer Reiter.

Morgensonne – Freilicht – Frühstück im Freien – Sommerträume – Schneeszenerien aus dem Engardin – Nach dem Bade im Ammersee – Die Damen im Großformat – Das Aktmodell am Teetisch – Das kitzelige Schnecklein – Oder: Sagen und Allegorien? Zu Gast aus Meran ist die Privatsammlung von Siegfried Unterberger mit kardinalen Werken zur „Scholle“.

Den Anlass gibt ein denkwürdiges Ereignis: Nach nahezu 100 Jahren des Vergessens und der Abstinenz vom öffentlichen Auftreten wird die Künstlergruppe „Scholle“ vor den Augen des heutigen Betrachters wiedergeboren und als eine Bewegung unter den frühen Avantgarden am Beginn des 20. Jahrhunderts ins Gedächtnis zurückgerufen.

Die „Scholle“, die sich in Deutschland – noch vor der Gründung der Künstlervereinigungen „Brücke“ (1905) und „Blauer Reiter“ (1911) – als ihre Zeit bewegende Malergruppe zusammenschloss, debütiert vom 25. November 2007 bis 1. Juni 2008 im Museum Georg Schäfer. Die Ausstellung verweist auf die Brillanz und opalisierende Wirkung ihres flächigen Malstils in antiakademischer Haltung gegenüber der Braunmalerei Lenbachs. Zum Leuchten kommt förmlich die neue Farbpalette mit Violett, Gelb, Grün, welche die Akte, Landschaften, Stillleben und auch Fantasiestücke, unmittelbar und schattenlos zeigt.

Die Aufbruchstimmung des nachklingenden Fin de Siècle gestaltete die „Scholle“ in ihrem Bestehen von 1899 bis 1911 wesentlich mit. Im nationalen und internationalen Ausstellungswesen nahm die Gruppe eine nicht zu übersehende Rolle ein, so unter anderem durch ihre Präsenz in den großen Kunstschauen der Wiener, Berliner und Münchner Secession. Die Mitglieder rekrutierten sich überwiegend aus der Münchner Secession, aus dem Kreis der Mitarbeiter der von Georg Hirth schon 1896 gegründeten Zeitschrift „Jugend. Münchner illustrierte Wochenzeitschrift für Kunst und Leben“ bzw. aus mehreren Jahrgangsklassen des Münchner Akademielehrers Paul Höcker. Die Künstlergemeinschaft bestand aus 12 aktiven Mitgliedern. Zu ihnen zählte der bekannte Meister des lichten Aktes und der Landschaft Leo Putz, der erst 1903 zur Gruppe traf. Der Künstler der ersten Stunde war ihr Sprecher Fritz Erler. Vom zeitgenössischen Kritiker Georg Biermann im Jahre 1910 in den Vordergrund gerückt, standen neben Leo Putz Walter Püttner und Franz Wilhelm Voigt.

Für den Redakteur der Zeitschrift „Jugend“, Fritz von Ostini, der alle Mitglieder im Blick hatte, stand bereits 1901 fest, dass „von allen Münchner Gruppen vielleicht das leidenschaftlichste Vorwärtsdrängen“ von der „Scholle“ ausging. Zu den weiteren Mitgliedern zählten Gustav Bechler, Reinhold Max Eichler, Erich Erler (-Samaden), Max Feldbauer, Walter Georgi, Adolf Höfer, Adolf Münzer und Robert Weise.

Thematisch voneinander unabhängig, verfolgten die „Scholle“-Maler die Vorstellung, Kunst, Natur und Leben im Sinne der reformbewegten Atmosphäre und des Naturlyrismus miteinander zu vereinen. Einige favorisierten für ihre Arbeit im Freien die Ammersee-Region und das dortige Holzhausen.

Inwieweit eine kunsthistorische Einordnung der „Scholle“ zwischen Jugendstil, Plakat- und Raumkunst, dekorativem Impressionismus und Allegorisierung der vorfindbaren Vielfalt individueller Stilistik einzelner Mitglieder tatsächlich gerecht wird, kann nur eine Zusammenschau aller Maler klären. Das Museum Georg Schäfer freut sich deshalb über die generösen Leihgaben und auf die große Anzahl von Werken – darunter unabdingbare Großformate, die selten zu sehen sind, ferner auf rare „Jugend“-Bände und ausdrucksstarke Zeichnungen.

Doch warum der Name „Scholle“? Die Bedeutung des assoziationsreichen Titels erschließt sich unter anderem aus dem Selbstverständnis der Gruppe: „Die Scholle’ hat kein anderes gemeinsames Ziel, keine andere Marschroute und Parole, als die Forderung an Ihre Mitglieder, dass jeder seine eigene Scholle bebaue, die freilich auf keiner Landkarte zu finden ist […].“

Zur Ausstellung erscheint ein ausführlicher Katalog im Prestel Verlag (304 Seiten, mit ca. 200 Abbildungen, davon 80 in Farbe, gebunden im Schutzumschlag, 24 x 30 cm, ISBN 978-3-7913-3740-1).

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DIE SCHOLLE
Eine Künstlergruppe zwischen Sezession und Blauer Reiter

Künstlergruppe DIE SCHOLLE :
Leo Putz, Fritz Erler, Walter Püttner, Franz Wilhelm Voigt, Gustav Bechler, Reinhold Max Eichler, Erich Erler, Max Feldbauer, Walter Georgi, Adolf Höfer, Adolf Münzer, Robert Weise