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Daniel Laufer verbindet in seinen Rauminszenierungen Malerei, Video, Performance, Text und Musik. Durch den Rückgriff auf historische Filmtechniken, wie z.B. das Filmen durch bemaltes Glas, realisiert er Videoarbeiten, die Gemaltes und Reales zu einem neuen, filmischen Raum verdichten. Diese hybride Projektion überführt Laufer zurück in den Ausstellungsraum und macht ihre Konstruktion für die BesucherInnen physisch erfahrbar. Dafür reinszeniert er die verwendete Filmtechnik vor Ort parallel zum laufenden Video. Teilweise werden Dialoge des Films und die musikalische Begleitung live vor dem Video performt. Der filmische Projektionsraum wird zum Erfahrungsraum, er wird betreten und angeeignet.

Laufers Narrationen sind assoziativ und offen. Er thematisiert immer auch die Möglichkeiten des Erzählens und Filmens selbst. Häufig beziehen sich seine unabgeschlossenen Geschichten auf literarische Motive, bestimmte Fabeln oder Genres. Für den Kunstverein Harburger Bahnhof, der im ehemaligen Wartesaal erster Klasse situiert ist, realisiert Laufer eine Videoinstallation, die sich mit einem literarischen Nischengenre beschäftigt: Die sogenannten ‚Zimmerreisen’ fanden ihren Anfang 1795 mit der Erzählung „Voyage Autour de ma Chambre" des französischen Schriftstellers Xavier de Maistre. Sie beschreiben einen befremdeten Blick aufs Alltägliche, eine geistige Reise durchs eigene Zimmer. Der ungarische Filmkritiker Béla Balázs beschreibt die Zimmerreise auch als Zustand und Erkundung eines inneren Ortes.

Den geistigen Sprung, den die Zimmerreise fordert, um beim Betrachten eines Objekts oder dem Blick aus dem Fenster erzählerisch an einen anderen Ort zu gelangen, vollzieht Laufer filmisch mittels des sogenannten ‚Match Cuts’. Diese Bezugnahme lässt die Zimmerreise als vorfilmische Variante einer zeitgenössischen Schnitttechnik erscheinen, die eingesetzt wird, um im Film einen Ortswechsel zu vollziehen. Im Kunstverein Harburger Bahnhof zeigt Laufer Malerei, Objekte und eine Zwei-Kanal-Videoinstallation, die teilweise in den Ausstellungsräumen sowie im Kino des Hamburger Clubs Golem entstand. Mit den Zimmerreisen im Kv.H.Bf. bezieht sich Laufer an einem Transitort, bestimmt von hohem Tempo, auf die Ruhe und gefühlte Langsamkeit der Zimmerreise, den Stillstand inmitten der Bewegung.

AUDIO-PUBLIKATION

Zur Ausstellung erscheint eine Langspielplatte als Audio-Publikation und Teil der Ausstellung bei dem Kölner Label Apparent Extent. Es handelt sich um die zweite LP des Kv.H.Bf. in Kooperation mit Volker Zanders Label für Künstlerschallplatten. Die Musik wurde von Volker Zander und Markus Hinz für „Train of Thought“ komponiert und gespielt. Während sie im Video nur ausschnitthaft zu hören ist, sind auf der B-Seite der Schallplatte alle Stücke in voller Länge vertreten. Auf der A-Seite hingegen ist die Hörspielversion des Videos zu hören, die zugleich eine Anleitung zur Zimmerreise ist.