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... Wunder Eisenbahn Religion Treue Erdäpfel Kreuz Lenin Luxus ... das sind einige der Worte, die wir aus Zeitungen, Rundfunk- und Fernsehsendungen, Politikerreden, Werbung, intellektuellen Essays und persönlichen Gesprächen mit FreundInnen und ExpertInnen entnommen haben. Es sind Begriffe, die das Denken und Handeln der Jetztzeit zu bestimmen scheinen. Auffallend ist, dass es Begriffe (Phänomene, Dinge, Sehnsüchte, Emotionen, Vorstellungen etc.) sind, die bereits vor Jahren oder gar Jahrzehnten gebraucht wurden und die nach einer Zeit der Latenz gleich bedeutend oder neu auf die Jetztzeit eingestimmt wieder präsent sind. Kurzum: Es handelt sich um Begriffe, die sich bewährt zu haben scheinen oder tatsächlich bewährt haben und die nun den Alltag prägen. Daher nennen wir diese Worte „wahre Werte“.

Offensichtlich sind wir alle in recht unsichere Zeiten geraten. Denn jene zwei Begriffe, die gegenwärtig weltweit in den Schlagzeilen der Medien gern dramaturgisch eingesetzt werden, heißen Angst und Zukunft. Zwischen diesen beiden Begriffen, also zwischen A und Z, werden die wahren Werte alphabetisch geordnet und kommentiert in zwei Enzyklopädien festgehalten. Eine „vollständig“ - rund tausend haben wir bereits registriert - in einem Buch, das mit Ausstellungsende erscheinen soll. Eine Auswahl von „ausstellungsfähigen“ Werten wird in einer Schau im Künstlerhaus so vorgestellt, als würde der Alltag in eine Ausstellung verwandelt. Die Ausstellung als auch das ihr folgende Buch heißen „Die Enzyklopädie der wahren Werte. Die Wiederkehr des Gleichen in Architektur Design Lifestyle Politik. Ein Passagenwerk.“

Passagenwerk aus zwei Gründen: Einerseits werden das Buch und die Ausstellung dem deutschen Philosophen Walter Benjamin gewidmet. Seine Wahrnehmungen und Betrachtungen stellen fundamentale Gedanken zu einigen Phänomenen der modernen Warenwelt wie etwa Reproduzierbarkeit, Original und Nachahmung, Kunstwerk, Ware und Aura, die Bedeutung der Massenmedien in der Informationsgesellschaft sowie der Globalisierung dar. Zweitens: Dem Untertitel „Ein Passagenwerk“ entsprechend wird die Ausstellung als eine Passage gestaltet.

Ein Laufsteg, der durch die Ausstellungsräume geht, trennt die BesucherInnen von den größtenteils frei aufgelegten Exponaten, die den Werten zugeordnet sind. Sie stellen den Wert dar: in seinem Bezug zu Architektur und Design gleichermaßen wie zu Lifestyle und Politik. Wie „wahr“ diese Werte scheinen und sind, galt es in intensiven Gesprächen mit einem vielköpfigen Ideenkomitee und den AutorInnen des Buches zu klären. Wie die „Werte“ zur Darstellung kommen, entscheiden nicht zuletzt die zum öffentlichen Arrangement eingeladenen ArchitektInnenteams. Hauptaufgabe des Ausstellungsteams in der Welt von A-Z war und ist es also, die Öffentlichkeit anzusprechen und sie um Meinung und Mithilfe zu bitten.

Eine wechselnde Bespielung des Schaufensters mit einigen ausgewählten Werten sowie Diskussionen mit ExpertInnen begleiten die Ausstellung. Die durch die laufende öffentliche Diskussion gewonnenen Erkenntnisse sollen anschließend in die Umsetzung der Ausstellung einfließen: So ist es gut möglich, dass die Ausstellung in den fünf Monaten ebenso einem Wandel unterworfen ist, wie es die Werte selbst sind.

Als klare kuratorische Aussage und unveränderlich hingegen präsentiert sich der Raum, der die Enzyklopädie bei A öffnet und bei Z wieder schließt. Distanz ist hier keine Tugend, Unmittelbarkeit die Herangehensweise. Warm und verlogen, herzig und überfüllt ist es unser zeitgenössisches Paradies.

Die Enzyklopädie der wahren Werte. Die Wiederkehr des Gleichen in Architektur Design Lifestyle Politik. Ein Passagenwerk. - eine kleine, aber vollständige Weltausstellung.

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Die Enzyklopädie der wahren Werte
Die Wiederkehr des Gleichen in Architektur
Design Lifestyle Politik. Ein Passagenwerk.