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Capitain Petzel freut, sich die zweite Einzelausstellung mit neuen Werken von Charline von Heyl zu präsentieren.

“Ein Werk, so dachte er, war etwas, bei dem das Material fast nichts war, das Gefüge fast alles; etwas, das im Stillstand, ohne besonderes Schwungrad, in Bewegung war; bei dem alle Elemente einander in Schwebe hielten; das offen war, jedermann zugänglich, durch Gebrauch nicht abnutzbar.”

– Peter Handke, “Nachmittag eines Schriftstellers”

Charline von Heyl erschafft Gemälde, die als sich selbsterneuernde visuelle Ereignisse fungieren, als enigmatische Präsenzen, die den Betrachter wortlos verführen oder verstören. Sie sind oft lustig, haben aber dabei auch keine Angst vor poetischer Tiefe oder sogar Pathos. Die Farben aktivieren: sie bewegen, entleeren sich und laden sich wieder auf, abhängig von Tageszeit und Position des Betrachters. Interferenzfarben, deren Natur es ist auf paradoxe Weise mit dem Licht zu agieren, bringen die Hierarchie der Tonalität durcheinander. Kupfer, Aluminium, schmutzig wirkende Pastell- farben, Kohlepulver, Fluoreszierendes, aber auch graphisches Schwarz und Weiß werden in instabilen und kaputten Schichten aufgetragen, was unterschiedliche Stimmungen und Gefühle hervorruft.

Die Zeichnung ist ein wichtiges Element, obwohl die Linien und Gesten sich eher in Umrissen ver- stecken als auf ihrer autonomen Behauptung zu bestehen. Durch Wiederholung entstehen Muster, durch Muster entsteht Bewegung oder Stabilisierung, Spannung oder Auflösung. Die narrativen Elemente lassen eigene Energien entstehen, lösen aber niemals Versprechen ein. Gemeinsam verlangsamen oder beschleunigen Komposition, Farben und Linien den Blick, dehnen oder verformen den Moment des Sehens, verwandeln damit Zeit in Raum und lassen das Bild zum Objekt werden.

Von Heyl setzt eher auf visuelle Effekte als auf die direkte Wirkung einer haptischen Oberfläche. Dabei zieht sie die Sachlichkeit von Acryl der verführenden Beschaffenheit von Impasto-Malerei und Öl vor. Pinselstriche sind nicht erkennbar, wodurch das Bild oft fast wie gedruckt wirkt. Aus einer komplett glatten Oberfläche heraus dehnen sich die Arbeiten aus oder ziehen sich in sich zurück. Aufgemalte “Aufkleber” zerstören Illusion mit Illusion da, wo die Gefahr besteht, dass das Gemälde sich in sich selbst verlieben könnte.

Charline von Heyl lebt und arbeitet seit 1996 in den USA.