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4. September – 21. November 2021
Vernissage: Freitag, 3. September, 19 Uhr (Volksbad)
Presserundgang: Freitag, 3. September 2021, 11 Uhr (Museum)

Die relative Vermessung der Welt.
Künstlerbücher aus der Sammlung Opitz-Hoffmann
Fotografische Porträts ausgewählter Künstlerinnen und Künstler
aus der Sammlung Opitz-Hoffmann von Renate Brandt

Der Umfang und die Qualität der Sammlung machen die Schenkung Opitz-Hoffmann zu der mit Abstand wichtigsten Bereicherung, die die Kunstsammlung Jena in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erfahren hat. Neben der Botho Graef-Stiftung, mit der Ernst Ludwig Kirchner 1918 das Andenken seines väterlichen Freundes Botho Graef ehrte und der Kunstsammlung sein gesamtes druckgrafisches Frühwerk schenkte, ist es die bis heute umfangreichste Einzelerwerbung für die Jenaer Sammlung.

Bei der Sammlung Opitz-Hoffmann handelt es sich zum größten Teil um Arbeiten auf Papier, um Zeichnungen, Drucke, Fotografien, Künstlerbücher und Multiples. Von der klassischen Zeichnung bis zur konzeptionellen Plastik, vom aufklärerischen Manifest eines Joseph Beuys bis zur Landkartenüberarbeitung von Nanne Meyer steckt die Sammlung voller Überraschungen und liefert einen exzellenten Blick auf viele der innovativsten und eindrucksvollsten Positionen der Kunst unserer Zeit. Im Fokus des Sammlerehepaares stand von Beginn an jene Kunst, die – beginnend mit Joseph Beuys – einen experimentellen, prozessualen und allein auf die Aura des Werkes fixiertem Kunstbegriff folgt. Der erst spät geehrte Franz Erhard Walther steht hierfür ebenso stellvertretend wie Hans-Peter Feldmann, Timm Ullrichs oder Bogomir Ecker. Viele dieser Künstler teilen eine Leidenschaft für Künstlerbücher, die oft – wie etwa bei Marc Dion – in aufwändigen Editionen des Salon-Verlages von Klaus Theewen entworfen und vertrieben werden. Von wenigen Überschneidungen – wie etwa bei Felix Droese – abgesehen, unterscheiden sich diese Bücher erheblich von jenen „Malerbüchern“, die aus der französischen und deutschen Kunst der Klassischen Moderne bekannt sind. Die Künstlerbücher von Hanne Darboven, Iris Häussler und Rune Mields folgen zwar den Prinzipien eines Gesamtkunstwerkes, sind aber keine jener Zimelien deren Schönheit sprachlos macht. Oft sind es Auflagenobjekte, die im Offset produziert, auf Verbreitung zielen. Dennoch sind sie aber zugleich auch aufwändig gestaltete – oft konzeptuell geprägte – Gesamtkunstwerke, die eines verlangen: Zeit und Aufmerksamkeit.

Die Zahl der Bücher ist groß und nicht alle sind auf Grund ihres Charakters originale Kunstwerke, sondern im Offset multiplizierte Auflagenobjekte. In der Ausstellung werden mehr als 100 Werke gezeigt. Da viele der Editionen mehrteilig sind, wird die Ausstellung neben Büchern auch zahlreiche Multiples, Zeichnungen, Fotos oder andere Editionen zeigen.

Eine Auswahl der Künstlerinnen und Künstler dieser Ausstellung wurden von der Bonner Fotografin Renate Brandt begleitet und in porträtiert. Alle Fotos sind quadratisch, die meisten davon in schwarz-weiss und allen eigen ist der sensible, entschleunigte, auf das Essenzielle zielende Blick der Fotografin. Doch was so beiläufig daherkommt ist Ergebnis langen Sehens, professionell gerade deshalb, weil diese sich im Zenit einen leichten Gang erreicht. So gesehen erweisen sich die Fotos von Renate Brandt als komplexe poetische Signaturen, die vor allem eines sind, empathische Huldigungen an die Porträtierten. Dank des dauerhaften Engagements der Sammlung Opitz-Hoffmann, zählen die ausgestellten Fotos nunmehr zum Bestand der Kunstsammlung Jena/Sammlung Opitz-Hoffmann.

Der Prozess der Ausstellungsvorbereitung ist noch nicht abgeschlossen. Zu den bisher ausgewählten Künstlerinnen und Künstlern zählen vermutlich: Monika Bartholomé, Lothar Baumgarten, Joseph Beuys, Anna Blume & Bernhard Johannes Blume, Christian Boltanski, Marcel Broodthaers, James Lee Byars, Hanne Darboven, Mark Dion, Felix Droese, Hans-Peter Feldmann, Jochen Gerz, Iris Häussler, Jenny Holzer, Jochen Lempert, Nanne Meyer, Rune Mields, Boris Mikhailov, Christa Näher, Wolfgang Nestler, Peter Piller, Sigmar Polke, Ulrike Rosenbach, Nora Schattauer, Eva-Maria Schön, Katharina Sieverding, Rosemarie Trockel, Timm Ulrichs, Thomas Virnich, Franz Erhard Walther und Dorothee von Windheim.

Die Ausstellung wird von der Staatskanzlei des Freistaates Thüringen gefördert.