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1817 wurde die Habsburger Prinzessin Leopoldine - aus politischen Gründen und auf Anraten Fürst Metternichs - mit dem zukünftigen Herrscher des "Vereinigten Königreichs von Portugal, Brasilien und Algarabien", Dom Pedro, verheiratet. Aus diesem Anlass ließ Kaiser Franz I. eine große naturwissenschaftliche Expedition ausrüsten, die die Braut auf ihrer Reise in ihre neue Heimat Brasilien begleiten sollte. Der Wiener Maler Thomas Ender, der spätere Kammermaler Erzherzog Johanns, war 23 Jahre alt, als er Fürst Metternich bat, als Landschaftsmaler die Expedition begleiten zu dürfen. In weniger als einem Jahr entstanden 782 außergewöhnliche Aquarelle und Zeichnungen, die sich heute im Kupferstichkabinett in Wien befinden.

Ender hatte an der Akademie der bildenden Künste studiert, wo er sich schon bald auf das Landschaftsaquarell spezialisierte. Anstelle der früheren idealisierten, romantischen Landschaftsdarstellungen ging es nun um eine möglichst realistische, quasi dokumentarische Erfassung - Ender sprach von einer "Aufnahme" der Landschaft, und man kann diesen Anspruch auf eine wahrhaftige Repräsentation als Vorläufer der 1839 erfundenen Fotografie sehen. Am 10. April 1817 stachen die beiden Fregatten "Austria" und "Augusta" in See. Ender begann sofort mit der Arbeit, dokumentierte das Schiff, das Leben an Bord, mit der Harpune fischende Seeleute, lesende Gelehrte in der Mittagshitze, die Kühe und Schafe, die neben den Kanonen untergebracht waren oder fertigte Küstenpanoramen an. Nach 92 Tagen, am 14. Juli 1817 landete die "Austria" in der Guanabara-Bay vor Rio de Janeiro, der damaligen Hauptstadt Brasiliens. Ender schrieb: "Es tat sich für mich eine neue Welt auf, ich zeichnete Tag und Nacht." Er bildete, neben stimmungsvollen Landschaftsansichten, die das Licht Brasiliens einfingen, das bischöfliche Palais, auf einer Anhöhe über Rio gelegen, ab, oder die Fahrt des Prinzenpaares zur Sommerresidenz Boa Vista, das Aquädukt und die Altstadt von Rio, den Zuckerhut, er dokumentierte das Alltagsleben auf der Straße und die Bewohner - Geistliche, aneinandergekettete schwarz-afrikanische Sklaven, ihre Aufseher, Viehtreiber, Chinesen auf den Teeplantagen, Obstverkäufer, Wasserhändler, Soldaten, Mulattinnen ebenso wie die reiche portugiesische Oberschicht. Ein Fieberanfall zwang Ender früher als geplant, schon am 1. Juni 1818, mit dem Schiff nach Österreich zurückzukehren. Das reiche Bildmaterial, das er mitbrachte, ist nicht nur von großem künstlerischen Wert, sondern stellt auch - nicht zuletzt für die Geschichtsforschung Brasiliens - eine unschätzbare Quelle für die Entdeckung einer versunkenen Epoche dar.

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Der Kammermaler Thomas Ender
Die Brasilien-Expedition 1817-1818
Kuratorin: Karin Buol-Wischenau