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In Kooperation mit dem Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr präsentiert die Kunsthalle Recklinghausen vom 5. Oktober bis 23. November 2008 unter dem Titel „May Be You Can Be One of Us“ den Schweizer Künstler Daniele Buetti.

Daniele Buetti, einer der wichtigsten Vertreter der Schweizer Gegenwartskunst, bespielt die drei Etagen der Kunsthalle Recklinghausen mit einer multimedialen Installation: In der Dunkelheit des Kunstbunkers steht der Besucher einer großformatigen Projektion des Videos "Folter von A bis A" gegenüber. Im Halbprofil ist der Kopf eines Sonderlings mit einer zu langen Nase zu sehen, dessen Erzählung nur bruchstückhaft Sätze zu entnehmen sind. Die zunächst sachliche Rede wird mit der Zeit immer höher und schriller, der Text in seinem medizinisch-anatomischen Vokabular zunehmend wirrer. Zugleich vernimmt der Gast im Raum eine Art Echo, das aus der Ferne zu kommen scheint. Im ersten Stock trifft der Betrachter in der Leere des ehemaligen Bahnhofsbunkers auf weiße Bälle. Vereinzelt rollen sie die Treppe hinunter und kugeln über den Steinboden. Das Echo vermischt sich nun mit einem weiteren Ton, der aus dem zweiten Obergeschoss kommt. Dem Geräusch folgend, begegnet der Besucher weiteren rollenden Bällen und erblickt schließlich locker im Raum verteilt fünf Wurfmaschinen, die in unterschiedlichen, durch das Zufallsprinzip verursachten Zeitabständen ihre Bälle abfeuern.

Daniele Buetti, 1955 in der Fribourg/Schweiz geboren und seit 2004 Professor an der Kunstakademie Münster, machte sich seit den späten 1980er Jahren mit Fotografien, Leuchtkästen und Installationen international bekannt. Indem er die perfekte Oberfläche von Modefotografien verletzte und ihr Logos, Ornamente und Texte einprägte, thematisierte er die Zeichen und Codes unserer Waren- und Konsumwelt. Die Werkgruppe »Looking for Love« aus den Jahren 1994-1998 verweist durch eingestanzte Firmenlogos, die wie Verletzungen in der makellosen Haut der Models erscheinen, auf die Fetischisierung und den Warencharakter von Schönheit, aber auch auf die damit verbundene Täuschung und Entindividualisierung. In der Reihe »Dreans Result in More Dreams“ aus den Jahren 1998-2003 werden die Eingriffe zunehmend opulenter, ornamentaler und durch eingeschriebene Fragen zugleich eindringlicher. Die Werke operieren in der Grauzone zwischen Verzierung und barocker Pracht auf der einen und der unterschwelligen Gefahr des eigenen Verderbens und Verschwindens auf der anderen Seite.

In seinen aktuellen Arbeiten wendet sich Daniele Buetti vermehrt dem Subjekt zu. Er schafft psychische und physische Räume, die entrückt wirken und aufgeladen mit überdrehten Gefühlen die prekäre Befindlichkeit des Individuums thematisieren. Das Groteske in den Zeichnungen, Videos, Skulpturen und Installationen wird zum Kompensationsmittel für die Tragik von Gewalt, Zerstörung und Schmerz. Der Künstler zeigt uns die »große Welttrauer als menschliche Komödie«.