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05.11.2022 - 05.03.2023

Cemile Sahin
A Song of Tigris & Euphrates

In der Kunst von Cemile Sahin geht es um politische Ereignisse. Und darum, wie in den Medien von diesen Ereignissen erzählt wird. Cemile Sahin arbeitet multimedial. [Das bedeutet: Sie verbindet in ihrer Arbeit verschiedene Medien. Ihre Kunst hat verschiedene Formen und Ausdrucksweisen.] In ihren Installationen verbindet Cemile Sahin die Medien Film, Skulptur, Text, Sound und Fotografie. [Eine Installation ist ein Kunstwerk im Raum.] Für ihre Installationen benutzt sie Archivmaterial. [In einem Archiv werden Dinge gesammelt und für die Zukunft aufbewahrt.] Sie beginnt ihre Erzählung also mit einer wahren Begebenheit. Aber dann befragt sie die politischen Ereignisse neu. Sie stellt sie in einen neuen Kontext. [Kontext ist ein anderes Wort für Zusammenhang.] Sie wählt andere Schwerpunkte und stellt sie in den Mittelpunkt. So zeigt sie: wie manipuliert die Darstellung die Betrachter:innen? Wie wird das Ereignis von ihnen wahrgenommen? Diese Themen tauchen dabei in Cemile Sahins Arbeit immer wieder auf: Staaten und Militarismus, Land und die Darstellung von Landschaft als Propaganda. Und die Frage: welche Folgen hat die Propaganda auf unseren Alltag. [Propaganda ist eine bestimmte Form von Werbung. Man könnte sagen: Propaganda will das politische Denken von Menschen beeinflussen.]

Im Mittelpunkt ihrer Installation für die Kunsthalle Osnabrück steht die Premiere des ersten Teils ihrer Filmserie VIER BALLADEN. Der Kurzfilm mit dem Titel Frühling hat die Verträge von Lausanne von 1923 zum Thema. In dem Vertrag wurden Staaten nach dem I. Weltkrieg neu sortiert. Zum Beispiel die Türkei mit ihren Grenzen, wie wir sie heute kennen Und es geht um die Konflikte daraus entstanden sind und bis heute andauern. Dieses politische Ereignis wird mit einem anderen Ereignis in Zusammenhang gesetzt. Es passiert heute, fast 100 Jahre später. Nämlich die Auseinandersetzung um die Ressource Wasser. Und der Einsatz Wasser als Instrument der Macht und als Kriegswaffe.

Der Film beschäftigt sich mit Veränderungen der Landschaft und ihren Folgen. Wie verändert der Bau riesiger Staudämme die Landschaft? Zum Beispiel der Atatürk-Staudamm in Nordkurdistan? Erzählt wird die Geschichte am Beispiel der kurdischen Familie Bingöl. Wie haben sich ihre Lebensumstände verändert? Und durch welche früheren und heutigen politischen Entscheidungen wurden diese Veränderungen ausgelöst? Davon erzählt der Film.

Cemile Sahin (*1990 in Wiesbaden) lebt und arbeitet in Berlin. Zuletzt wurden die Arbeiten von Cemile Sahin in internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen gezeigt, unter anderem auf der Lyon Biennale, in der Bundeskunsthalle Bonn (beide 2022), in der Akademie der Künste Berlin (2021), dem Kunstverein Hamburg (2020), der Galerie für Zeitgenössische Kunst Leipzig und dem NS Dokumentationszentrum München (beide 2019). Sie veröffentlichte die Romane TAXI (2019, Korbinian Verlag) sowie ALLE HUNDE STERBEN (2020, Aufbau Verlag), die ein wichtiger Bestandteil ihrer künstlerischen Praxis sind. Sie ist arsviva-Preisträgerin für Bildende Kunst (2020) und Preisträgerin der Alfred Döblin-Medaille (2020).

Mit freundlicher Unterstützung durch die Kulturstiftung des Bundes, die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, das Niedersächsische Ministerium für Wissenschaft und Kultur, die VR Stiftung und die Freund:innen der Kunsthalle Osnabrück. Die Arbeit A Song of Tigris & Euphrates von Cemile Sahin wurde mit freundlicher Unterstützung von Esther Schipper, Berlin Paris und Medienboard Berlin-Brandenburg GmbH produziert.