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Mit „Die Erinnerung ist oft das Schönste - Fotografische Porträts von Romy Schneider" stellt die Stiftung Opelvillen die großen Fotografen Herbert List, Max Scheler, Roger Fritz, F. C. Gundlach, Will McBride, Peter Brüchmann, Werner Bokelberg, Helga Kneidl und Robert Lebeck vor. Alle fotografierten Romy Schneider auf ganz unterschiedliche Weise, als junges Mädchen, in ihren Filmrollen, mit ihren Kinder n, scheinbar unbeobachtet im Alltag oder in Posen und Verkleidungen, fröhlich oder nachdenklich, schön und verletzlich. Zu sehen sind mehr als 140 Aufnahmen, davon werden rund 40 erstmals gezeigt.

Von kaum einem anderen Star existieren so viele verschiedene und so widersprüchliche Bilder. Romy Schneider wurde tausendfach fotografiert – und doch ist sie immer rätselhaft geblieben. Die in der Ausstellung präsentierten Fotografen trafen nur einmal auf Romy – Herbert List etwa hielt den Teenager um 1954 auf bisher unbekannten Bildern fest – oder begleiteten sie durch ihr Leben, wie Robert Lebeck, dem seit den 1950er-Jahren bis kurz vor ihrem Tod beeindruckend persönliche Aufnahmen gelangen.

Die Momentaufnahmen lassen den Mythos Romy lebendig werden, gleichzeitig wird die Vergänglichkeit des Daseins auf eindrückliche Weise sichtbar. Denn das Grundwesen der Fotografie ist es, ein Abbild zu schaffen, um Geschehenes dauerhaft bezeugen zu können. Doch schon im Moment der Aufzeichnung ist das aufgenommene Foto nur noch Beleg eines flüchtigen Augenblicks.

Bisher unveröffentlicht sind die Fotografien von Herbert List, Werner Bokelberg, Peter Brüchmann, Roger Fritz und Max Scheler. Auch ein Großteil der Fotos von F. C. Gundlach und Will McBride werden zum ersten Mal öffentlich ausgestellt und publiziert. Die Fotografien von Helga Kneidl und Robert Lebeck sind bereits in Büchern über Romy Schneider erschienen. Diese Bände sind jedoch vergriffen.

Zur Entstehungsgeschichte und zum Hintergrund der Ausstellung

Die Idee, fotografische Porträts von Romy Schneider zum Thema einer Ausstellung und eines Buches zu machen, entstand schon vor Jahren. Begonnen hat die Suche nach Romy-Bildern mit kleinen Porträts aus vergilbten Zeitschriften , Flohmarktware, die in keiner Zeile die Urheber preisgab. Hier setzte die Recherche an, die Dr. Beate Kemfert zu der Auswahl von neun großen Fotokünstlern führte: Peter Brüchmann, Werner Bokelberg, Roger Fritz, F. C. Gundlach, Helga Kneidl, Robert Lebeck, Herbert List, Will McBride und Max Scheler. Die Fotografen und deren Mitarbeiter unterstützten mit unendlicher Geduld die Ausstellung und die Publikation, sie öffneten ihre Archive, zogen Schubladen, prüften Abzüge und stellten nicht veröffentlichte Fotos zur Verfügung.

Dr. Beate Kemfert versteht „Die Erinnerung ist oft das Schönste - Fotografische Porträts von Romy Schneider“ als Schlüsselausstellung zum Verständnis der Fotografie im Allgemeinen und des fotografischen Porträts im Besonderen. Angelehnt an den französischen Kulturwissenschaftler Roland Barthes erfolgte die Suche nach einem entscheidenden Romy-Porträt. In seinem Essay Die helle Kammer - Bemerkungen zur Photographie beschreibt Roland Barthes, wie er sich nach dem Tod seiner Mutter auf die Suche nach ihrem „wahren“ Foto begab. Aus unzähligen Bildern wählte er schließlich allein ein Kinder foto aus, über das jeder andere Betrachter schnell hinweggeschaut hätte, das für ihn jedoch etwas besaß, das er in keiner anderen Abbildung fand. Nur dieses Foto zeigte für Barthes die Einzigartigkeit seiner Mutter. Barthes beschreibt die Fotografie allgemein als Faszinosum, das wahrgenommen, erblickt und angeschaut sein will. Er empfiehlt, genau hinzuschauen, um im Foto Magie und Alchimie und ein Symbol der Unsterblichkeit zu sehen und schließlich sogar den abstrakten „Ausdruck“ – „dieses Unerhörte, das vom Körper zur Seele führt“ - zu finden. Barthes Empfehlung bekommt eine besondere Bedeutung, wenn man auf Fotografien eines Menschen trifft, den man persönlich vielleicht gar nicht gekannt hat und der dennoch Empfindungen auslöst, die sich mit Liebe und Mitleid beschreiben lassen.

