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Der deutsche Künstler Christoph Faulhaber wurde im letzten Jahr mit dem New York Stipendium des Landes Rheinland-Pfalz ausgezeichnet. Das Stipendium sah einen 6-monatigen Aufenthalt im Künstlerhaus Location One, in New York City vor. Nach seiner Einreise am 1. September 2008 nahm das FBI Ermittlungen auf, zwei Beamte der Abteilung Counterterrorism besuchten den Künstler zu Hause und in seinem Atelier. Aufmerksam wurden die amerikanischen Sicherheitsbehörden durch ein Projekt von Faulhaber, bei dem er einen privaten Sicherheitsdienst vor US-Botschaften in Europa bestellt hatte. Die als ‚Mister Security’ bekannte Arbeit (zusammen mit Lukasz Chrobok), die maßgeblich ausschlaggebend für die Landesförderung war, wurde nun Auslöser der Hysterie. Das New Yorker Künstlerhaus befand sich allein aufgrund des FBI-Besuchs nicht in der Lage, das Risiko der Anwesenheit des umstrittenen Künstlers zu tragen und entließ diesen mit sofortiger Wirkung. Nachfolgend wurde auch das Stipendium von der Landesstiftung entzogen. Der Künstler war daraufhin gezwungen, seinen New York Aufenthalt abzubrechen und kehrte nach 14 Tagen wieder nach Deutschland zurück. Zur Eröffnung der Studio-Ausstellung wird Christoph Faulhaber am 27.02.2009 um 19.00 Uhr mit Originaldokumenten und autobiografischem Material einen kurzen Einblick in die Ereignisse geben. Die Vorstellung des Projekts ’Mister Security’, die Studio-Ausstellung sowie der Gesprächsabend mit dem Künstler soll aus aktuellem Anlass ein Forum für die Diskussion der fragwürdigen Verflechtungen ziviler, staatlicher und militärischer Institutionen in den westlichen Gesellschaften nach den Anschlägen von New York im Jahr 2001 im Kontext einer künstlerischen Intervention bieten. Durch den nachträglichen Entzug des Stipendiums nach der Befragung Faulhabers durch US-amerikanische Sicherheitsdienste in New York wird deutlich, wie die hysterisierte Thematisierung vermeintlicher terroristischer Gefahren auf gesellschaftliche und kulturelle Einrichtungen übergreift. Auf Grundlage dieser Vorgänge stellt sich heute für eine kritische künstlerische Praxis die Frage, wie Projekte, die den Komplex ‚Sicherheit’ und ‚Überwachung’ thematisieren oder die fortwährende Verfestigung des permanenten Ausnahmezustands von bürgerlichen Rechten als reales Lenkungsinstrument staatlicher Instanzen aufgreifen, überhaupt noch als öffentlich förderungswürdig angesehen werden. Als Folie der Diskussion erscheint die Debatte über den Status und die Potentiale einer bewusst auf gesellschaftliche Prozesse ausgerichteten kritischen künstlerischen Arbeit und deren Wirkungsweise auf faktische lebensweltliche Bereiche als überfällig. Ohne der historisch gewordenen avantgardistischen Forderung einer Annäherung von Leben und Kunst zu folgen, erörtert Faulhabers mehrjährige Arbeit an dem Projekt ‚Mister Security’ zielsicher die Frage nach den Möglichkeiten einer interventionistischen Kunst im Umfeld höchst fragwürdiger und in ihren Mechanismen nicht greifbaren politischen Sicherheits- und Überwachungsapparaten.

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Christoph Faulhaber
Ich, wie es wirklich war - Ein Bericht aus New York
Kurator: Felix Ruhöfer