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Sa 17. Juli 2021, 21 Uhr

Diamanda Galás | Broken Gargoyles
Sound-Installation @Nikolaikapelle

Für die neue Sound-Installation „Broken Gargoyles“ arbeitete die US-amerikanische Sängerin, Komponistin und Pianistin Diamanda Galás mit dem Künstler und Sounddesigner Daniel Neumann zusammen, wobei beide sich Pandemie-bedingt in Isolation befanden.

Basierend auf zwei Gedichten des deutschen Lyrikers Georg Heym – „Das Fieberspital“ und „Die Dämonen der Stadt“ – die er 1911 verfasste, setzt sich die Arbeit aus natürlichen, sowie stark bearbeiteten Stimmen, manipuliertem Piano und anderen unterschiedlichen Tonquellen zusammen. Zudem werden Teile ihres 2020 erschienenen Albums „De-Formation – Piano Variations. A Work For Solo Piano“, einem reinen Pianostück hinzugenommen, sowie Ausschnitte von Versen aus „Das Fieberspital“ gesprochen von dem Künstler Robert Knoke.

In „Das Fieberspital“ umschreibt Heym die verstörenden Zustände der an Gelbfieber erkrankten Menschen, die sich aufgrund unmenschlicher Behandlungsbedingungen und Isolation in Todesangst, Katatonie und Paralyse befinden. Diese in Sound umgewandelten Empfindungen verwebt Galás mit dem weiteren Gedicht Heyms – „Die Dämonen der Stadt“ – in dem Heym bereits 1911 die düsteren Vorboten des Ersten Weltkrieges beschreibt. Sichtbar werden die Gräueltaten des Ersten Weltkrieges durch das Werk des deutschen Antimilitaristen und Pazifisten Ernst Friedrich Krieg dem Kriege! aus dem Jahr 1924, auf das Galás mit ihrem Titel Bezug nimmt. In „Broken Gargoyles“ verbindet Diamanda Galás die beiden Gedichte Heyms und entdeckt darin die Vorboten für das Grauen des Ersten Weltkrieges.

Die Sound-Installation wird nun in der Ruine der ca. 1250 erbauten Nikolaikapelle präsentiert, die außerhalb der damaligen Stadtmauer gelegen als Quarantäneort der im Mittelalter an Pest und Lepra erkrankten diente.

Diamanda Galás (geb. in San Diego, USA) ist eine Ausnahmeerscheinung der internationalen Musik und Performance Szene. Die „Callas der Avantgarde“ wurde mit ihrem Werkzyklus Plaque Mass, die den Opfern der AIDS Epidemie gewidmet ist, berühmt. Diese wurde 1990 in der Cathedral of St. John the Divine in New York City, uraufgeführt. Weite politisch aufgeladenen Werke sind u. a. „Vena Cava“, „Schrei 27“, „De-Formation“ sowie „Defixiones, Will and Testament“. Ihre Arbeit bewegt sich an der Schnittstelle von Performance, Schrei-Oper, Blues, Jazz und Rembetiko. Ihr Medium ist ihre viereinhalb Oktaven umfassende Stimme, der Einsatz von Electronic und virtuosem Klavierspiel. Mit Regisseuren wie Oliver Stone, Clive Barker oder Francis Ford Coppola, hat sie an Soundtracks gearbeitet. Sie war Artist in Residence in der legendären The Kitchen, New York sowie beim DAAD in Berlin. 2005 wurde ihr der italienische Demetrio Stratos Award verliehen für musikalische Innovation. Ihre zahlreichen Kompositionen wurden auf Mute Records und Intravenal Sound Operations veröffentlicht.

Kurator: Robert Knoke