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« Wildnis » empfängt den Besucher der Galerie Lange & Pult, die derzeit die erste Einzelausstellung Didier Ritteners in Zürich präsentiert. Gezeigt werden acht Einzelwerke des schweizer Künstlers, der im Sommer 2008 bereits auf der Gruppenausstellung im Kunsthaus Zürich (Shifting Identities – (Swiss) art now, 6.6.-31.8.2008) mit grossformatigen Wandarbeiten vertreten war.

Ritteners monumentale Skulptur « Wilderness » von 2008 bildet den Auftakt zur Ausstellung. Der Betrachter glaubt sich im ersten Augenblick einer scheinbaren « Wilderness » eines aus geschwärzten Holzblöcken bestehenden Arrangements gegenüber zu finden ; schnell wähnt er sich jedoch in geordneten Strukturen: Ihre Vorlage fand Rittener in einer Komposition Malewitschs. Rittener, Jahrgang 1969, übernimmt die Komposition des Konstruktivisten und überträgt sie in die dreidimensionale Skulptur : die offene Konstruktion wird für den Betrachter in einer neuen Dimension räumlich erfahr- und begreifbar. Umgekehrt verhält es sich in dem Werk « Si je pouvais garder qu’un seul souvenir » (2008). Hier ordnet Rittener die geometrischen Elemente der Malewitsch-Komposition in der Ebene an, vor einem Gitter, das Räumlichkeit suggeriert. Ihn interessiert die Veränderung von Dreidimensionalität und ihrer Erscheinung in der zweidimensionalen Fläche, bzw. umgekehrt, wie « Welcome » (2005) zeigt: Die zweidimensionale Abbildung eines Hexaeders in einem Renaissancetraktat verhält sich in ihrer dreidimensionalen Ausführung völlig anders. Die Änderung von Zuständen, das Eingreifen in einen Prozess zeichnet die Arbeit des Künstlers aus. So greift er in « Wilderness » mit Feuer in einen organischen Prozess ein, indem er das Holz gerade soweit verbrennt, das es die Schwärzung des Holzes bewirkt, einen temporären Zustand des Prozesses, jedoch nicht dessen strukturelle Zerstörung hervorruft. Die Schwärzung des Holzes ist dabei nicht allein Teil des Prozesses ; sie ist Teil der Farbpalette Ritteners, die aus Schwarz, Weiss und Grautönen besteht: « Mais je ne pense pas que les autres coloris soient absents de mon travail. La question est aussi une question de sensation ». Ritteners Grisaillen wirken tatsächlich nicht « farblos ». Seine Bleistiftarbeit « Apparition » (2007) bietet die gesamte Palette an Abstufungen zwischen Weiss und Schwarz. Der Titel verkündet dem Betrachter eine Erscheinung, die ebenso für das Bildpersonal, hier die drei Raben, angenommen werden kann. Das Spiel mit den verschiedenen Sehebenen erinnert an den Romantiker Caspar David Friedrich. Neben der « Erscheinung » ist auch das « Verschwinden » zentrales Bildthema im Werk Ritteners. In « Sans titre » (2003) zitiert Rittener Caspar David Friedrichs « Wanderer über dem Nebelmeer » und lässt den Betrachter mit der Landschaft allein. Ritteners Vokabular ist so vielfältig wie die Kunstgeschichte. Die Wandskulptur « Artificial object no. 3 » (2002-2007) erinnert an die Minimal Art der sechziger Jahre. Sechs schwarze Quader werden an Gerüststangen zu einer Einheit verbunden, die in den Raum eingreift. Ursprünglich als funktionelles Objekt enstanden (es diente als Sitzgelegenheit, um das eigentliche Werk, eine überdimensionierte Zeitung betrachten zu können), hat es nun durch den Prozess der Abstraktion, durch Transformation seine Bedeutung verloren und kann nun in einem anderen Kontext neu betrachtet werden. Rittener spielt mit dem Vorhandenen ; er modifiziert und abstrahiert und gewinnt somit immer wieder neue Einheiten, die den Betrachter zur Perzeption animieren.

Eine weitere Installation von Didier Rittener wird auf der KunstZürich 2008 in dem Sektor ZKB Preis gezeigt.

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Didier Rittener