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Heribert Bücking: Baustelle Kupferstich

Aus Anlass seines 70. Geburtstages ehrt der Kunstverein Tiergarten den Berliner Künstler Heribert Bücking mit einer Kabinettausstellung. Seit 30 Jahren arbeitet der 1940 in Ziegenhals (Oberschlesien) geborene Kupferstecher und Zeichner in seiner Moabiter Druckwerkstatt und kann auf ein äußerst umfangreiches Oeuvre von Druckgrafiken und Zeichnungen zurückblicken. Mit seinem Werk stellt er immer wieder aufs Neue unter Beweis, dass tradierte Techniken wie der Kupferstich auch in der medialen Welt der Gegenwart große Aktualität behaupten können.

Entgegen der oftmals begrenzten reproduktiven Praxis eines Kupferstechers interessiert Bücking, wie er sagt, der Druckprozess als eine fortschreitende Entfaltung des Bildes. Sein Arbeitsergebnis sei nicht das einzelne Bild, sondern ein Feld, eine Reihe von Bildvariationen. Grundlage für das Gros der seriellen Kupfersticharbeiten bildet nach wie vor die Zeichnung, in der Heribert Bücking eine seltene Meisterschaft entwickelt hat. Mit dem scharfen Auge des Beobachters widmet er sich nicht den klassischen Sujets des Genres, sondern verschiedenen Alltagsgegenständen, denen er in einer zeichnerischen Analyse ihre eigene Poesie und Hintergründigkeit entlockt. Solchermaßen präzise durchdrungen setzt der Prozess des Stechens eine vielfältige druckgrafische Produktion in Gang, an deren Ende Bildserien stehen, die die Komplexität unserer visuellen Umwelt und ihrer geistigen Aneignung widerspiegeln.

Christopher Winter: Black Ghosts

Mit einer umfangreichen Einzelausstellung stellt der Kunstverein Tiergarten aktuelle Arbeiten des 1968 in England geborenen und in Berlin lebenden Malers Christopher Winter vor. Seine figurative Malerei ist durch plakativ angelegte Bildfindungen, starke Farbigkeit und zahlreiche Reminiszenzen an die amerikanische Pop-Art charakterisiert. In seinen Themen und Bildfindungen seziert er mit hintergründigem Humor gesellschaftliche Tabus und die Abgründe der kollektiven Doppelmoral. Winters brillantes Spiel mit skurrilen Sujets, absurden Überzeichnungen und sarkastischen Kommentaren kennzeichnet den Künstler als aufmerksamen Beobachter einer massenmedial verzerrten Bildwelt, durch die er hinter den Spiegel gesellschaftlicher Zustände schaut.

»Black Ghosts« sind die (un-)sichtbaren Protagonisten bisweilen makabrer Szenen und hintergründiger Grotesken, in denen Winter nicht nur dem Spuk kindlicher Erlebniswelten auf den Grund zu gehen versucht, sondern in denen gleichermaßen das Schauerliche als Motiv der europäischen Kunstgeschichte prominent hinterfragt und in Bezug auf die Gegenwart karikierend auf die Spitze getrieben wird. Mit Goya, Füssli, Blake und Hitchcock stehen die Altmeister des Genres Pate für ein meisterhaftes Vexierspiel mit Kostümierung, Camouflage und Ironie, in dem der Glanz des schönen Scheins nicht selten der Beklemmung und brutalen Entschleierung weicht.

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Heribert Bücking: Baustelle Kupferstich

Christopher Winter: Black Ghosts