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In der Mitte des 18. Jahrhunderts malte Jean-Baptiste Oudry eine Reihe lebensgroßer »Porträts« von den exotischen Bewohnern der königlichen Menagerie in Versailles. Diese spektakuläre Bildserie wurde kurz darauf vom mecklenburgischen Herzog Christian Ludwig II für seine Gemäldesammlung erworben. Heute zählt das einzigartige Ensemble zu den Hauptwerken des Staatlichen Museums Schwerin.

In der Kunsthalle Tübingen wird Oudrys gemalte Menagerie nun zusammen mit weiteren Werken dieses Künstlers präsentiert. Prachtvolle Höhepunkte sind das »Rhinozeros« und der »Löwe«, die nach erfolgreicher Restaurierung am Getty Museum in Los Angeles erstmals seit 150 Jahren wieder zu sehen sind.

Jean-Baptiste Oudry (1686-1755) war einer der bedeutenden Maler seiner Zeit und eine angesehene Persönlichkeit im kulturellen Leben von Paris. Als Hofmaler spezialisierte er sich auf Jagdszenen von großer Lebendigkeit und Dramatik, die zu den Lieblingsthemen des Königs Louis XV. zählten. Ab 1734 leitete Oudry die Manufaktur für Tapisserien in Beauvais, seit 1743 trug er den Titel eines Professors an der Königlichen Akademie der Künste.

Mit seinen Stillleben und Landschaften, vor allem aber mit seinen Tierbildern war der Künstler äußerst erfolgreich. Zu seinen internationalen Bewunderern zählten, neben der schwedischen Königsfamilie, die Herzöge von Mecklenburg-Schwerin, an deren Hof die größte Sammlung von Werken Oudrys außerhalb Frankreichs zusammengetragen wurde.

Oudrys Tierporträts entstanden in einer Zeit, in der die Beobachtung der Natur an die Stelle der Übernahme älterer bildnerischer Vorlagen trat. Welche Rolle dabei die unmittelbare Anschauung exotischer Lebewesen spielte, zeigt die Geschichte des Nashorns »Clara«, die ebenfalls in der Ausstellung nachgezeichnet wird.

Holländische Seefahrer brachten Clara 1741 aus Ostindien nach Europa. 20 Jahre lang wurde es auf Reisen quer durch den Kontinent gezeigt. Tausende Menschen bestaunten das Tier und zahlreiche Künstler fertigten Studien an, die als Vorlagen für Gemälde, Drucke oder Porzellanfiguren dienten. Oudry malte 1749 die einzige lebensgroße Darstellung, die auch heute noch einen Eindruck von der sensationellen Wirkung Claras auf ihre Zeitgenossen vermittelt.

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Die königliche Menagerie
Jean-Baptiste Oudry (1686-1755) und das exotische Tierporträt