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Aus Anlass des 60-jährigen Bestehens der Galerie Beyeler und der bereits 10-jährigen Erfolgsgeschichte der Fondation Beyeler soll erstmals in Form einer Ausstellung der Versuch einer Rückschau unternommen werden. Die als Hommage an die Galeristen und Museumsgründer Hildy und Ernst Beyeler konzipierte Ausstellung versammelt über 130 Highlights der einst gehandelten Meisterwerke und lässt sie mit der herausragenden Sammlung der Fondation Beyeler in einen Dialog treten. An die 16 000 Gemälde, Zeichnungen und Skulpturen – Druckgrafiken und Editionen ausgenommen – wurden an der Basler Bäumleingasse 9, der bis heute unveränderten Stammadresse, gehandelt. Die Galeriegeschichte gibt Anlass zu staunender Bewunderung, gehört Ernst Beyeler doch zweifellos zu den bedeutendsten Kunsthändlern des 20. Jahrhunderts. In einem weitläufigen Parcours, der das ganze Hauptgeschoss des Museums einbezieht, wird das breite Spektrum der Werke, die durch Ernst Beyelers Hände gegangen sind, anschaulich. Unzählige Werke sind heute im Besitz bedeutender Schweizer und internationaler Museen sowie von Privatsammlungen. Manch spektakulärer Museumsankauf, manch unvergessene Ausstel-lung wären ohne Ernst Beyelers Engagement undenkbar gewesen. Ebenso zählen die freundschaftliche Beratung und Betreuung einiger der bedeutendsten Privatsammlungen des 20. Jahrhunderts wie auch die Pflege ausserordentlicher Kontakte in der Welt der Kunst zu seinen Verdiensten. Dieses weite Beziehungsnetz zu den Museen und Privatsammlungen wird in der Ausstellung sichtbar.

Aus dem überwältigenden Bestand an künstlerischen Arbeiten ergibt sich ein Panorama in Bildern, das unter anderem Meisterwerke von Braque, Bonnard, Cézanne, Dubuffet, Gauguin, Giacometti, van Gogh, Gris, Kandinsky, Klee, Léger, Miró, Mondrian, Monet und Picasso umfasst – Sammlungschwerpunkte, die in der Ausstellung durch die Leihgaben zu kohärenten Gruppen und Raumensembles erweitert werden. Darüber hinaus werden aber auch der persönliche Blick und die besonderen Vorlieben des Sammlerehepaars erfahrbar. Wichtigster Künstler der Galerie war und ist Pablo Picasso, der auch in der Sammlung Beyeler mit über 30 Werken am stärksten vertreten ist und folglich in der Schau eine besondere Gewichtung erfährt. In diesem »musée imaginaire« fügen sich Werke, die man hat ziehen lassen, mit jenen, die man sich zurückzulegen erlaubte, zu einer Hommage an ein Lebenswerk, zu einem Porträt in Bildern eines genialen Kunsthändlers, dem wir einen Ort der lebendigen Begegnung mit der Kunst verdanken.

1945 übernahm Ernst Beyeler das Kunst- und Buchantiquariat von Oskar Schloss in Basel, das ab 1947 graduell in eine Kunsthandlung umgewandelt wurde. Die Galerie erreichte rasch internationales Niveau. In sechs Jahrzehnten folgten über 250 Ausstellungen, die schnell über Basel hinaus Renommee erlangten. Hildy und Ernst Beyeler sind ihrer Heimatstadt Basel treu geblieben und nicht in eine der Kunstmetropolen wie Paris und New York gezogen. Doch war ihre Tätigkeit stets international ausgerichtet. Hoher Qualitätsanspruch und Respekt vor dem Werk, getragen von der Liebe zur Kunst, sind charakteristisch für Ernst Beyeler. Mit seiner freundlichen Gelassenheit und dem gleichsam natürlichen Umgang mit den Bildern faszinierte er seine Kundschaft und Umgebung. Selber blieb er seiner künst-lerischen Ausrichtung sechzig Jahre treu. Als prägende Kraft der Art Basel, deren Mitbe-gründer und Mitglied im Komitee er war, hat er die Geschicke der Messe seit 1970 geleitet und massgeblich für deren Erfolg verantwortlich gezeichnet. 1982 wurde die Sammlung in die Beyeler-Stiftung überführt und 1997 schliesslich die von Renzo Piano errichtete Fondation Beyeler in Riehen eröffnet.

