press release only in german

Die "Neuen Auftraggeber" in Frankreich

Künstler: Studio Vito Acconci, Steven Gontarski, Tadashi Kawamata, Michelangelo Pistoletto, Alain Sechas, David Artaud / Xavier Veilhan, Rémy Zaugg

Kuratoren: Alexander Koch, Ilina Koralova, Barbara Steiner

Im Jahr 1992 wurde in Frankreich erstmals ein Programm erprobt, das die zeitgenössische Kunst neu in der Gesellschaft verankern sollte: Die „Nouveaux Commanditaires“ („Neue Auftraggeber“). Von dem belgischen Künstler François Hers initiiert, stellt dieses Programm eine Struktur bereit, die es potenziell jedem erlaubt, Initiator und Auftraggeber eines Kunstprojektes zu werden – unabhängig von den eigenen finanziellen Mitteln, von vorangegangenen Erfahrungen mit der Kunst oder von dem Wissen, wie man Kunst eigentlich „produziert“. Seit 1991 wurden mehr als 200 Projekte mit über 1000 Partnern und einem Finanzvolumen von rund 30 Millionen Euro realisiert – alle aufgrund der Initiative einzelner Bürgerinnen und Bürger, die ein Anliegen hatten, dem sie durch ein Kunstwerk Ausdruck verleihen wollten. Heute sind die „Neuen Auftraggeber“ zu einem europäischen Programm herangewachsen, seit 2009 gibt es sie auch in Deutschland.

Die Ausstellung zeigt sieben Projekte der „Nouveaux Commanditaires“ in Frankreich aus der Zeit von 1993 bis 2007. Sie demonstriert dabei die Methode des Programms: Warum wünschen sich Menschen ein Kunstwerk? An wen richten sie diesen Wunsch? Wie finden sie die richtigen Künstlerinnen und Künstler? Skizzen, Modelle und Werkbeispiele, Dokumentarfilme und Texttafeln zeichnen nach, wie künstlerische Werke von internationalem Rang in einem sozialen Produktionsprozess entstehen, der das Verhältnis von Kunst und Öffentlichkeit auf neue Füße stellt.

Die Ausstellung ist Teil des Jahresprogramms der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig. Unter dem Titel „Ein Auftrag für die Kunst?“ soll gefragt werden, wie es um den gesellschaftlichen Auftrag der Kunst und ihrer Institutionen steht. Wie nehmen diese heute zwischen Autonomie, Vereinnahmung und Partizipation an der Gestaltung des sozialen Lebens teil? Wer ist ihr Auftraggeber? Welche Erwartungen richten sich an sie? Die Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig möchte zu einer offensiven, öffentlichen Diskussion über den gesellschaftlichen Stellenwert der Kunst und ihrer Institutionen beitragen.

Vor diesem Hintergrund nimmt das Modell der „Neuen Auftraggeber“ eine Schlüsselposition im Jahresprogramm der GfZK ein. Sie ist eine von sechs deutschen Institutionen, die 2010 in Kooperation mit der Bundeszentrale für politische Bildung in einer Pilotphase „Neue Auftraggeber“-Projekte durchführen, um das Programm in Deutschland vorzustellen und zu etablieren. Neben der GfZK nehmen der Hartware-Kunstverein Dortmund, das Künstlerhaus Stuttgart, die ACC-Galerie Weimar, der Brandenburgische Kunstverein Potsdam und die Deichtorhallen Hamburg an der Pilotphase teil. Die Kurator/innen der Ausstellung, Ilina Koralova und Barbara Steiner, sind selbst Mediatorinnen des Programms, Alexander Koch ist Vorsitzender der „Neuen Auftraggeber“ in Deutschland.