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Die Schirn präsentiert in der Reihe SCHIRN RE:SET, in deren Rahmen bereits die Installation "Doppelgarage" von Thomas Hirschhorn und "Képi Blanc" von Jonathan Meese zu sehen waren, die Arbeit "La fin du monde" des Schweizer Künstlers Costa Vece. "La fin du monde" besteht aus einem 9 Meter hohen Leuchtturm aus Pappkartons, die der Künstler aus Abfällen von Supermärkten und gewerblichen Produktionsanlagen zusammengetragen hat. Von seiner Spitze strahlt der in der Schirn-Rotunde platzierte Leuchtturm nach zwei Seiten Videosequenzen aus, die Filmen wie "2001: Odyssee im Weltraum" von Stanley Kubrick oder "Koyaanisqatsi" von Godfrey Reggio entnommen sind. Die gebrauchten und aussortierten Kartons tragen Spuren ihrer globalen Produktionsorte, Reisewege und Verwendungen. Durch ihre Umnutzung zur Herstellung eines Kunstwerks werden sie aus der anonymen Sphäre der Warenzirkulation herausgerissen und in einen lokalen Kontext überführt.   "La fin du monde" wurde für das Ausstellungsprojekt "film lokal" des Siemens Arts Program mit den 49. Internationalen Kurzfilmtagen Oberhausen produziert und dort im Mai 2003 einen Tag lang präsentiert. Durch die Aufnahme in die Serie SCHIRN RE:SET wird nun auch diese Arbeit über einen längeren Zeitraum zu sehen sein. SCHIRN RE:SET versteht sich als Ausstellungsreihe, die anhand von Einzelpräsentationen aktueller Künstler herausragende und wegweisende Werke, die nur kurze Zeit in der Öffentlichkeit zu sehen waren und danach in private Sammlungen oder Museumsdepots gelangten, einem breiten Publikum zugänglich macht.   Costa Vece, 1969 in der Schweiz als Sohn italienisch-griechischer Eltern geboren, wurde international spätestens 1999 durch seine Beteiligung an der Biennale von Venedig bekannt. Seit Beginn seiner künstlerischen Laufbahn zählen Karton und recycelbare Materialien in Kombination mit Film zu seinen bevorzugten künstlerischen Mitteln. Veces Installationen bedrängen den Betrachter emotional und physisch. In einer seiner bisher spektakulärsten Arbeiten, "Look back in anger", einem 2001 im Migros-Museum gestrandeten Segelschiff, wurde das Publikum Zeuge eines Dramas. Durch ein in den Rumpf geschlagenes Loch führte der Weg in das Innere des riesigen Einmasters, auf dessen Heckseite Sequenzen aus dem Film "Stromboli" von Roberto Rossellini zu sehen waren. Panisch versuchen darin Flüchtlinge, die ihre bedrohte Heimat in kleinen Booten verlassen hatten, Neuland zu erreichen. Woher und wohin blieb durch das filmische Fragment absichtlich unbestimmt – was sich metaphorisch in dem abgeknickten Mast und dem türgroßen Leck des Museumsschiffes widerspiegelte. Die Beteiligung des aktiven Rezipienten wird in Costa Veces phantasmagorischen Bildräumen in einen hoffnungslosen Voyeurismus übersetzt.   Zum Zeugen einer möglichen Katastrophe wird der Betrachter auch in den wie Versuchsanordnungen in naturwissenschaftlichen Labors erscheinenden Installationen der zwischen 1999 und 2000 entstandenen Reihe "Bomb", in der sich zu Gruppen verkabelte Benzinkanister, Gasflaschen und Ölfässer, über Karton- oder Militärzelte geworfene Tarnnetze, rückwärts laufende Digitaluhren und verstreut platzierte Monitore zu einem menschenleeren und dennoch gesprächigen Stillleben verbinden, zu einer Landschaft, die nur durch Gewalt auf Distanz gehalten werden kann.   "La fin du monde" in der Schirn-Rotunde greift das romantische Bild des Leuchtturms auf, das auch auf die Situation des Kinos selbst anspielt. Der Leuchtturm ist gleich dem Kino ein gigantischer Projektionsapparat, der große Entfernungen überbrückt und weite Sehnsuchtsräume öffnet. Er sendet einen Leitstrahl, der Orientierung im Dunkel verspricht. In Veces Installation handelt es sich jedoch nicht um das Heilversprechen des traditionellen Hollywoodkinos, sondern um die ästhetische Apokalypse "la fin du monde", die sich aus im All treibenden Astronauten aus Stanley Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" und megalomanen Stadtwüsten aus Godfrey Reggios "Koyaanisqatsi" generieren. Die Bilder endzeitlich scheinender Katastrophen und der Zerstörung der Natur durch den Menschen werden bei Vece der fragilen Materialität des Leuchtturms gegenübergestellt. Die Kartons verweisen auf den Weg der Waren vom Ort der Massenproduktion über den internationalen Handel in den lokalen Supermarkt. In Veces Bestandaufnahme der Gegenwart steht das Alltägliche, in dem sich Globalität und Lokalität verbinden, inmitten des Endzeitlichen.  Pressetext

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SCHIRN RE:SET/3
"La fin du monde" von Costa Vece in der Rotunde