press release only in german

Eröffnung: Donnerstag 07.05.2009 19:30 - 21:30 Uhr Grußworte: Bürgermeister Günter Scheib Einführung: Dr. Sandra Abend Thomas Baumgärtel wird anwesend sein

Bekannt geworden ist der Kölner Künstler Thomas Baumgärtel durch sein Markenzeichen, die gelbe Banane. Diese sprüht er seit 1986 als Gütesiegel an kulturelle Institutionen in der ganzen Welt. Kaum jemand weiß jedoch, dass sein facettenreiches, in- termediales Oeuvre mit einem medizinischen The- ma begann.

Die erstmalig im Wilhelm-Fabry-Museum ausge- stellten frühen großformatigen Arbeiten stellen menschliche Köpfe dar. Sie wurden mit PVC ge- malt und gegossen. Von der malerischen Umset- zung changieren sie zwischen abstrakter und ge- genständlicher Form.

Bedingt durch die Materialeigenschaft weisen die Motive eine besonders hohe Plastizität auf. Viele Arbeiten erinnern an bildgebende Verfahren in der Medizin, wie an eine Röntgenaufnahme oder an ein CT. Sie geben verschiedene malerische Einbli- cke ins menschliche Innere und stellen Augen-, Mund- und Nasenhöhlen dar und zeigen die Luft- und Speiseröhre. Diese Parallele ist kein Zufall, da Thomas Baumgärtel im Krankenhaus als Zivil- dienstleistender in seiner „Röntgenzeit“ Bleischür- ze tragend bei ratterndem Geigenzähler die Auf- nahmen erlebte. Diese Zeit sollte der Vorbereitung auf ein Medizinstudium dienen, aber er studierte Freie Kunst und Psychologie.

Eine konkrete Auseinandersetzung mit dem The- ma Psychologie in der Kunst setzt bei ihm mit einer Serie von 23 Zeichnungen im Jahr 1988 ein. Der Auslöser für die Thematik war ein Praktikum in ei- ner Psychiatrischen Tagesklinik in Köln zu Beginn des Psychologiestudiums.

Die in diesem Zeitraum geschaffenen Werke sind Ausdruck der erfahrenen Situationen. Die klein- formatigen Zeichnungen, die ebenfalls in der Aus- stellung präsentiert werden, stellen ein Gegen- gewicht zu den physischen Aspekten der sieben Köpfe dar.

Sie sind in der Mischtechnik Kollage, Beize, Tinte und Bleistift entstanden.

Das Thema wird in den Arbeiten kritisch, maka- ber und zugleich humorvoll umgesetzt. Stark be- einflusst hat ihn bei der Darstellung der Arbeiten die Psychoanalyse, die sich unter anderem mit der prägenden Zeit des Menschen auseinandersetzt. Denn in der Pränatalen Phase erfährt das Kind im Mutterleib bereits Einflüsse, die es ein Leben lang prägen. So werden die Bildaussagen häufig über Baby- oder Kleinkind-Darstellungen transportiert. Alle Figuren auf den Zeichnungen haben auf ih- rem Kopf eine Nummer aus ausgeschnittenem Zei- tungspapier.

Die Ausstellung zeigt ebenfalls Motivvariationen der Äskulapbanane. Diese Darstellung, die als Idee in den 90er Jahren entstanden ist, stellt im künstle- rischen Schaffen Baumgärtels eine der ersten Me- tamorphosen der Spraybanane dar.

Dr. Sandra Abend, Wilhelm-Fabry-Museum Hilden

only in german

Der medizinische Block
Frühwerke von Thomas Baumgärtel