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Sammeltrieb ist ein Teil der menschlichen Natur. Sammeln ist eine Tätigkeit, die ebenso fundamental lebenswichtig sein kann wie essen und trinken, Tätigkeiten, die leicht zur Leidenschaft werden können. Dieser Leidenschaft hat die Menschheit, hat die Kultur- und Kunstgeschichte sehr viel zu verdanken – so gut wie alles, was mit der Entstehung von Museen zu tun hat. Ich beziehe mich jetzt ganz bewußt auf die bildende Kunst und nicht auf Bibliotheken oder naturwissenschaftliche Sammlungen und werde an dieser Stelle nicht die Geschichte der Institution Museum referieren. Im Lauf des 19. Jahrhunderts, mit der Entstehung der Kunstgeschichte als wissenschaftlicher Disziplin, begannen neue Regeln für das Sammeln von Kunstwerken zu gelten: Epochen, Malerschulen, Entwicklungen, Stile sollten nun im Sinne einer Bildungsaufgabe anhand von Bildern, Skulpturen, Zeichnungen etc. dargestellt werden. Zugleich entstanden mit dem Aufstieg des Bürgertums und der Industriegesellschaft neue Voraussetzungen, die dazu beitrugen, zahllose private Kunstsammlungen mit jeweils verschiedenen Schwerpunkten entstehen zu lassen. Zum Teil verschwanden diese Sammlungen nach ein oder zwei Generationen wieder indem sie vererbt, geteilt, verkauft wurden oder sie gingen auf irgendeine Weise in öffentlichen Besitz über. Es liegt in der Natur der Sache, dass private Sammlungen nur einem sehr kleinen Kreis von Menschen zugänglich sind. Der Aufbau einer Kunstsammlung aber, der in der Regel viele Jahre währt, ist einem Schaffensprozess gleichzusetzen wie er der Entstehung eines Kunstwerks oder etwa eines Romans zugrunde liegt. Im Unterschied zu diesen kann es für die Sammlung jedoch keine Vollendung und kein Ende geben, denn der Sammelnde würde sich selbst des allergrößten Vergnügens berauben, dem Bestehenden Neues hinzufügen zu können.

Der Komponist und Musiker René Clemencic hat in vielen Jahren eine Kunstsammlung ganz spezieller und ungewöhnlicher Art zusammengetragen. Dabei wurde er nicht nur von kunsthistorischen, sondern auch von emotionellen Werten geleitet, die die Anziehungskraft der begehrten Stücke beträchtlich steigerten. Diese holte aus Europa, Asien, der Südsee und sie stammen aus dem 9. Jahrhundert ebenso wie aus der Barockzeit oder aus unseren Tagen. Es ging im auch nie um irgendeine Art von Vollständigkeit indem er dachte, vermeintliche Lücken schließen zu müssen. René Clemencic fühlt sich von Werken der plastischen Kunst besonders angezogen, von deren Dreidimensionalität und der mit ihr zusammenhängenden Eigenschaft, die Erscheinung der Gegenstände je nach Standort des Betrachters zu wechseln. Dass hiebei weniger die Kunstgeschichte eine Rolle spielt –in der Clemencic wohl bewandert ist- als ein Sehgefühl, das durchaus lustvoll sein kann, beweist die Sammlung selbst, die in ihrer Gesamtheit genommen viel über ihren Urheber, den universellen Geist, der Ratio und Emotion glücklich miteinander verbindet, verrät. Die Sammlung ist keinesfalls das Resultat einer aufwändig betriebenen Liebhaberei, sie ist vielmehr das Spiegelbild einer umfassend gebildeten Persönlichkeit, eines Künstlers, der auf einem anderen Gebiet seine eigene große Leistung vollbracht und der mit der ihm eigenen Leidenschaftlichkeit eine der Musik adäquate Ergänzung gefunden hat. Seit einigen Jahren reifte der Gedanke, diese vielseitige, ungewöhnliche Sammlung einem größeren Kreis von Menschen zugänglich zu machen. Die Beweggründe sind jenen der bildenden Künstler zu vergleichen, die ausstellen wollen und müssen, der Komponisten, die ihre Musik aufführen lassen, der Dichter, die ihr Ziel in der Publikation finden, der Schauspieler usw. usw. In den vergangenen Jahren haben private Kunstsammlungen öfter jeweils für einige Monate ihren Weg in Museen und Kunsthallen gefunden und stets großes Interesse beim Publikum gefunden. Die Faszination des Blicks hinter die Tür umfasst Neugier wie die Entdeckerfreude, Kunstwerke aus einem völlig anderen Kontext, in dem private Vorlieben und individueller Geschmack eine Rolle spielen sehen zu dürfen sowie die Gewissheit, sich ein wenig in die Persönlichkeit des Sammlers einfühlen zu können. Gerbert Frodl

René Clemencic Biographie René Clemencic ist Komponist, Dirigent, Flöten- und Clavichord-virtuose, Cembalist und Organist, Leiter und Gründer eines weltberühmten Ensembles für Alte Musik (Clemencic Consort), Musikwissen-schaftler und Schriftsteller, gelernter Philosoph, sowie Sammler von emblematischen Büchern und Skulpturen. Am 27. Februar 1928 in Wien geboren, ist er ein echtes Kind der Donaumetropole. Seine Ahnen stammen aus Istrien, Slowenien, Mähren, Polen. Der Begründer der Germanistik, Karl Lachmann, zählt zu seinen direkten Vorfahren mütterlicherseits. Zu Hause sprach er mit seinem Vater, einem Notar, stets italienisch, mit seiner Mutter deutsch. Philosophie und Musikwissenschaft studierte René Clemencic an der Pariser Sorbonne, dem Collège de France sowie an der Universität Wien, wo er 1956 mit der Dissertation "Sein und Bewußtsein bei Louis Lavelle" den Doktorgrad erlangte. Gleichzeitig studierte er Musik; Blockflöte und Cembalo in Wien, Holland und Berlin, Musikalische Formenlehre bei Erwin Ratz, Musiktheorie beim Schönberg-Freund und Schüler Josef Polnauer, und J.M. Hauers Zwölftonlehre bei Johannes Schwieger. Seit 1957 tritt René Clemencic als Blockflötenvirtuose und Leiter des eigenen Ensembles international in Erscheinung. Seit 1966 Betreuung des "Musica Antiqua"-Zyklus der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. Weit über 100 Schallplatten und CDs erschienen mit ihm als Solist und als Dirigent des Clemencic Consort und anderer Orchester. Er gab Konzerte auf der ganzen Welt und erhielt zahlreiche internationale Preise wie Edison, Grand Prix du Disque, Diapason d'Or, Prix Cecilia und andere mehr. Im Jahr 1989 erhielt der Künstler die Goldene Ehrenmedaille der Stadt Wien, 1996 den Berufstitel Professor, 1997 den Preis "Anima Mundi" der Biennale d'Arte Sacra di Venezia, wie auch den Preis der Stadt Wien Pressetext

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Die Sammlung René Clemencic - Wandlungen: Ereignis Skulptur
Kuratoren HR Univ.Doz. Dr. Michael Krapf
Ausstellungsarchitektur Arch. Martin Kohlbauer
Ausstellungsgrafik fuhrer visuelle gestaltung
Ort: Oberes Belvedere