press release only in german

David Lamelas ist seit den 60er Jahren als einer der wichtigsten Vertreter eines konzeptuellen Kunstbegriffs bekannt. Insbesondere seine frühen strukturalistischen Filme und medialen Installationen, die während seiner Aufenthalte in Belgien, London und Los Angeles in den 60er und 70er Jahren entstanden sind, zeugen von einem spezifisch individuellen Umgang mit Zeit und Raum. In seinen Projekten beschäftigt sich Lamelas auf eindrückliche Weise mit der Frage nach den Grenzen der Zeitlichkeit von Kunst und ihren Möglichkeiten zur Erzeugung alternativer Kommunikations- und Erkenntnisprozesse.

In David Lamelas installativen Interventionen tritt eine deutlich kritische Absage an die vermeintliche Neutralität einer minimalistischen Praxis zutage: ein besonderes Augenmerk legt Lamelas auf die Untersuchung des Begriffs des Kunstwerks an sich im Verhältnis zu der Rolle des Autors und Betrachters. Er begnügt sich nicht damit, den Künstler lediglich als politisches Subjekt zu sehen oder diese Rolle zu forcieren, sondern schafft Räume für einen Prozess kritischer Analyse, der ohne Moralismus auskommt. Lamelas verfolgt mit seinen Arbeiten immer wiederkehrende Motive, die in ihrer fast singulären Orthodoxie, eingebettet in die Sprache der Modernität, einen großen analytischen Willen und Sinn für Imagination und Utopie zum Ausdruck bringen.

Lamelas Interesse äußert sich in einem Kunstbegriff, den er nicht lokal oder national, sondern immateriell definiert. In den parallel zu seinen filmischen Arbeiten entstandenen, architektonischen und räumlichen Interventionen untersucht er in fast visionärer Weise die Relationen von Raum, Zeit und Ort. Auch hier wird Raum nicht in geografischen Dimensionen gemessen, sondern lediglich unter intellektuellen und transnationalen Ausdehnungen betrachtet.

Für die Galerie der Secession hat Lamelas eine ortspezifische Intervention erarbeitet, welche die Determinanten des Raums temporär neu definiert. Ein langer, begehbarer, aus Holz gefertigter Keil durchzieht die gesamte Galerie. Als kommunizierendes Pendant zu dieser Arbeit ist im Kreuzraum ein Filmloop zu sehen, der in medialer Übersetzung das Raumvolumen des Keils wieder aufgreift. (Raum)Volumen wird in (Film)Zeit übertragen. Der Film zeigt eine kurze Aufnahmesequenz des morgendlichen Ozeans in Los Angeles. Auf der visuellen Ebene des Filmbildes kommt die streng erscheinende konzeptuell-analytische Korrespondenz der beiden Settings wieder in einem archaisches Bild von Raum- und Zeitlosigkeit (des Ozeans) zur Auflösung.

In einem Interview mit der britischen Kuratorin Lynda Morris bezeichnete Lamelas diese für ihn so bezeichnende Ambivalenz zwischen analytischer Strenge und einer immateriell (auch poetisch) angelegten Geste folgendermaßen: „It is impossible for me to make definitive statements. A piece is defined by the person who looks at it.“

Im Grafischen Kabinett zeigt Lamelas seinen neuen Film The Light at the Edge of a Nightmare, der über mehrere Jahre hinweg in London, Paris, Berlin, Buenos Aires und Los Angeles entstanden ist. Auch hier werden Raum und Zeit über ein konzeptuell angelegtes Raster definiert. Es ist ein Film Noir, der in fünf Sequenzen gegliedert ist, die mehr oder weniger denselben Handlungsablauf zeigen und das urbane Stadtbild der genannten fünf Städte durchziehen, in denen David Lamelas in den letzten Jahren gelebt hat. Er beschreibt eine Episode, die in ewiger Wiederkehr gleichermaßen die Temporalität des Urbanen, als auch die großen Themen und Gesten des filmischen Narrativs von Hollywoodproduktionen thematisiert.

Zur Ausstellung erscheint ein Katalog mit Texten von Eric de Bruyn und Lynda Morris.

DAVID LAMELAS, geb. 1946 in Buenos Aires, lebt und arbeitet in Los Angeles, Buenos Aires und Paris. EINZELAUSSTELLUNGEN (Auswahl): 2006 David Lamelas. Part 1 and Part 2, Galerie Jan Mot, Brüssel; 2005 David Lamelas: foreigner, Museo Tamayo, Mexico City; 2004 David Lamelas: Exhibiting Mediality, ICA, Philadelphia; David Lamelas: SPACE/TIME/FICTION, Sala Rekalde, Bilbao; Time as Activity. Warsaw / Czas jako dzialanie. Warszawa, Foksal Gallery Foundation, Warschau; 2003 David Lamelas - Edge I+II, Galerie Kienzle & Gmeiner, Berlin; 2000 The Invention of D. Morel und Berlin, Time as Activity, Neue Nationalgalerie, Berlin. GRUPPENAUSSTELLUNGEN (Auswahl): 2006 The Expanded Eye, Kunsthaus Zürich; LOS ANGELES 1955-1985, Centre Pompidou, Paris; Thank You For The Music, Sprüth Magers Galerie, München; FRAC. Mouvement, Museum Ludwig Köln; 2005 Today is just a copy of yesterday, Galerie Jan Mot, Brüssel; behind the facs, Kunsthalle Fridericianum, Kassel; Beyond Geomery: Experiments in Form 1940s-70s, Miami Art Museum; 2004 3. berlin biennale 2004, Berlin; The Last Picture Show, UCLA Hammer Museum, Los Angeles; X-Screen, MUMOK Wien; 2003 The Last Picture Show: Photography, Walker Art Center, Minneapolis; 2001 doublelife, Generali Foundation, Wien.

Pressetext

only in german

David Lamelas