press release only in german

Die Klassische Moderne Ungarns ist ein spannendes Kapitel europäischer Kunstgeschichte, das aber, bedingt durch die Teilung Europas nach 1945, lange unserem Blick entzogen war. Die Ausstellung mit ihren hochkarätigen Leihgaben, die überwiegend aus den beiden bedeutendsten Sammlungen mit Kunst dieser Epoche kommen, bietet nun eine hervorragende Gelegenheit, den ungarischen Beitrag zur Moderne neu zu entdecken. Rund 140 Gemälde und Papierarbeiten aus der Zeit zwischen etwa 1900 und 1930 dokumentieren den spezifisch ungarischen Aufbruch in die Moderne, aber auch die vielfältigen Wechselbeziehungen, die die Künstler des Landes mit der europäischen Avantgarde und mit den wichtigen Kunstzentren verbinden.

Die ersten Anregungen für die neue Kunst kommen von der nachimpressionistischen Kunst Frankreichs. Deren Errungenschaften werden etwa durch den ungarischen Nabi József Rippl-Rónai vermittelt, der im Jahr 1900 nach Ungarn heimkehrt. Seinem Beispiel folgt dann auch die jüngere Generation, die in Paris die Werke Cézannes studiert und sich schließlich fasziniert Matisse, den Fauves und später auch den Kubisten zuwendet. Die Malerei der jungen Ungarn gewinnt so eine neue, kraftvolle Farbigkeit. Nach Budapest zurückgekehrt, schließen sich 1909 einige der Künstler zur Gruppe der „Acht” zusammen. Dieser Neugründung kommt dabei für Ungarn ein ähnlicher Stellenwert zu wie der „Brücke” und dem „Blauen Reiter” für die deutsche Entwicklung.

Zu einem wichtigen Forum der Avantgarde entwickelt sich dann die 1916 von Lajos Kassák gegründete Zeitschrift „MA“ (Heute), um die sich ein Kreis zunächst expressionistisch arbeitender Künstler – unter ihnen János Mattis Teutsch und Sándor Bortnyik – schart. Sie alle engagieren sich 1919 stark für die kurzlebige ungarische Räterepublik und emigrieren nach deren Scheitern zum Großteil ins Ausland. Viele gehen nach Berlin, wo sie in der anregenden Atmosphäre der zwanziger Jahre, vor allem im Umkreis der Zeitschrift und Galerie „Der Sturm“, eine neue künstlerische Heimat finden. In der Emigration kommen die Ungarn nun in unmittelbaren Kontakt mit den aktuellsten Tendenzen der Moderne und können nun auch ganz direkt ihren eigenen Beitrag leisten.

Neben dem Dadaismus ist es vor allem die Kunst des Konstruktivismus, an dessen weiterer Entwicklung ungarische Künstler maßgeblich beteiligt sind. Dies trifft auch auf die vielen Ungarn am Bauhaus in Weimar zu, deren Namen wie etwa der von László Moholy-Nagy untrennbar mit dieser Einrichtung verbunden sind.

Zusammen mit der Edition Braus erscheint ein umfangreiches Katalogbuch mit Beiträgen verschiedener Autoren.

Parallel zu der Ausstellung in Bietigheim-Bissingen zeigt das Ungarische Kulturinstitut in Stuttgart vom 21. Januar bis zum 30. März 2005 die Ausstellung „Perlen der ungarischen Grafik vom Jugendstil bis zum Expressionismus”.

Pressetext

only in german

Der neue Adam und die neue Eva
Kunst der ungarischen Moderne aus der Ungarische Nationalgalerie Budapest und dem Janus Pannonius Museum Pecs

mit Robert Bereny, Aurel Bernath, Sandor Bortnyik, Marcel Breuer, Dezso Czigany, Valeria Denes, Alfred Forbath, Jeno Gabor, Sandor Galimberti, Vilmos Huszar, Bela Kadar, Lajos Kassak, Karoly Kernstok, Janos Kmetty, Odon Marffy, Janos Mattis Teutsch, László Moholy-Nagy, Farkas Molnar, Joszef Nemes Lamperth, Dezso Orban, Gyula Pap, Laszló Peri, Vilmos Perlrott-Csaba, Jozsef Rippl-Ronai, Janos Schadl, Hugo Scheiber, Armand Schönberger, Imre Szobotka, Lajos Tihanyi, Bela Uitz, Andor Weininger, Sandor Ziffer