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Ein seit 80 Jahren verschollen geglaubtes Werk aus der Anfangszeit des Bauhauses ist wieder da: der 1921 von Marcel Breuer in Zusammenarbeit mit der Weberin Gunta Stölzl geschaffene "Afrikanische Stuhl". Das thronartige Möbel aus bemaltem Holz und farbiger Textilbespannung war bisher nur aus einer zeitgenössischen schwarz/weiß Fotografie bekannt. Wie kein anderes Stück verkörpert es den Geist des frühen Bauhauses. Der Stuhl ist das erste Werk von Marcel Breuer, der später mit seinen Stahlrohrmöbeln Designgeschichte geschrieben hat. Das legendäre Einzelstück konnte nun mit Unterstützung des Ernst von Siemens Kunstfonds für die Sammlung des Bauhaus-Archivs Berlin gesichert werden. Der aus Eiche hergestellte, in Bemalung und Bespannung starkfarbige Stuhl löst beim Betrachter auch heute noch Assoziationen aus, wie sie mit seinem Titel umschrieben werden - über seine ursprüngliche Bestimmung wird damit aber nichts ausgesagt. Für die Nutzung zur Entstehungszeit lassen sich eine Reihe von möglichen Verwendungszwecken erschließen: So kann dieser Stuhl als "Thron" für den Bauhaus-Direktor gedient haben, in seiner von ihm formulierten Rolle als Meister einer Bauloge, als die sich das frühe Bauhaus verstand. Die thronartige Ausbildung könnte auch auf die in der klassischen Architekturtheorie zu findende Vorstellung der Architektur als der Mutter aller Künste verweisen, mit dem Architekten als Anführer und Organisator - einer Rolle, in der sich Walter Gropius zeitlebens gerne sah. Nicht von der Hand zu weisen ist aber auch die Interpretation dieses Möbels als eine Art Hochzeitsstuhl, der damals engen Beziehung von Marcel Breuer und Gunta Stölzl Ausdruck verleihend. Alle diese Deutungsansätze sind aus den vielen damals am Bauhaus nebeneinander kursierenden Gedanken und Theorien herausgefiltert; auf den Stuhl bezogene Aussagen gibt es weder damals noch später. Mit dem Aufkommen der Bauhaus-Maxime Kunst und Technik - eine neue Einheit ab 1923 wird er jedoch zum Symbol für eine Epoche der Bauhaus-Geschichte, die man hinter sich gelassen hat. Wie kein anderes Stück kann er also der vielschichtigen Gedankenwelt des frühen Bauhauses bildhafte Gestalt verleihen. Das Bauhaus-Archiv zeigt diesen Stuhl im Zusammenhang mit weiteren Arbeiten aus dem frühen Bauhaus, die seine einzigartige Stellung untermauern. Gleichzeitig wird der von Marcel Breuer 1926 publizierte Bauhaus-Film nachgestellt, der anhand von fünf Möbelstücken versucht, die Entwicklung des Möbeldesigns am Bauhaus zu veranschaulichen: vom Afrikanischen Stuhl bis zum Stahlrohrmöbel.

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Der Afrikanische Stuhl
Marcel Breuer in Zusammenarbeit mit Gunta Stölzl