Es ist dieses von Barthes beschriebene Erstaunen, das einen beim Anblick einer Fotografie von Romy Schneider erfasst. Tatsächlich fühlt sich die Ergriffenheit, die einen unwillkürlich erfasst, zunächst seltsam an, da man weder am Geschehen noch an der Aufnahme beteiligt war. Lediglich ein Foto liegt uns Jahre nach seiner Entstehung in Händen, gedruckt auf Papier, bestehend aus Schwärze auf hellem Grund, das aber zu erzählen beginnt, sobald wir es näher anschauen. Die Chiffren dazu haben die Fotografen und das Model in den Momenten ihrer Begegnungen gelegt. Nun treten wir als Betrachter hinzu und jeder Besucherin und jedem Besucher wird es ermöglicht, das für ihn „wahre“ Romy-Porträt auszuwählen.

Wir sehen Porträts einer Romy Schneider, die als junges Mädchen oder erfahrene Frau ansieht. Momente, die in der Vergangenheit liegen, werden auf diese Weise wieder gegenwärtig. Die Quellen für das Licht, das ihr Abbild transportierte, waren natürlicher, wenn sie auf der Straße lief, oder künstlicher Art, wenn im Studio die Scheinwerfer auf sie gerichtet wurden. Herbert List, der frühe Atelieraufnahmen von ihr schoss, führte das Licht seitlich an das junge Mädchen derart vorsichtig heran, dass der Lichteinfall einer zärtlichen Berührung gleicht, die eine weiche Partie ihres Gesichtes liebkost. Aber es ist nicht nur diese Geste, sondern auch ein winziges Detail, das den Bann der Aufnahme verstärkt. Romy Schneider trägt ein Accessoire, das eher nachdenklich stimmt, wenn man der Deutung Glauben schenkt, dass Elefanten mit erhobenem Rüssel als ausgesprochene Glücksbringer gelten. Andere Fotografen, wie Max Scheler, der sie wenig später in Venedig bei Dreharbeiten traf, ordnen der jungen Schauspielerin Gegenstände eindeutig nicht assoziativ, sondern kontrastierend zu. Scheler zeigt uns Romy Schneider, nicht Sissi, die den Handspiegel prüfend hält, um ihre Krone zu richten. Auch Roger Fritz nimmt die Schauspielerin Jahre später vergleichbar auf. Er begleitet sie als Freund, auf der Straße, ins Café, in ihre Wohnung. Ihm schenkte Romy Schneider ein Lächeln, das erwidert werden will. Peter Brüchmann gelang es auf einem Filmball, sie heiter, unbeschwert, ja sogar herzhaft lachend festzuhalten. Und immer wieder sehen wir dieses besondere Licht, das ihr Antlitz in Reflexen und Akzente erhellt und zum Strahlen bringt. Auch hierin drückt sich die Zuneigung der Fotografen aus, die heute uns erfasst.

Große Fotografen sind immer Porträtisten, sie schaffen Bilder der Vergänglichkeit, die von Leben und Tod erzählen. Peter Brüchmann, Werner Bokelberg, Roger Fritz, F. C. Gundlach, Helga Kneidl, Robert Lebeck, Herbert List, Will McBride und Max Scheler verstanden, das Wesen von Romy Schneider auf einzigartige Weise festzuhalten. Ja, so ist sie gewesen , möchte man beim Betrachten der Ausstellung mit über 140 Fotografien sagen, wenn man erkennt, wie die neun ausgewählten Fotografen, der Schauspielerin auf ihre je individuelle Weise die Maske nehmen, um das wechselvolle Leben in ihrem Gesicht dauerhaft erscheinen zu lassen.

Das Projekt mit mehr als 140 Fotografien, die teilweise zum ersten Mal abgezogen, gerahmt, ausgestellt und dadurch öffentlich wurden, ließe sich nicht ohne die Hilfe von Partnern ermöglichen: Als Sponsoren für die Ausstellung fungieren die Gesundheits- und Pflegezentrum Rüsselsheim gGmbH, die Canon Deutschland GmbH, DBV-winterthur Deutschland AG, die Rüsselsheimer Volksbank eG, die Media Markt TV-Hifi-Elektro GmbH in Bischofsheim , und eine namhafte Persönlichkeit aus dem Umfeld von Romy Schneider, die anonym bleiben möchte. Der besondere Dank der Stiftung Opelvillen gilt dem Geschäftsführer des GPR-Klinikums Friedel Roosen. Grundsätzlicher Dank gilt wie bei jeder Ausstellung der Stadt Rüsselsheim, stellvertretend dem Oberbürgermeister Stefan Gieltowski und dem Bürgermeister und Kulturdezernenten Jo Dreiseitel, der Adam Opel GmbH und ihrem Geschäftsführer Hans Demant, und dem Freundeskreis und den Wegbegleitern der Stiftung Opelvillen, durch die die Arbeit der Stiftung überhaupt erst ermöglicht wird.

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Die Erinnerung ist oft das Schönste - Fotografische Porträts von Romy Schneider
Kurator: Beate Kemfert

Künstler: Herbert List, Max Scheler, Roger Fritz, F.C. Gundlach, Will McBride, Peter Brüchmann, Werner Bokelberg, Helga Kneidl, Robert Lebeck

Stationen: Opelvillen Rüsselsheim, Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg, Kunstmuseum Dieselkraftwerk Cottbus