Der Rundgang durch die Ausstellung beginnt mit Meisterwerken von Vincent van Gogh und Paul Gauguin im ersten Saal des Museums. Van Goghs Arlésienne (1890) aus der Galleria Nazionale d’Arte Moderna in Rom und das Portrait du facteur Roulin (1889) aus dem Museum of Modern Art, New York, sind unter anderem zu sehen. Im zweiten Saal folgt Paul Cézanne, ein für die Sammlung zentraler Künstler. Die Sept baigneurs (um 1900) der Fondation treffen auf die Cinq baigneuses (1885–1887) des Kunstmuseums Basel. Dem chronologisch frühesten Bild der Fondation Beyeler, Madame Cézanne au fauteuil jaune (1888–1890), werden zwei Selbstbildnisse des Künstlers gegenübergestellt. Dem in der Abfolge der Museumssäle anschliessenden Kubismus – neben Picasso und Braque wird auch Juan Gris, der in der Sammlung nicht vertreten ist, mit höchst exquisiten Früharbeiten gezeigt – steht der frühe Fernand Léger mit drei Gemälden der Serie Contraste de formes aus der K20 Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, der Hilti art foundation sowie der Sammlung Beyeler gegenüber. Der Saal mit Pierre Bonnard überrascht aufgrund der Dichte der ausgewählten Werke, unter denen besonders die Nu à la baignoire (1931) aus dem Pariser Centre Georges Pompidou und La grande baignoire (1937–1939) hervorstechen. Die Sammlungswerke Piet Mondrians sind in den Giacometti-Saal und damit in den vorderen Teil des Museums gerückt, wo insbesondere die als Leihgaben angereisten Trees die Aufmerksamkeit auf sich ziehen.

Um ein Schlüsselwerk der Sammlung Beyeler, Wassily Kandinskys Improvisation 10 von 1910, ist ein ganzer Raum mit insgesamt sechs Gemälden dieser zentralen Werkphase vor dem Ersten Weltkrieg, darunter das Bild mit drei Flecken (1914) aus dem Madrider Museo Thyssen-Bornemisza, arrangiert worden.

Legendär ist die Geschichte, als Ernst Beyeler Picasso in Mougins besuchte und in dessen Atelier 26 Werke für den Verkauf aussuchen durfte. In der Sammlung geblieben ist Le sauvetage (1932). Einem Bouquet der gehandelten Werke gleich, wird der angestammte Picasso-Saal der Fondation für die Hommage noch dichter mit Werken des Malergenies der klassischen Moderne bestückt. Aus den immer wieder gehandelten Frauenbildnissen Picassos, die zum Teil auch in die Sammlung Eingang gefunden haben, werden zwei Spitzenwerke gezeigt, die in ihrer schlichten Schönheit überwältigenden Porträts von Marie-Thérèse: Femme au fauteuil jaune (1932) und aus der Sammlung Emily Fisher Landau, New York, Femme à la montre (1932). Darauf folgt der späte Léger der zwanziger Jahre in einem Pas de deux mit Jean Arp.

Mit den für die Ausstellung ausgewählten Werken von Henri Matisse wird ein Hauptthema Beyelers aufgegriffen: die Halbabstraktion, das Changieren zwischen Figuration und Abs-traktion. Besonders hervorzuheben ist hier, neben dem sammlungseigenen Jardin à Issy (um 1917), das Gemälde La table de marbre rose (1917) aus dem New Yorker Museum of Modern Art. Beyelers Interesse auch am späten Picasso wird in den grossen Frauenge-stalten greifbar, die eine frische, wilde Malerei offenbaren. Eine Zusammenführung auf Zeit erleben die Landschaften, Atelierbilder uind Stillleben Alberto Giacomettis mit den Skulpturen des Künstlers, die das Erscheinungsbild der Fondation Beyeler massgeblich prägen.

