press release only in german

Wenn ich an die Situation hier gedacht hab, und wenn das, was meine Arbeit ist... also, jetzt Kunst, ja, dass man sich in diesem Kunstbereich bewegt... also, was bedeutet die Arbeit in so einem Zusammenhang und was würde mir die Arbeit bedeuten, wenn ich in so einer Situation wäre, oder wie hat sich das ... wie fühlt sich das an, die Arbeit in Kombination mit Krankheit, ja!? Ich mein, in der Kunst geht's immer ums Sterben, ne!? Meiner Meinung nach. Oder ganz oft. Ich mein, die Welt ist überrollt von Totenschädeln … Und ich mein, ich mach Kunst ... es gab für mich so eine Initialzündung vor einem Jahr, und das war, wo ich eben diesen einen Satz gelesen hab: Arbeiten wie ein Liebender. Und da hab ich begriffen, okay, wenn ich das tun kann, ich brauch sonst nix anderes. Und es liegt alles in der Arbeit. Mir ist noch mal viel klarer geworden, was für 'n heilenden Aspekt das Ganze hat. Und das, finde ich, ist der einzige Grund, wieso ich das mache. Weil ich glaube, dass das was Heilsames hat also, mir hilft das ... ich mein, ich hab dieses ganze ... dieses weihnachtliche Goldgeklingel geht mir so am Arsch vorbei, was die Leute übers Leben reden, ja, ich bin da echt schon weit weg davon. Aber dann ist mir gestern eingefallen, nein, es ist ... die Kunst, wenn es die nicht gäbe, ich würde sie so derartig vermissen. Ich bin so glücklich, dass ich das machen kann und dass ich das sein darf. Weil es hilft mir beim Sterben, jeden Tag. Und ich mein, ich fürcht ehrlich gesagt nicht davor zu sterben, echt nicht. Es ist eher so diese Angst, diese Angst vor dem Prozess und vor diesem Freiheitsentzug wahrscheinlich, ja!?

Der Künstler Christoph Schlingensief setzt sich mit der unmittelbaren Verschiebung seiner Realität auseinander. Die Krankheit zwingt ihn in eine neue Umgebung. Ein fremdes Außen löst die Bilder auf, lässt sie auftauchen und wieder verschwinden. Wer ist der Herr? - über das Erlebte, das zu Erlebende? Parallel zu seinen Behandlungen kämpft Schlingensief mit seinen Bildern, zwingt seine Inhalte in ihre Gültigkeit. Am Maxim Gorki Theater hat er im Sommer dieses Jahres einen Ort gefunden, gemeinsam mit einer Gruppe von Spielern an seiner subjektiven Geschichte der Krankheit zu arbeiten. Auf Grundlage zahlreicher Texte, die er von Beginn seiner ersten Konfrontation mit der Krankheit verfasste, installiert er eine Reflexion seiner Erlebnisse in der Gegenwart weit über die Sprache hinaus, die nach nicht öffentlichen Vorstellungen im Juli nun zur öffentlichen Aufführung kommt.

Mit Margit Carstensen, Hanna Eichel, Wanda Fritzsche, Kerstin Grassmann, Helga von Paczensky, Mira Partecke, Irm Hermann, Eva Zander, Michael Binder, Norbert Müller, Achim von Paczensky, Gunnar Teuber Regie Christoph Schlingensief Regie-Mitarbeit Anna Heesen, Aino Laberenz, Leonard Schattenschneider Bühne Kathrin Frosch, Aino Laberenz Kostüme Aino Laberenz Video Meika Dresenkamp Gesang Ulrike Bindert-Eidinger Musik Timo Kreuser

only in german

Der Zwischenstand der Dinge
Ein Projekt von Christoph Schlingensief
Ort: Gorki Studio Berlin

Aufführungen:
13.11.
14.11.
15.11.