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Christian Schwarzwald ist Zeichner, und als solcher ist er ein ständig Beobachtender, ein genau Wiedergebender dessen, was seine Umwelt auszeichnet. Dabei bedient er sich vielfältiger Stile und Techniken, um das Darzustellende in seine eigene und jeweilige Sprache zu übertragen. Christian Schwarzwald rekonstruiert in seinen Zeichnungen bekannte Verfahren der Reproduktion, und macht sich diese somit zu Eigen. So erinnern manche Zeichnungen beispielsweise an Siebdrucke oder weiter bearbeitete Photokopien, wobei dieses Moment der Erinnerung mehr als gezielte Verwirrung denn Kopie eher grober Formalia stattfindet. Seine Zeichnungen assembliert Schwarzwald oftmals zu raumgreifenden, collageartigen Installationen.

Manche dieser Installationen, vor allem die jüngeren und jüngsten, nutzen fertige Zeichnungen wiederum in erweiterter Manier als Material; die einzelne Zeichnung, die immer auch schon eine Arbeit für sich ist, und auch innerhalb der Installation als solche verstanden werden kann, wird wiederum Material und definiert sich nun zusätzlich durch das bestimmte und konstruierte Nebeneinander.

Der so entstehende Rhythmus im Einsatz von Farbe, Form und Linie ist malerisch, und Christian Schwarzwald changiert direkt an der Grenze zwischen Zeichnung und Malerei.

Die Ausstellung in der Galerie Eva Winkeler beschäftigt sich mit Portraits. Es entsteht eine Installation mit Portraits von Räubern, und von R's, die den Raum zweiteilen wird.

Auf der linken Seite bringt Schwarzwald auf einem roh und rotzig zusammen gezimmerten Holzverschlag eine Zeichnungsinstallation, eine Collage an, die in rauhem Rhythmus jene Portraits arrangiert, die wir durch die Kultur der historisierten WANTED-Plakaten und den, aus dieser Genealogie entstandenen Fandungsphotographien nahe genug zu kennen glauben, nämlich Portraits von Räubern und solchen, die uns neu erscheinen werden – den Portraits der Buchstaben 'R', deren Präsenz jedoch bereits durch den Ausstellungstitel berechtigt sind.

Christian Schwarzwald interessiert dabei die Auseinandersetzung mit verschiedenen 'Klassikern', nämlich dem für die deutsche Kunst elementaren Expressionismus, und zum anderen dem Archetypus des Wilden Mannes, des Räubers, des Kämpfers. Besonders auch mit dem urwüchsigen, dem 'klassischen' Räuber. Dabei ist besonders, wie stark die Darstellung jenes Archetyps von wenigen formalen Kriterien abhängt, denn bereits störrische Haupthaare und ein bärtiges Gesicht machen einen Räuber.

Doch wer spricht heute eigentlich noch vom Räuber?

Geht die verbale Anachronie des Räubers parallel einer neuen, formalen Unbestimmbarkeit des Diebes?

Ist das Böse etwas sichtbares?

Florian Rehn

Pressetext

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Christian Schwarzwald: R WIE RÄUBER