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Die Ausstellung der STIFTUNG LINER APPENZELL, die erste Museumsausstellung des österreichischen Künstlers Christian Ludwig Attersee in der Schweiz seit rund 20 Jahren, präsentiert im Museum Liner sowie in der Erdgeschosshalle der Kunsthalle Ziegelhütte über 40 Gemälde sowie elf Bildzyklen aus rund zehn Jahren. Den Titel zur Ausstellung gab der 5-teilige Zyklus DER FEUCHTE BRIEF von 1997.

Attersee zählt mit Georg Baselitz, Markus Lüpertz und Jörg Immendorff zu den Gründerfiguren der sogenannten Neuen Malerei. Zusammen mit dem Schaffen von Maria Lassnig und Arnulf Rainer gehört Attersees vielschichtiges, mit hintergründiger Ironie formuliertes Werk, das sich seit den Siebzigerjahren einer expressiven „Malerei von Liebe und Wetter“ verschrieben hat, zu den wichtigsten Positionen der österreichischen Malerei, die internationales Renommee geniessen.   Die Werke des jungen Attersee (geb. 1940 in Pressburg, dem heutigen Bratislava) sind schon früh in Schweizer Galerien gezeigt worden: 1970 Galerie Bischofberger, Zürich; 1973 Galerie Herzog, Büren an der Aare; 1976 Galerie Stähli, Zürich. Die letzte Einzelausstellung in einer Schweizer Galerie hat 1992 auch in der Galerie Stähli stattgefunden. Doch sind bislang nur zwei grössere Schweizer Museumsausstellungen realisiert worden: bereits 1976 im Kunsthaus Luzern und 1983 im Aargauer Kunsthaus, Aarau. Die letzten internationalen Museumspräsentationen Attersees fanden im Russischen Museum in St. Peterburg 2000 und im Stedelijk Museum in Amsterdam 2002 statt.

DER FEUCHTE BRIEF wird sowohl im Museum Liner, in der von nördlich ausgerichteten Shed-Oberlichtern erhellten Architektur von Annette Gigon und Mike Guyer, sowie in der hohen Erdgeschosshalle der Kunsthalle Ziegelhütte, gezeigt. Die Ausstellung widmet sich ganz dem malerischen Werk Attersees, mit einem Schwerpunkt auf den monumentalen Gemälden (mit Massen von je 150 x 150 cm, 187 x 187 cm, und 265 x 190 cm), seinen eigentlichen Bildwelten der Jahre 1992-2002/03. Die Präsentation der Acryl/Lack-Gemälde im ersten Teil der Ausstellung im Museum Liner wird rhytmisiert durch mehrere kleinere, sowie zwei sehr umfangreiche Bildserien, die fiktive Erzählungen in Raum und Zeit evozieren. Sie zeigen exemplarisch die vom Künstler durch ein eigenes figuratives Bildvokabular ausgeprägten Metamorphosen der Dingwelt in einer zyklischen - je nach „Bildinhalt“ mit grau/blauer Farbigkeit des „Wetters“ und der „Feuchte“ oder stark kontrastierenden Farben der „Liebe“ und des „Feuers“ - vorgehenden Arbeitsweise.   Die gesamte Bildfolge setzt schon im Foyer des Museums Liner ein mit einem - ursprünglich für das von Attersee mit betriebene Restaurant „Neu Wien“ geschaffenen - monumentalen Querformat, dem SCHACHFLEISCH von 1995, das dem Betrachter die Bandbreite eines spezifisch „kulinarischen“, sich farblich an Fleischtönen orientierenden Formenvokabulars offenbart.   Die folgende Enfilade der Räume im Museum Liner mit 34 Bildern - grossformatigen Gemälden und kleineren Einzelblättern - wird „unterbrochen“ durch insgesamt elf Zyklen aus den Jahren 1995 bis 2002: SPATZENEROTIK, 1997; DER FEUCHTE BRIEF, 1997; DIE BACKENREISE, 1997; DAS HÖLZERNE MÄDCHEN, 1998; ACHT WEGE, 1998; VOLLE GLÄSER, 1999; BRAUTBLUT, 2000; ENGELFEUCHTE, 2000; sowie die in Katalogen nicht publizierten KUBINKNOCHEN, VIERMAL (Eine Anerkennung. 4 Tritte), 1995; GELOGENE JOLLEN, 2001, und DIE KRISTALLENE INGRIED, 2002.   Der Rundgang im Museum Liner schliesst mit dem DON GIOVANNI-QUARTETT von 1991, das als grossartiges vierteiliges Schaubild zur Bild-Ton-Inszenierung des Opern-Hörraumes für Mozarts „Don Giovanni“ anlässlich der Mozartausstellung im Schloss Klessheim bei Salzburg geschaffen worden ist. Die vier fast drei Meter hohen Bildtafeln bilden in ihrer vielschichtigen, das Leben Don Giovannis in eine „Atterseewelt“ versetzenden Panoramatik die ideelle Brücke zum zweiten Teil der Ausstellung in der Kunsthalle Ziegelhütte.  

