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Das Kernthema der jungen, in Düsseldorf geborenen Künstlerin ist das Verhältnis von Masse und Individuum, das sie seit gut zehn Jahren kontinuierlich erforscht und bearbeitet. Wie eine Choreographin inszeniert Claudia ROGGE ihre teils eindringlich intensiven, teils opulent eleganten fotografischen Tableaus.

Während Claudia ROGGE in Ihren früheren Arbeiten extrem sachliche, das Repetitive betonende Gestaltungskriterien dominieren und die menschlichen Körper in strengen Komposition zu Ornamenten verschmelzen, hat sich die Künstlerin zuletzt mit großer internationaler Resonanz intensiv narrativen Inhalten zugewandt, die sie in Ihrer einzigartigen, unverkennbaren Ästhetik, die oft eine barocke Dichte aufweist, aufwendig inszeniert. Die Fotografin hat folgenden Satz von Gabriel de Tarde einem Ihrer Kataloge vorangestellt: „Der Drill des Marschierens ist eine der großen militärischen Kräfte. Diese Neigung, im Gleichschritt und auf dieselbe Weise zu gehen war angeboren ehe es in den Armeen zur Pflicht wurde“. In der Folge belegen Fotos der perfekten Reichstagschoreografie und Inszenierung der Aufmärsche im nationalsozialistischen Deutschland das gleichermaßen faszinierende und erschreckende Thema von Masse als / und Ornament. Von dieser Fragestellung fasziniert erstellt die Künstlerin in nächtelangen Sessions von ihren Modellen Tausende von Einzelstudien, die sie später in minutiöser Feinarbeit zu Gesamtkompositionen zusammen fügt.

Ihrer Wiener Ausstellung hat Claudia ROGGE den Titel „Man ohne Eigenschaften“ gegeben, nicht nur, weil der Roman des Österreichers Ihr Lieblingsroman ist, der in seiner Beschreibung vom Übergang der Bürgerschaft zur industriellen Massengesellschaft genau zu Ihrer Arbeit passe, sondern auch weil Ihre Arbeit sich mit der Frage nach der Individualität in der Massengesellschaft und den Eigenschaften des Individuums beschäftigt. Neben Ihren neuen Fotosentenzen „The doubters best guest“ und „Battlefield“ wird die Künstlerin dem Publikum im Monat der Fotografie in einer Installation eine Begegnung zwischen Kamera, Individuum und Masse ermöglichen und dabei gleichzeitig mit einem „aussterbenden“ Moment der Fotografie, dem Polaroid arbeiten, die bei Ihrer Einführung 1947 bereits selber Teil eines Massengeschehens war. Im Focus wird der einzelne, individuelle Besucher stehen, der sich auf einem „Folterstuhl“ selbst ablichten und somit sein eigener Star - im Spotlicht frenetisch bejubelt - sein kann.

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Claudia Rogge: Man ohne Eigenschaften