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Conditions of Political Choreography
16. Juni – 16. Juli 2017

Conditions of Political Choreography ist ein Rechercheprojekt und eine Performance-Ausstellung initiiert durch den Neuen Berliner Kunstverein (n.b.k.) in Zusammenarbeit mit dem Center for Contemporary Art (CCA) in Tel Aviv, gefördert von der Kulturstiftung des Bundes. Internationale KünstlerInnen, die mit vielfältigen performativen Strategien arbeiten – aus der bildenden Kunst ebenso wie aus den Bereichen Tanz, Theater und Film – wurden eingeladen, neue Arbeiten zu konzipieren. Über einen Zeitraum von vier Wochen präsentieren die KünstlerInnen ihr Werk; jede Woche steht unter einem anderen thematischen Schwerpunkt. Eine räumliche Intervention nach einem Konzept des New Yorker Künstlers und Architekten Ohad Meromi strukturiert den Ausstellungsraum, der zu einem eigenen Territorium und mit jeder Performance neu interpretiert wird. 2016 verband der Architekt und Ausstellungsdesigner Markus Miessen in Tel Aviv die beiden Etagen des CCA-Gebäudes durch eine Quarterpipe-Bühne und ein Bücherdisplay. In Berlin bieten die diskursiven Formate „Space of Debate“ und „Moving Thoughts“ eine Lesbarkeit über den Projekthorizont hinaus.

Während die Frage, wie sich der geteilte Erinnerungsraum zwischen Deutschland und Israel im 21. Jahrhundert vor dem Hintergrund des Holocaust – und nicht nur diesem – darstellt, ein Ausgangspunkt des Projektes ist, versucht Conditions of Political Choreography angesichts eines zunehmenden Rassismus und Populismus in demokratischen Gesellschaften ein Gespür für die Aktualitat von Geschichte herzustellen. Angesichts globaler Migration und lokaler Oppression reflektiert das Projekt mannigfaltige Perspektiven und die Bildung eines transnationalen Gedächtnisses entgegen der Tendenz der Memorialisierung. Das Medium Performance erlaubt hier, ein Territorium gleichzeitig zu markieren und zu verlassen.

Experimentell angelegt in Struktur und Prozess, ist die Performance-Ausstellung Conditions of Political Choreography geprägt durch gemeinsame Recherchen der KünstlerInnen in Tel Aviv und Berlin. Indem sie sich auf verschiedene kulturelle Ansätze von Erinnerungspolitik konzentrieren, finden die KünstlerInnen komplexe Antworten und vielfältige Perspektiven auf die politische Choreographie von heute. Manche beleuchten Geschichtsschreibung, etwa Noa Zuk und Ohad Fishof oder Michal Helfman, sowie historische Verantwortung, wie etwa Noam Enbar und Yonatan Levy. Andere, wie Yochai Avrahami und Antje Majewski, untersuchen die Bildung von territorialen Narrativen über Naturlandschaften und Landwirtschaft, während Yael Bartana, Adam Linder und Susanne M. Winterling Reinigungsrituale und die Neuausrichtung der individuellen Handlungsfähigkeit angesichts von kollektiver Unterdrückung erforschen.

Breitgefächert in ihren Themen und Ansätzen, werfen die künstlerischen Beiträge und begleitenden Diskussionen von Conditions of Political Choreography Fragen über die Grenzen von Zugehörigkeit, künstlerische Disziplinen und auferzwungene Strukturen auf. Das Projekt fordert die KünstlerInnen auf, den vorgegebenen Rahmen zu nutzen, um gegen die Beschränkungen von Architektur und Performance als Medium anzugehen. Was ist der Unterschied zwischen Beherbergt- und Eingehegt-Sein (in einem bestimmten Territorium, durch Geo-Politik)? Kann Zusammenarbeit zum Selbstzweck werden? Wie soll aus eigener Kraft Widerstand entstehen?

Yochai Avrahami, Yael Bartana, Noam Enbar / Yonatan Levy, Christian Falsnaes, Ohad Fishof / Noa Zuk, Michal Helfman, Leon Kahane, Adam Linder, Antje Majewski, Ohad Meromi, Markus Miessen, Susanne M. Winterling

KuratorInnen: Marius Babias, Sergio Edelsztein, Sophie Goltz, Chen Tamir