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COBRA, das war vehementer Aufbruch: Eine Bewegung voller Zorn, Hoffnung und künstlerischer Kraft. Entstanden in der kulturellen Leere der ersten Nachkriegsjahre, dauerte als Zusammenschluß bildender Künstler und Schriftsteller nur von 1948 bis 1951. Doch sollte diese Bewegung in deren Werk unübersehbar weiterwirken und bis heute eine Kunst bezeichnen, die gegen das „Nichts“ der damaligen Zeit etwas Neues stellte: COBRA , das Bildzeichen der züngelnden Schlange, weist dabei zugleich auf Kopenhagen, Brüssel und Amsterdam hin, die Städte, aus denen Asgar Jorn, Christian Dotremont und Karel Appel kamen, und die Schauplätze vielgestaltiger, auch tumultöser COBRA-Aktivitäten wurden.

Antibürgerlich, antiästhetisch, voll Bewunderung der „enormen Kräfte, die in der Natur des Menschen schlummern“ verschrieb sich COBRA der Spontaneität und der totalen Abkehr sowohl vom "Kalkül der kalten Abstraktion" wie den „optimistischen Spekulationen des sozialistischen Realismus“.

Eine „Absage an alle Formen“ war das Ziel, in denen sich ein Zwiespalt manifestierte: der zwischen freiem Denken und einem Handeln, „das sich frei ausmalt“.

Was COBRA suchte und fand, war die Einheit von Traum und Tat - eine Verbindung von Theorie und Kunst, gesellschaftlicher Utopie und explosiver Malerei. Deren Vorbilder und Ausdrucksmittel sahen die Künstler nicht im Museum, sondern in den archaischen Äußerungen der Kinderzeichnung, in anonymen Graffiti, in der Bildnerei von Geisteskranken und in anderen „primitiven“ Kunstformen. Daran hatten sich zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch andere Künstler orientiert - die Expressionisten ebenso wie die Surrealisten oder Picasso.

Doch nach dem Zusammenbruch europäischer Ordnung und europäischer Zivilisation gab COBRA unverfälscht, mit unverbildeter Energie neue Antworten. Eine Malerei, die neue Mythen aus elementaren Zeichen entwickelt. Eine Malerei, die ein halbes Jahrhundert nach den COBRA-Anfängen von der Heftigkeit, der Frische des Anfangs erzählt. Daß diese Beschwörung alles Ursprünglichen auch eine Warnung vor dessen Zerstörung in sich trägt, ist heute erst recht unübersehbar.

Die in der Galerei der Klassischen Moderne ausgestellte Auswahl von zehn Gemälden und 15 Arbeiten auf Papier stammen aus der Pete und Gudrun Selinka-Stiftung, Ravensburg. Die Leihgaben werden bis 2006 hier zu sehen sein.

Pressetext

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COBRA  - Die Einheit von Traum und Tat
Peter und Gudrun Selinka -Stiftung
Galerie der Klassischen Moderne

Werke von Pierre Alechinsky, Karel Appel, Christian Dotremont, Asger Jorn, u.a.