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Eröffnung am Sa, 22. November  Ausstellung bis 10. Jänner 2015.

Raum, Zeit, Verdichtung und Erweiterung sind Parameter für die Arbeit von Michael Kienzer, der ein oder mehrere Materialien in Verbindung, einzelne Teile in Spannung zueinander setzt. Indem er das Denken von Möglichkeitsformen in Realität umsetzt, werden unterschiedliche Kräfte, die aufeinander einwirken, als momentane physische Zustände und als Fragen nach dem Wesen innerer Strukturen sichtbar.

Egal, ob er Metall, Glas oder Gummi, Schaumstoff, Sperrholz, Teppiche oder andere Materialien verwendet, stets werden deren Eigenschaften und physikalische Kräfte untersucht und erprobt.

Kienzers Skulpturen sind besondere Konstellationen, die momentane Zustände von Dingen in speziellen Verhältnissen zueinander darstellen und verdeutlichen nicht nur Zeitgebundenheit, sie stellen sich gleichzeitig selbst in Frage. Dinge, die eigentlich in Bewegung sind, wirken in einem speziellen Zustand wie eingefroren, sind stabil und verweigern jede Art von Balance oder ausgewogener Gerichtetheit.

Lapidare Alltagsgegenstände, Industriematerialien, in jedem Fall präzise ausgewählte Dinge, denen immer eine eigene Logik innewohnt, werden diametralen Spannungen ausgesetzt, deren Sinnhaftigkeit in einer Ambivalenz von Spiel und Unbedingtheit changiert. Der dadurch hervorgerufene Witz, der im Unvorhersehbaren eine Menge an Vorstellungen offen lässt, ist bezeichnend für die Arbeit von Michael Kienzer. Ähnlich dem Slapstick, der Tragik mit Humor verbindet, trifft Michael Kienzer den exakten Punkt der Vergänglichkeit, der bei größter Komprimierung kurzlebig, fragil, zerbrechlich und gleichzeitig stabil und klar erscheint.

Fasziniert von Baustellen, deren ständiger Veränderung und grundsätzlich der Temporalität von Situationen greift Clemens Hollerer in den Raum ein, spannt ihn auf, durchbricht Festgefügtes. In der Ambiguität von klaren Strukturen und Destruktion schafft er Momente einfacher Klarheit, die das Aufbrechen scheinbar festgefügter Strukturen in sich tragen. Konstruktion und Dekonstruktion sind dafür Methoden, die einander nicht widersprechen, sondern bewusst genutzt werden. Die Dynamik seiner Skulpturen basiert auf Polaritäten wie Zerstörung und Entdeckung, Durchbrechung und Befreiung oder Zufall und Konstrukt.

Dafür verwendet er rohes industriell gefertigtes Material oder Latten und Bretter, die aussehen, wie Baustellenabsperrmodule. Bei näherer Betrachtung entpuppen sich diese aber als hochglanzlackiertes oberflächenbearbeitetes Material. Solche Latten aus Holz, Stahl oder Aluminium werden von Hollerer verschraubt und verschränkt. Dabei interessiert ihn die Einfachheit der Dinge ebenso wie deren Glätte bei gleichzeitiger unkontrollierbarer Zersplitterung des Materials sowie die dabei entstehende Interaktion der Strukturen im Raum.

Flexibilität und Überraschung sind für den Künstler ebenso wichtig, wie bewusste Steuerung, Umleitungen oder gesetzte Blockaden, um die Ästhetik der Veränderung sichtbar werden zu lassen. Zwischen Reduktion und Akkumulation arbeitend schafft er es, den Raum befragend, ausgreifende fragile Skulpturen der Verletzlichkeit zu schaffen, die Gewalt und Explosivität ebenso assoziieren, wie Aufbruch und Entdeckung.

Elisabeth Fiedler