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Gemäldegalerie Berlin

In der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin installiert der amerikanische Maler David Schutter eine Ausstellung von Gemälden und Zeichnungen. Gegenstand und Ausgangspunkt seiner Kunst ist eine kleine Gruppe niederländischer Gemälde des 17. Jahrhunderts, von Peter Paul Rubens bis Rembrandt, Meisterwerke, die er in der permanenten Ausstellung des Museums ausgewählt hat.

In Auseinandersetzung mit diesen Bildern schuf der Künstler eine neue Werkgruppe, Bilder in jeweils gleichem Maßstab und gleicher Technik wie die Vorbilder, auszustellen idealerweise in Konfrontation mit diesen Originalen. David Schutters Arbeiten sind allerdings nicht Kopien, vielmehr Afterpaintings, Nachmalereien, künstlerische Gesten, gerichtet auf die Frage, wie weit wir die Wesensart von Vergangenheit überhaupt verstehen können.

David Schutter verbrachte Monate damit, täglich in der Gemäldegalerie zu zeichnen und Kenntnisse über die Gemälde zu gewinnen – sowohl hinsichtlich ihrer Technik wie ihrer Ästhetik. Anschließend kehrte er in sein Atelier zurück, wo er, gestützt lediglich auf seine Erinnerungen und Erfahrungen im Museum, die Bilder nachmalte. Die dabei entstehende Werkgruppe ist eine auf Wahrnehmung basierende Untersuchung über das Sehen, über die Erinnerung und über die Funktion von Aufzeichnungen; sie ist für Schutter darüber hinaus ein Versuch, die phänomenologischen Aspekte zu begreifen, die, aus der Sicht des Malers, bei dem Betrachten historischer Gegenstände mitspielen.

Ein grundlegend existentielles Problem bleibt offensichtlich: Die „immer schon vorhandene“ Qualität eines im Museum präsentierten Bildes veranlaßt den Künstler, den Begriff des Originalwerks ebenso zu hinterfragen wie all jene Metaphern, die, von außen und aus unserer zeitgenössischen Position heraus, dem Werk seine größere Bedeutung erst beimessen.

Schutters gedämpfte, farblich reduzierte Palette liefert vielerlei Antworten auf die Fragen und Zweifel, die sich während des Malprozesses ergeben. Diese wiederum hängen eng mit Problemen zusammen, die sich aus den Begriffsfeldern „Gegenstand“ und „Darstellung“ ergeben. Die Themen der Vorbilder umfassen Genreszenen und Landschaften, Bildnisse und Erzählungen. In David Schutters neu erarbeiteter Werkgruppe niederländischer Malerei sind aufgehoben und deutlich erkennbar neben den rein materiellen Spuren seiner Arbeit ein labiles Gleichgewicht von Glaube und Zweifel sowie ein Auge, das ebenso belastet wird wie beflügelt von der Geschichte der Malerei.

David Schutter ist Stipendiat der Alexander von Humboldt-Stiftung, Bundeskanzler-stipendien.

Zu der Ausstellung wird ein Katalog erscheinen mit einem Vorwort von Bernd Wolfgang Lindemann und einem ausführlichen Beitrag von Lorraine Daston.

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