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Zehn Kunststudentinnen und Kunststudenten aus verschiedenen Hochschulen Deutschlands zeigen unter dem Titel Changing Places ihre Abschlußarbeiten im Kasseler Kunstverein. Allen gemeinsam ist, dass sie derzeit StipendiatInnen des Cusanuswerkes sind. Ganz verschieden sind jedoch die künstlerischen Postionen, Themenfelder und Medien, mit denen die Studierenden arbeiten. Mit dem Titel Changing Places haben die Stipendiaten des Cusanuswerks für ihre Ausstellung einen thematischen Rahmen gefunden, der mehr als eine Überschrift ist. Denn mit dem Hinterfragen des definierten Ortes, als sicherstem Verweis auf die Tatsächlichkeit eines Ereignisses, geraten auch alle anderen Faktoren in Bewegung. Die Relationen drehen sich um.

Thomas Lüers Videoinstallation "Broadway" zeigt einen Blick auf ein Bürogebäude Frankfurts mit scheinbar belanglosen Szenen; aber ist das, was man sieht, auch das, was sich ereignet? Wo ist der tatsächliche Ort von Ereignissen und wie wirkt sich der Präsentationsort auf die Ereignisse aus? Peter Freitag demontiert am Computer die Bilder von "Wohnbeispielen" und "glücklichen Familien" und fragt nach den Strategien der Kommunikation und des Verhaltens. Birgit Szepanski entwirft ein Tapetenmuster und tapeziert damit Teile des Kunstvereins. Ulrike Möschel deutet die Verschiebung von Raumdefinitionen an und installiert eine Schaukel direkt vor das Fenster. Und Renate Wiedemann verläßt sogar den Raum und stellt ein aus Seife geschnittenes Weihwasserbecken im Freien auf. Diese Beispiele zeigen, dass hier die Orte nur Modelle sind, dass Verhalten nur eine vorgeschlagene Möglichkeit ist, Situationen uneindeutig bleiben und das Verstehen zu widersprüchlichen Ergebnissen führt. Es geht also nicht nur um das Was als Thema der künstlerischen Arbeit, sondern um das Wie. Dem liegt die Unterstellung zugrunde, dass die „Kunst“ erst durch den kommunikativen Prozeß - das ganz andere Warum - der verschiedenen Faktoren entsteht. So darf man gespannt sein, wie die ganz Jungen des Kunstbetriebes die Themen der Zeit aufgreifen, welche Artikulationsformen sie finden und wie sich ihre Ideen und Strategien gegenseitig in Bewegung bringen.

Das Experimentieren mit eigenen Positionen ist den jungen KünstlerInnen durch die Freiheit eines Stipendiums wesentlich erleichtert. Seit zwölf Jahren pflegt das Cusanuswerk ein eigenes Förderprogramm u.a. für Studierende der Bildenden Kunst. Die Förderung beinhaltet nicht nur fachspezifische finanzielle Unterstützung, sondern versteht sich durch den interdisziplinären Ansatz als eine Art Biographieförderung. Wechselseitig bringen die Diskussionen und Haltungen der KünstlerInnen auch Bewegung in andere gesellschaftliche Bereiche. Stipendien sind kapitale Investitionen beider Seiten.

Im Rahmen der Ausstellung Changing Places werden zwei Georg-Meistermann-Stipendien vergeben über die eine internationale Jury, zusammengesetzt aus Künstlern, Kunstprofessoren und Kunsthistorikern, entscheidet.

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Changing Places
StipendiatInnen des Cusanuswerkes

mit Conny Bosch, Tobias Brembeck, Peter Freitag, Friederike Knapp, Thomas Lüer, Ulrike Möschel, Christoph Rodde, Johanna Schwarz, Birgit Szepanski, Renate Wiedemann