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Cindy Sherman - Werke aus der Olbricht Collection
19.05.2018 - 24.02.2019
Eröffnung: Freitag, 18.05.2018 19:00 Uhr, Eintritt frei

Die Weserburg präsentiert in einer großen Einzelausstellung über 60 Fotoarbeiten der Amerikanerin Cindy Sherman aus nahezu allen Werkphasen. Ein derart großes Konvolut von Bildern der weltbekannten Künstlerin wird damit zum ersten Mal in Norddeutschland zu sehen sein. Die Werke stellen innerhalb der Olbricht Collection einen ganz besonderen Sammlungsschwerpunkt dar. Cindy Sherman gilt in der Öffentlichkeit als bedeutende feministische Künstlerin. Die von Thomas Olbricht zusammengestellten Werke machen indes deutlich, dass das Gesamtwerk weit vielfältiger ist. In der Tat hat die Künstlerin die Debatten um „Weibliche Identität“, um gesellschaftlich verankerte Rollenmuster und die damit verbundenen Erwartungshaltungen und Klischees enorm bereichert. Doch geht es in dieser Ausstellung auch um existentielle Themen, um Träume, Ängste und bisweilen verstörende und erschreckende Gewalt- und Todesfantasien. Damit letztlich um ein tieferes Verständnis des Gesamtwerks dieser wichtigen Künstlerin.

Berühmt wurde Cindy Sherman Ende der 1970er Jahre mit ihren "Untitled Film Stills". In ihnen dokumentiert sie Frauendarstellungen, die an Szenen aus Spielfilmen oder Fernsehserien erinnern. Die Künstlerin selbst schlüpft in verschiedene Verkleidungen und Posen und verkörpert die sozialen Rollenmuster, in denen wir uns spiegeln und uns selbst wiederfinden. Die Ausstellung zeigt auch herausragende Beispiele der Werkgruppen "History Portraits", "Headshots", "Disasters" und "Sex Pictures" bis hin zu den Furcht einflößenden "Clowns", "Masks", "Horror and Surrealist Pictures".

Faszination und Desillusionierung charakterisiert in besonderer Weise die Serie der "Headshots", die in einer gelungenen Auswahl von elf Arbeiten vorgestellt wird. Cindy Sherman verkörpert in dieser Serie Frauen mittleren Alters, die noch einmal ihre jugendliche Attraktivität beschwören und zugleich Gefangene ihrer Lebenszeit sind. Sie präsentieren sich in absichtsvoller Selbstverständlichkeit vor einer Kamera, die die ungewollte Vermischung von gewünschter und wahrhaftiger Erscheinung enthüllt.

Ihre Beobachtungen als Frau in der heutigen Kultur sind zugleich Beobachtungen von Ängsten und Albträumen. Sie mischen sich mit einem abgründigen Humor, der noch jedem ihrer Bildschrecken beiwohnt. Beispielhaft sind dafür die "Clowns", in denen sich Komik und Entsetzen, Faszination und Abscheu vermengen. Sie bilden einen Höhepunkt dieser fotografischen Inszenierungen.

Die schockierenden Bilder, in denen Sherman Körperteile von Puppen und Mannequins in grotesker Verstümmelung arrangiert, weisen über das Thema inszenierter Weiblichkeit hinaus. In ihnen ist sie als lebendes Modell ihrer erschütternden Bilderfindungen gar nicht zu sehen. Diese die Grenzen des Verstehens tangierenden Beispiele des Obszönen bis hin zu Zerstückelungsfantasien sind in der Ausstellung gleich mehrfach zu finden. Cindy Sherman geht in ihrem Werk also über die Faszination hinaus, sich der prägenden Macht vorgefundener Rollen auszuliefern. Sie vermag am Ende aufzuzeigen, wie wir uns allmählich an Muster gewöhnen, die uns zutiefst erschrecken.