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Die an dem Projekt beteiligten Künstler beschäftigen sich auf der Suche nach alternativen künstlerischen Lösungen mit dem Problem der Kontinuität in der zeitgenössischen russischen Kunst. Eindringlich spiegeln die Arbeiten von Nadezhda Busheneva, Alina Gutkina, Kirill Gluschenko und Arseny Zhilyaev die Entwicklungen der jüngsten Jahre und damit die Epoche der Stabilisierung der politischen Verhältnisse im postsowjetischen Russland wider.

Auffällt die jeweils eigene ästhetische Sprache der Teilnehmenden. Busheneva setzt sich auf der Grundlage von Metaphern sowjetischer Industriebauten, denen das visuelle Potenzial des totalitären Staats eingeschrieben ist, mit dem historischen Gedächtnis auseinander. Auch Zhilyaev wendet sich der sowjetischen Geschichte zu: Er vertritt den Standpunkt, dass das Thema der klassenlosen Gesellschaft keineswegs vom Tisch ist, auch wenn es durch seine umstrittene stalinistische Deutung in Misskredit gebracht wurde. Gutkina, die sich mit der Psychologie und dem Verhalten der verschiedenen Generationen befasst, widmet sich den in den 1990er-Jahren Geborenen, die sich heute darum bemühen, die Veränderungen der postsowjetischen Zeit zu verstehen. Einen ähnlichen Weg geht Gluschenko bei seinem Versuch, jene gesellschaftliche Wirklichkeit in Erinnerung zu rufen und archivalisch zu bewahren, von der seine Generation zwar ein Stück abbekommen hat, die es aber nicht mehr gibt, auch wenn sie ästhetisch weiterhin eine wichtige Rolle spielt.

Joseph Backstein

*1945 in Moskau, lebt und arbeitet in Moskau

Joseph Backstein ist Kommissar der Moskauer Biennale für Gegenwartskunst und künstlerischer Direktor des Instituts für zeitgenössische Kunst in Moskau. Sein Studium der Kunst- und Kultursoziologie schloss er am Institut für Soziologie der Akademie der Wissenschaften der UdSSR mit einem Doktorat ab. Backstein hat für seine Tätigkeit zahlreiche Auszeichnungen wie das Ehrendoktorat der Universität Göteborg erhalten. 2008 war er Mitglied der Findungskommission der dOCUMENTA (13). Seit 2007 ist Backstein korrespondierendes Mitglied der russischen Akademie der Künste, seit 1995 Mitglied der AICA (Association International des Critiques d’Art).