Ernst Beyelers Vorliebe für Spätwerke zeigt sich auf besondere Weise bei den eigenen reichen Beständen an Arbeiten Paul Klees, die sich in der Ausstellung vor allem durch Leihgaben aus deutschen Museen zu einem eindrucksvollen Ensemble verdichten. Ein Meilenstein in der Karriere des Kunsthändlers war, als durch seine Vermittlung 88 Klees aus der wichtigen Sammlung des Stahlmagnaten G. David Thompson an die Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen gingen. Von Joan Miró ist als Pendant zum sammlungseigenen Paysage au coq (1927) die Paysage au lapin et à la fleur (1927) aus der National Gallery of Australia, Canberra, anzuführen. Im grössten Saal der Fondation schliesslich trifft das Spätwerk von Matisse in Gestalt der berühmten Papiers découpés auf den durch ihn beeinflussten Ellsworth Kelly. Matisse’ wandfüllende Arbeit La perruche et la sirène (1952) aus dem Stedelijk Museum, Amsterdam, herausragendes Beispiel der vielen gehandelten Papiers découpés, tritt in Dialog mit Kellys vierteiligem Sammlungs-Werk Blue Black Red Green (2000). In konzentrierter Anordnung folgen Werke weiterer Amerikaner der Pop Art – Andy Warhol, Robert Rauschenberg und Roy Lichtenstein. Manchem Künstler der Samm-lung wurde in der Fondation Beyeler eine monografische Ausstellung eingerichtet, so etwa Francis Bacon. Der herausragend bestückte Raum gemahnt an die legendäre Bacon-Ausstellung von 2004. Ihren Abschluss findet »Die andere Sammlung« in einer Auswahl hochkarätiger Dubuffets, in denen noch einmal das Thema der Frauenporträts mit drei Corps de dame aufgegriffen wird.

Höchste Qualität und erlesene grafische Gestaltung waren von Anfang an auch das un-verwechselbare Markenzeichen der Galeriepublikationen. Picasso wurde nicht zuletzt wegen der Kataloge auf Ernst Beyeler aufmerksam. Ein kompletter Satz an Galeriekatalogen und ausgewählte Plakate, die in verschiedenen Bereichen des Museums präsentiert werden, gewähren einen Überblick über die zahlreichen Ausstellungen der Galerie.

Die Ausstellung wurde von Gastkurator Oliver Wick und Christoph Vitali, Direktor der Fondation Beyeler, kuratiert.

Neben Ihrem Kunstengagement setzen sich Ernst und Hildy Beyeler seit Jahrzehnten mit beeindruckender Überzeugung für die Erhaltung und den Schutz unserer natürlichen Umwelt, im Besonderen für unsere Wälder, ein. Die gleichzeitig im Untergeschoss statt-findende Ausstellung »Wälder der Erde« dokumentiert dieses Engagement auf eindrückliche Weise.

Zur Ausstellung erscheint ein reichhaltig bebildeter Katalog im Hatje Cantz Verlag, Ostfildern, mit Beiträgen von Gottfried Boehm, Oliver Wick, Annemarie Monteil, Samuel Keller, Christian Klemm, Werner Schmalenbach sowie kurzen Hommagen an Ernst Beyeler von William R. Acquavella, Doris Ammann / Georg Frei, Monique Barbier-Müller, Arne Glimcher, Esther Grether, Ellsworth Kelly, Eberhard W. Kornfeld, David Nahmad, Claudia Neugebauer, Simon de Pury, Katharina Schmidt, Werner Spies, Monica Steeg-mann, Sean Sweeney und Douglas Tompkins. Der Band umfasst 288 Seiten mit 204 Abbildungen, davon 149 Abbildungen in Farbe.

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Die Andere Sammlung
Hommage an Hildy und Ernst Beyeler
10 Jahre Fondation Beyeler
60 Jahre Galerie Beyeler

Leihgaben: Hans Arp, Francis Bacon, Pierre Bonnard, Georges Braque, Alexander Calder, Paul Cézanne, Jean Dubuffet, Max Ernst, Paul Gauguin, Alberto Giacometti, Vincent van Gogh, Juan Gris, Wassily Kandinsky, Paul Klee, Fernand Léger, Roy Lichtenstein, Henri Matisse, Joan Miró, Piet Mondrian, Barnett Newman, Pablo Picasso, Jackson Pollock, Robert Rauschenberg, Andy Warhol

Werke der Sammlung Beyeler: Hans Arp, Francis Bacon, Constantin Brancusi, Georges Braque, Alexander Calder, Paul Cézanne, Eduardo Chillida, Jean Dubuffet, Max Ernst, Alberto Giacometti, Vincent van Gogh, Wassily Kandinsky, Ellsworth Kelly, Paul Klee, Fernand Léger, Roy Lichtenstein, Henri Matisse, Joan Miró, Piet Mondrian, Claude Monet, Barnett Newman, Pablo Picasso, Jackson Pollock, Robert Rauschenberg, Auguste Rodin, Henri Rousseau, Andy Warhol