press release only in german

Seit im Jahre 1960 der ehemalige Tänzer des Berner Stadttheaters in einem kleinen Pariser Hotelzimmer als Mitbegründer des „Nouveau Réalisme" zum Künstler mutierte, hat Daniel Spoerri in fast allen Ländern Mitteleuropas als Objekt- und Installationskünstler, Koch und Restaurantbetreiber, Ausstellungs- und Büchermacher, Museumsgründer und Gartenarchitekt deutliche und dauerhafte Spuren hinterlassen. Der 1930 geborene und heute in Wien lebende und arbeitende Künstler blickt nicht nur auf 80 Jahre wechselvollsten Lebens von nach wie vor intensivster Tätigkeit zurück sondern auch auf 50 Jahre „Nouveau Réalisme", der nachhaltigsten Formulierung der „Neuen Figuration", welche die Weltsprache der Abstraktion der Epoche nach dem Zweiten Weltkrieg ablöste.

Pierre Restany formulierte 1960 die Maximen des „Nouveau Réalisme", denen zufolge ein Kunstwerk möglichst ohne Eingriff des Künstlers zu entstehen habe. Daniel Spoerri setzte diese im Kreise seiner Mitstreiter und Freunde Yves Klein, François Dufrêne, Jean Tinguely, Arman, Martial Raysse, Niki de Saint Phalle, César und Christo wohl am radikalsten um. Er erklärte schlicht etwas von ihm Vorgefundenes, z. B. den Verkaufstisch eines Händlers auf einem Pariser Flohmarkt, durch seine Signatur zum Kunstwerk. Die künstlerische Verfremdung geschah durch einen simplen aber im höchsten Masse effektvollen Trick: Die Gegenstände wurden auf dem Verkaufstisch fixiert, dieser von der Horizontalen in die Vertikale gedreht und an der Wand aufgehängt. Die hierdurch hervorgerufene Veränderung ist nicht nur eine dramatische. Es handelt sich um einen tatsächlichen Wandel der Realität, um künstlerische Verfremdung par excellence.

Spoerris gesamtes Lebenswerk basiert auf dieser Erfahrung und Methode. Immer liess er in einem bestimmten Augenblick die „Falle zuschnappen". Alle seine Werke sind „Fallenbilder", „Tableaux pièges", sei die Falle nun über zufällig Vorgefundenem oder unter den spielerischen Händen des Künstlers Zusammengestelltem zugeschlagen, sei es die reine Fixierung der Gegenstände und deren Drehung um neunzig Grad oder der Abguss in Bronze für die Ewigkeit.

Der 1930 in Rumänien Geborene, dort und in Bern Aufgewachsene ist zwar Schweizer, arbeitete jedoch an vielen Orten Europas und dies jeweils für eine ganze Reihe von Jahren: Paris, Symi (Insel der Ägäis), Düsseldorf, Cavigliano (Tessin), Toggwil am Zürichsee, Berlin, München, Uebersdorf bei Bern, ab 1989 wieder in Paris und in Arcidosso sowie Seggiano in der Toscana, seit 2007 Wien, ohne die kürzeren Arbeitsaufenthalte an anderen Orten sowie die Wahrnehmung zahlreicher Lehraufträge und Professsuren zu erwähnen. An allen diesen Orten richtete Spoerri sich geräumige Ateliers ein, in Düsseldorf das legendäre „Eat-Art-Restaurant", schuf einen extraordinären Ausstellungs-Zyklus mit seinen „Musées Sentimentales", inszenierte gewaltige Bankette, jeweils unter einem bestimmten Motto, verfasste Bücher zum Thema Essen, machte aus fast jedem Katalog zu seinen zahlreichen Ausstellungen ein Künstler-Buch, stiftete und kuratiert seit 1997 seinen Skulpturenpark in der Toscana und seit 2009 das „Ausstellungshaus Spoerri" in Hadersdorf am Kamp bei Wien.

Nach vier umfangreichen Ausstellungen zu Daniel Spoerri, in welchen jeweils jüngste Ergebnisse seines Schaffens gezeigt wurden – 1993 die „Sevilla-Tische", 1998 die Bronzen, 2001 die Rekonstruktion der „Chambre no. 13" und 2004 „Restaurant Spoerri au Jeu de Paume" – zeigt die Galerie Henze & Ketterer, Wichtrach/Bern, jetzt aus Anlass des 80. Geburtstages des Künstlers eine Auswahl von ca. 70 Werken der unterschiedlichsten Schaffensphasen und Werkkomplexe

only in german

Daniel Spoerri
Zum 80. Geburtstag