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Serendipity nennt man die Fügung, in der Situation des Zufalls ein gutes Ende zu finden - gleichsam eine Häufung von positiven Zufällen. Der englische Schriftsteller Horace Walpole hat diesen Begriff 1754 definiert. Er ging dabei vom persischen Märchen "Die drei Prinzen von Serendip" aus, in dem die drei Protagonisten während einer Reise ständig angenehme Entdeckungen gemacht haben - allesamt durch Zufall.

Die Geräte bzw. Maschinen, derer sich David Moises annimmt, fallen unter diese Kategorie. Sie haben einfach das Glück, dass es zufällig David Moises ist, der sie findet, sie mit sich in seine Werkstadt nimmt und ihnen eine Perspektive gibt, von der längst nicht mehr auszugehen war. Technische Geräte haben ihre "Lebensdauer" und kommen nach deren Ablauf üblicherweise in die diversen Müll- und Schrottverwertungsanlagen. Oft sieht man sie auch einsam in der Gasse stehen, ihr Schicksal erwartend (Kühlschränke, Bügelbretter, Saftmühlen, Trockenhauben, Fahrräder, etc.). Ein trauriges Los, könnte man sagen, würde man Technoschrott organisch besetzen wollen. Die Objekte und Installationen von Moises haben die Vitalität und den Witz, den Spielzeuge haben. Aber auch in alternativen Technologien bzw. Prototypen begegnet man diesen Eigenschaften. Derartige Prototypen haben auch den Charme der heute sehr naiv und unschuldig scheinenden Zeit der 1950er bis 1970er Jahre, in denen sich die männliche Jugend ihr technologisches Wissen in den legendären "Hobby"-Heften aneignete und in der Folge in "Vatis Garage" den Prüfstand einrichtete.

David Moises spielt sich nicht als kritischer Maschinenstürmer auf, sondern verbindet sehr raffiniert die Errungenschaften der kunsthistorischen Entwicklung (Skulptur, Ready-Made, kybernetische Kunst, Performancekunst) mit dem Persönlichkeitsbild des Ingenieurs, des Bastlers und des Künstlers. In Anlehnung an Claude Levi-Strauss gibt es zwischen Ingenieur und Bastler zwei polare Verhaltensformen. Für den Ingenieur gibt es nur Rohstoffe, die beliebig einsetzbar sind und Störfaktoren, die auszuschalten sind. Der Bastler verwendet auch Abfälle und Bruchstücke - sozusagen Zeugen der Geschichte des Individuums bzw. der Gesellschaft. Der Bastler macht nicht "Tabula rasa", sondern vollzieht eine Neumischung von Ready-Mades. In diesem Feld spielt der Künstler die Rolle dessen, der das Spiel legitimiert und ihm den Freiraum und somit den Sinnzusammenhang gibt. Wo sonst würde man eine Hovercraft brauchen, die aus einem ausgedienten Autodrom-Boliden besteht, würde einen Außenbordmotor eines Bootes in einen Swimmingpool stecken und das Wasser so quirlen lassen, dass man darin wasserskifahren kann?

Das alles findet in den Räumen des Studios der Neuen Galerie statt und hat David Moises als Urheber. Ein Katalog wird während der Ausstellung erscheinen, um die Installation dokumentieren zu können. An der Wasserskiperformance wird noch gearbeitet - das Funktionieren steht außer Zweifel, es muss nur noch perfektioniert werden, um verlässlicher zu sein.

Günther Holler-Schuster

Pressetext

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David Moises: Serendipity
Kurator: Günther Holler-Schuster
Neue Galerie - Studio