WASSER UND LAND 1998 Acryl und Lack auf grundierter Leinwand, grauer Holzrahmen, 187 x 187 cm / 201 x 201 cm. Semmering, August 1998 © Attersee Die für raumgreifende Gemälde und Skulpturen konzipierte Erdgeschosshalle der Kunsthalle Ziegelhütte zeigt auf drei Wänden jeweils drei hochformatige, thematisch und formal zusammenhängende Gemälde (je 265 x 190 cm). Sie werden gleichsam wie zu drei Triptychen angeordnet, als imaginäre Glasfenster in einem profanisierten Sakralraum. Bildtitel wie ZIEGENTREFF (1995) und MEISTERSTÜCK (1995) sowie NACHT ZUR BRAUT (1992/93) und SCHWALBE ZUR BRAUT (1992/93) stehen hier für ein neunteiliges Konvolut pandämonischer und vor allem panerotischer malerischer Formulierungen, wie sie das Schaffen des Künstlers seit Mitte der Siebzigerjahre leiten und prägen. Die eigentümlichen poetischen Bildtitel, zumeist typische Neologismen der „Atterseesprache“, die sich in einer Begrifflichkeit zwischen „Liebe“ und „Wetter“ bewegen, tragen zur Bedeutung und möglichen Deutung der vielschichtigen, von Attersee entwickelten Symbolik bei.   „DER FEUCHTE BRIEF“ ist in enger Zusammenarbeit mit dem Künstler konzipiert und speziell für die in Appenzell vorhandenen Museumsräume realisiert worden. Bis auf eine bedeutende Arbeit aus Privatbesitz stammen die Gemälde und Bildzyklen Attersees alle aus seinem Atelier und wurden in der Schweiz noch nie gezeigt.

MEISTERSTÜCK 1995 Acryl und Lack auf grundierter Leinwand, grauer Holzrahmen, 265 x 190 cm / 280 x 205 cm. Wien, März 1995 © Attersee Begleitprogramm Zur Ausstellung erscheint ein ca. 80 Seiten umfassender Katalog, der mit rund sechzig farbigen Reproduktionen zahlreiche Gemälde aus den letzten zehn Jahren sowie die drei oben genannten Zyklen abbildet, die noch nicht in früheren Katalogen erschienen sind. Die Textbeiträge von Ingried Brugger und Toni Stooss werden ergänzt durch eine umfassende Biografie des Künstlers, die mit Dokumenten aus dem Archiv Attersee und Aufnahmen des in Wien lebenden Fotografen Kurt-Michael Westermann bebildert wird.   Im Begleitprogramm sind für die Bühnenplattform der Kunsthalle Ziegelhütte vorgesehen:   ATTERSEESPRACHE Szenische Lesung mit Gedichten und Kurzprosa von Attersee, 1972-1994, mit dem in Wien lebenden Schauspieler Bernd Jeschek, die das Publikum mit der spezifischen Sprache des Poeten Attersee be-kannt machen soll,   sowie   ANIMATIONSFILME aus der Meisterklasse Attersee und Filme von Hubert Sielecki, die einen besonderen Aspekt von Attersees umfassender Unterrichtstätigkeit an der Klasse für Malerei, Animationsfilm und Tapisserie der Wiener Universität für angewandte Kunst aufzeigen. Pressetext

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Christian Ludwig Attersee - DER FEUCHTE BRIEF
Malerei von Liebe und Wetter