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Wann definiert sich eine Gesellschaft als Gemeinschaft und wann kippt der positiv konnotierte Aspekt des Gemeinsamen ins Negative, in eine „Gemeinheit“? Diese Fragestellungen dienen Christian Schwarzwald als Ausgangspunkte für seine Ausstellung GEMEIN, die er im Rahmen seiner Artist in Redsidence-Aufenthaltes in den KRINZINGER PROJEKTEN im Herbst/Winter 2011 erarbeitete. Der Titel der Ausstellung reflektiert dabei die verschiedenen Bedeutungen des Wortes „gemein“, welches im deutschen Sprachgebrauch verschiedentlich seinen Ausdruck findet: im Sinn einer Generalisierung ebenso wie in seiner Bedeutung als „boshaft“ / „tückisch“. Schwarzwald siedelt seine Arbeiten also in diesem schwer greifbaren Moment an, wo der soziale Moment seine Transformation erfährt. Der soziale Aspekt bildete bereits in vergangenen Ausstellungen den Subtext Schwarzwalds künstlerischer Auseinandersetzung und zeigte sich im Rahmen seines Aufenthaltes in den KRINZINGER PROJEKTEN auch anhand einer Reihe ungezwungener Zusammenkünften mit dem Titel GEMEINTOPF, anlässlich derer Christian Schwarzwald zum gemeinsamen Essen einlud.

Christian Schwarzwalds künstlerisches Medium ist die Zeichnung. Seinen Arbeiten liegt ein Konzept zu Grunde, welches die Aspekte der Reproduzierbarkeit, der Irritation und des Illusionismus vereint. Die motivische Bandbreite reicht dabei von der realistischen Darstellung, beispielsweise nach fotografischen Vorlagen, bis hin zum Fabulieren mit dem Kohlestift und im Formalen von minimalistischer Strenge bis zu gestischer Expression. Einen Teil der Ausstellung in den KRINZINGER PROJEKTEN bilden Zeichnungen von Portraits, die entgegen ihrem eigentlichen Anspruch aber keine wirklichkeitsgetreue Abbildung von Personen wiedergeben. Die geometrisch-abstrakten, sehr kontrolliert wirkenden Bildnisse dienen dabei als Skizzen für die mit expressivem Gestus ausgeführten Arbeiten, bei welchen der Prozess des Zeichnens und das Prinzip des Arbeitens „ohne den Ausgang zu kennen“ im Vordergrund steht. Indem Christian Schwarzwald die Zeichnungen in einer repetitiven Anordnung im Sinn eines All-Overs gruppiert, sind die BetrachterInnen gefordert, ihren Blick nicht allein auf das ganzheitliche Arrangement zu richten, sondern sich auch konzentriert auf das einzelne Bild einzulassen. Die serielle Anordnung der in Grautönen gehaltenen Zeichnungen wird durchbrochen von vereinzelt integrierten farbigen Gerüsten. Diese bestehen aus einem Netz bunt-gestreifter Stangen und spielen mit verschiedenen Ebenen des Illusionismus, indem sie scheinbar Schatten an die Wand werfen. Die Gerüste fungieren gleichsam als ein schneller Wechsel, als eine Art Ruhepause inmitten der oft unruhigen, expressiven Linienführung.

Wichtig in Schwarzwalds künstlerischer Auseinandersetzung ist immer die Bezugnahme auf den Raum. Vordergründig ist dabei der Versuch den Raum dort zu fassen, wo das Bild in den Raum übertritt: etwa, indem er die Wände durch Farbe hervorhebt, neue Wände als Kulisse einzieht oder illusionistische Versatzstücke des Außenraumes in den Ausstellungsraum hereinnimmt. In der aktuellen Ausstellung formiert er die Zeichnungen zu raumgreifenden Wandbildern, zu Installationen, die auf die individuellen Gegebenheiten der Räumlichkeiten der KRINZINGER PROJEKTE abgestimmt sind.

Christian Schwarzwald, geboren 1971 in Salzburg, lebt und arbeitet in Berlin. Sein künstlerisches Medium ist die Zeichnung, die er in der Regel zum raumbezogenen Installationen zusammenfügt. Soloausstellungen waren u.a. zu sehen bei U37 Raum für Kunst, Berlin (Moiré, 2011), Derek Eller Gallery, New York (Boxed, 2010 / A Bird in the hand, 2007 / Antechamber, 2004), Galerie Krinzinger, Wien (Spiel, 2008 / Nachbarn, 2005 / Halbe Höhe, 2003 / Geisterbahn, 2000), Nina Menocal Gallery, Mexico City (Golden Cage, 2007) oder der Galerie Eva Winkeler, Frankfurt (R wie Räuber, 2005).

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