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Der Frage nach der Bedeutung der Gründer ungegenständlicher Avantgarde-Bewegungen für die heutige Künstlergeneration wurde vor einem Jahr in der Ausstellung Lebt Theo? mit Werken von neun niederländischen Künstlern in Auseinandersetzung mit Theo van Doesburg nachgegangen.

Fortgesetzt wird die Befragung jetzt mit El Lissitzky unter einem Ausstellungstitel, der Bezug nimmt auf die von ihm und Ilja Ehrenburg ab 1922 herausgegebene Zeitschrift Der Gegenstand oder präziser Die Sache. Mit Themen zur Wechselwirkung von Objekten in Zeit und Raum zielte sie insbesondere auf die Kommunikation der Konstruktivisten mit dem Bauhaus. Lissitzky selbst beeinflusste als international agierender Botschafter des russischen Konstruktivismus die europäische Avantgarde der zwanziger Jahre in kaum zu überschaÅNtzendem Masse. Und er verkörperte als Architekt, Maler, Fotograf, Typgraf, Gestalter und Lehrer das Ideal der Werksynthese des Bauhauses.

Dieses zu neuem Leben zu erwecken, haben sich drei Designer/innen und drei Künstler/innen zusammen gefunden, um mit ihren jeweils eigenen Mitteln Lissitzkys damals revolutionäre Gestaltungs- und Formtheorien auf ihre heutige Aktualität hin zu befragen:

Arne Eberhardt belegt als Produktdesigner und Modell- und Ausstellungsbauer die zeitlose Gültigkeit der funktionalen Schönheit technischer Formen.

Daniel Koval spielt als Kommunikationsdesigner mit der konstruktivistischen Typografie, die sich als unerschöpfliches Reservoir mit höchst zeitgenössischem Potenzial erweist.

Dass das gleichfalls für die grafische Komposition gilt, stellt die Textildesignerin Iris Maschek mit ihren graphisch reduzierten und zugleich dynamisch komponierten Tapetenentwürfen unter Beweis. In seiner Auseinandersetzung mit den Traditionen der Moderne widmet Lars Breuer der ungegenständlichen, reduzierten, rationalen Kunst des Konstruktivismus besondere Aufmerksamkeit. Seine Bilder thematisieren graphische Gestaltung mit überwiegend geometrischen Formen, Mustern und Typographie in einer auf Schwarz und Weiß beschränkten Farbpalette.

Andrea Knobloch schafft raumbezogene Arbeiten aus gefaltetem, collagiertem oder geschnittenem Papier. Die dynamische Präsenz ihrer Objekte und Modelle beruht auf einer formalen, meist dem Dreieck verpflichteten Klarheit, die durch die materielle und technische Einfachheit nochmals eine Steigerung erfährt.

Für Kyrill Koval, den Initiator und ‚Kopf’ des Ausstellungsprojekts, zeigen sich die Überbleibsel der Bauhausideale in den Baustellen der Großstadt, die entsprechend das Material für seine Kunst liefern. Über dieses zündet er Reflexionen, die von der Ästhetik industriell gefertigter und normierter Gegenstände über Gestaltungs- und Ordnungsprinzipien in ihrer alltäglichen Omnipräsenz bis hin zu einer Rückbesinnung auf den Raum bzw. eine neue Philosophie des Raumes reichen.

Nach dem letztjährigen Auftakt des Projekts mit einer Ausstellung bei Schilling Architekten in Köln unter Beteiligung von vier Künstler/innen und Designern, erfährt nun Die Sache 2011 in Bonn eine Erweiterung und Vertiefung des Themas, das auch im kommenden Jahr fortgesetzt werden soll.

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Die Sache / 2011
Die Aktualität El Lissitzkys, befragt in Werken von Lars Breuer, Arne Eberhardt, Daniel Koval, Andrea Knobloch, Kyrill Koval, Iris Maschek