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Mit Elisabeth Masé und Dietrich Walther sind in der Ausstellung „dark days in paradise“ zwei künstlerische Positionen vertreten, deren rätselhafte und eindringliche Arbeiten aus dem Persönlichsten heraus grundsätzliche Fragen formulieren und deren Bildsprachen Formen für Subkutanes finden. Sie thematisieren ein Unbehagen, das die oftmals sorgsam aufrecht erhaltenen Konstruktionen unserer Vorstellungen von Glück, Kindheit, Familie, Sicherheit und gesellschaftlicher Zugehörigkeit ins Wanken bringt.

Dietrich Walthers Gemälde und Collagen basieren auf gefundenen Fotografien, die aus dem Internet oder aus eigenen Familienalben stammen. Er transformiert dieses Bildmaterial digital zu Stencil-Graffiti, indem er Hintergrund und Figur voneinander trennt, Details entfernt und das gewonnene Destillat auf Leinwand überträgt. Walther löst damit seine Figuren aus dem ursprünglichem Erinnerungskontext und ihrer geografischen Verortung und schafft im selben Zug Platz für den Blick auf emotionale Zwischenräume, die wie unheimliche Schatten tradierte Vorstellungen von Glück in Frage stellen. Die Personen in seinen neueren Collagen, die aus Internet-Selfies entwickelt werden, scheinen verschoben oder entwurzelt zu sein – verloren in einer grellen neuen Welt. Mit diesen Porträts aus der digitalen Gegenwart sondiert Walther das empfindlich gestörte Verhältnis zwischen Öffentlichkeit und Privatheit.

Elisabeth Masés künstlerische Arbeiten umkreisen das Thema Schutz und Schutzbedürftigkeit und verweisen auf eine grundsätzliche Verwundbarkeit des/der Einzelnen und der Gesellschaft. Die Figuren in ihren Gemälden und aquarellierten Zeichnungen wirken zerbrechlich und zart. Sie er­scheinen und agieren dabei bisweilen grausam – sie verführen und verstören. Wie in einem glänzenden Spinnennetz vor nächtlich schwarzem Grund verdichten sich die zeichnerischen Fäden zu traumhaft-traumatischen Sequenzen und Porträts voller wundersamer Details. Die häufig kindlichen Wesen wirken dabei nicht friedlich, sondern verletzt, maliziös und dämonisch, doch inmitten dieser melancholischen Grundstimmung blitzt feiner Humor auf. Elisabeth Masés künstlerische Praxis bewegt sich zwischen Zeichnung, Malerei, Film, Fotografie und Literatur. Seit 2015 erweitert sie diese durch ihr sozialpolitisches Engagement und entwickelt gemeinsam mit geflüchteten und mit in Deutschland geborenen Frauen das viel beachtete partizipatorische Kunstprojekt „Das Kleid“, das in der Ausstellung präsentiert wird.