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Mit Carsten Nicolais autoR (2010) realisiert die Temporäre Kunsthalle Berlin das dritte Projekt auf ihrer Fassade. autoR ist als ein sich selbst organisierender Prozess konzipiert, bei dem die Besucher seit heute dazu eingeladen sind, mit vom Künstler entworfenen Aufklebern die Fassade der Kunsthalle aktiv zu gestalten.

Das Projekt durchläuft drei Phasen.

(1) Zunächst wurde die Temporäre Kunsthalle mit einer weißen PVC-Haut umhüllt. Die entstehende leere Wandfläche steht in Kontrast zu den zahlreichen Werbe- und architektonischen Wunschbildern auf und um den Schlossplatz und repräsentiert eine Art Null-Zustand – eine Projektionsfläche des Möglichen. (2) Die Beklebung begann am 08. Juni 2010, 11 Uhr. Mittels Hebebühnen können die Besucher in dieser Woche (vom 08. bis 13. Juni, 11-18 Uhr) bis zu einer Höhe von elf Metern selbst Aufkleber an der Fassade anbringen. (3) Bis zum Ende der Laufzeit des Projektes (31.08.2010) können weiterhin Aufkleber angebracht werden. Über die Dauer entsteht eine sich permanent wandelnde Fassade, deren Gestalt sich durch einen interaktiven und dynamischen Prozess bestimmt, der für alle Besucher offen ist.

Der Titel der Installation autoR leitet sich her aus dem griechischen Begriff „auto“ (selbstbegründet), welcher ergänzt um den Buchstaben R den „Autor“ erschafft, der als geistiger Urheber Neues hervorbringt. Im Kontext des Projektes übernimmt der Besucher die Rolle des Autors, indem er durch seine eigenen individuellen Entscheidungen mit dem vom Künstler vorgegebenen Werkzeug diesen interaktiven, kreativen Gestaltungsprozess vorantreibt.

Mit der in sieben verschiedenen Farben produzierten regelmäßigen, geometrischen Form hat Nicolai ein Modul geschaffen, das auf der Kunsthallenfassade zu frei gestaltbaren Formen, Clustern und Strukturen kombiniert werden kann. Ähnlich wie in Nicolais Arbeiten modular re.strukt (2003) oder random dot (2002), bei denen die Besucher zur Mitgestaltung des Kunstwerks eingeladen waren, stehen auch bei autoR der Zufall und die Prozesshaftigkeit, die über das Gesamtbild des Werks entscheiden, im Vordergrund.

„Mit der Betonung sich selbst organisierender Prozesse in meiner Arbeit möchte ich das Potential von Fehlern und des Zufalls erforschen, dabei aber die Kontrolle insoweit behaupten, dass ich beides organisieren und gestalterische Prozesse einleiten kann. Viele meiner Arbeiten unterliegen einer Regel und besitzen Modellcharakter. Das Modell dient als Ordnungsprinzip, um chaotische Bewegungen erkennen zu können. Mich interessieren diese beiden Momente – Chaos und Ordnung – sie liegen ungeheuer nah beieinander.“ (Carsten Nicolai)

Carsten Nicolai (geb. 1965 in Karl-Marx-Stadt, lebt in Berlin) hat an zahlreichen internationalen Gruppenausstellungen wie der documenta X und der 49. und der 50. Biennale von Venedig teilgenommen und umfangreiche Einzelausstellungen u. a. in der Hamburger Kunsthalle (2008), dem Haus Konstruktiv, Zürich (2007), der Schirn Kunsthalle Frankfurt (2005) und der Neuen Nationalgalerie, Berlin (2005) realisiert. Seit mehreren Jahren experimentiert Nicolai unter dem Pseudonym noto mit Sound. Als alva noto führt er seine Experimente weiter in den Bereich der elektronischen Musik, die er auf seinem eigenen Plattenlabel raster-noton veröffentlicht. Er zählt zu den bekanntesten Vertretern der zeitgenössischen elektronischen Musik und hat mit Künstlern wie Ryuichi Sakamoto, Blixa Bargeld, Ryoji Ikeda und Mika Vainio gearbeitet.

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Carsten Nicolai
autoR