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PROGRAMM

Vortrag: Maria Fuchs „Musikalische Illustration im Stummfilmkino“
23.11.2017, 18.30 Uhr
im Rahmen der Ausstellung
kozek hörlonski gemeinsam mit Alexander Martinz
„Dämonische Leinwände – Uninvited“
13.10. – 24.11.2017
„Ob Liebe, Haß, Sturm oder Brand, Nimm stets die Kinothek zur Hand!“ – Mit diesem Slogan wurde die Praxis der Stummfilmmusik treffend in einem Branchenblatt beworben. In sogenannten Kinomusikbibliotheken wurden Musikstücke der Klassik und Romantik sowie selbstkomponierte, filmmusikalische Charakterstücke nach allgemeinen, wiederkehrenden Filmsituationen aufgeschlüsselt und katalogisiert. Das Verfahren, Musikstücke unterschiedlichster Herkunft ihrem Stimmungs- und Affektgehalt nach zu zerschneiden und dem Filmgeschehen entsprechend zu einer Begleitmusik zusammenzufügen, wurde als „musikalische Illustration“ bezeichnet. Eine maßgeschneiderte, von der Filmproduktionsfirma zur Verfügung gestellte Begleitmusik war eine Besonderheit – wie etwa die Komposition von Camille Saint-Saëns zu Die Ermordung des Herzogs von Guise (1908) oder Gottfried Huppertzs Metropolis-Musik von 1927. Die Musikillustratoren im Kino mussten daher in der Lage sein, sich auf unterschiedliche Filme schnell einzustellen. Hilfreich war hierfür das "Allgemeinen Handbuch der Film-Musik" von Hans Erdmann, Ludwig Brav und Giuseppe Becce, das 1927 beim Berliner Verlag Schlesinger erschien. Es enthält unter anderem ein „Thematisches Skalenregister“, das eine ausgereifte, künstlerische Methode für die Musikillustration des Stummfilms bereitstellte und Hermann Kretzschmars Theorie der musikalischen Hermeneutik in die kinomusikalische Alltagspraxis übertrug.
„Das Allgemeine Handbuch der Film-Musik“ dokumentiert und reflektiert in zwei Bänden eingehend die „musikalische Illustration“ des Stummfilms im Deutschland der 1920er Jahre und ist Ausgangspunkt der Autorin Maria Fuchs bei der Rekonstruktion der unterschiedlichen theoretischen und praktischen Diskurse wie ästhetischen Standortbestimmung der Stummfilmmusik.
Maria Fuchs
Stummfilmmusik
Theorie und Praxis im "Allgemeinen Handbuch der Film-Musik“ (1927), 2017

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Dämonische Leinwände - Uninvited
kozek hörlonski gemeinsam mit Alexander Martinz
13.10.2017 - 24.11.2017
Öffnungszeiten: Di 12–18 Uhr, Mi bis Fr 10–13 Uhr
und nach Vereinbarung

Dämonische Leinwände ist als dreiteiliges Projekt konzipiert – jeder Part beinhaltet Filmbilder, die jeweils in einen installativen Kontext gesetzt werden. Die Künstler orientieren sich dabei inhaltlich und ästhetisch am Genre des Horrorfilms, seinen Varianten, Subgenres und Hybridphänomenen, wobei sich jeder Teil mit einer anderen filmischen Ära des Horrorgenres auseinandersetzt. Diese historischen Bezüge werden vor dem Hintergrund zeitgenössischer Fragen, Gesellschaft, Politik und Ortsbezogenheit gestellt.

Teil 1 – Uninvited, der für den Kunstraum Lakeside produziert wurde, wendet sich der „klassischen Phase“ des Stummfilms und frühen Tonfilms und dessen Erzählmomenten und Topoi zu. Für diese Filmbilder begaben sich kozek hörlonski und Alexander Martinz zunächst auf eine künstlerische Reise durch das Land Kärnten. Sie verstehen dabei Kärnten als ein Grenzland, ein Land im Schönen wie auch im Unheimlichen und Mysteriösen, das sowohl Angst einflössen kann, als auch ironisch heiter durch die künstlerische Bearbeitung rezipierbar ist. Die sechs auf analogem 16 mm Material gedrehten Filmbilder stellen eine Analyse von lokalen und regionalen Themen sowie Film- und Kulturgeschichte dar. Die Performer, die als Figuren wie aus Filmen, Mythologie und Lokalem extrahiert erscheinen, durchwandern gleichsam die Szenerien und wechseln Gestalt und Charakter je nach Ort und Zusammenhang. Als Filmschauplätze suchten die Künstler für diese Epoche klassische Drehorte auf: einen nebelverhangenen See, eine Scheune, ein Verlies, einen mittelalterlichen Turm und einen christlich konnotierten Ort. Präsentiert werden die Filmbilder, die sich im Kunstraum Lakeside mit Versatzstücken, Fragmenten und Zitaten aus der Stummfilmära vermengen, als raumgreifende, begehbare Installation.

Performer: kozek hörlonski, Alexander Martinz
Kamera: Martin Musič
Sound: Alexander Martinz
Ausstattung: kozek hörlonski
Assistenz: Luca Malle

Herzlichen Dank an:
BKA-Medienkunst, Burgverwaltung Hochosterwitz, Martin Oliver Sereinig, Fischereigemeinschaft Forstsee, Gutsverwaltung Frauenstein