press release only in german

Carla Gannis
Until the End of the World

Einladung zur Eröffnung
Samstag, 11. November 2017, 19 - 21 Uhr
Die Künstlerin ist anwesend

Das antike griechische Theater prägte ein Wort, das bei dem Versuch unsere Selbstwahrnehmung zu begreifen, bis heute eine wichtige Rolle spielt. Der Begriff „Persona“ wurde als Hindurchtönen der Stimme eines Darstellers durch seine Schauspielmaske verstanden.

Heute, einer Zeit in der alle sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Systeme der modernen Gesellschaft auf einer Software laufen – die Software der unsichtbare Leim sei der alles zusammenhält, steht das Wort „Persona“ für die Identität welche wir im Netz annehmen und anderen präsentieren.

Carla Gannis begann in den frühen 1990er Jahren neben der Malerei, verstärkt neue Aspekte in Form von Digitaldruck und Multimedia in Ihre Werke mit einzubeziehen. Seither stellt sie die Wechselbeziehung virtueller und realer Selbstentwürfe, unsere hybriden Naturen in Frage, und spielt mit den verschiedenen Erzählweisen der Repräsentations-technologien des 21. Jahrhunderts.
Das Paraphrasieren von Meisterwerken wie Courbets „Ursprung der Welt“ verleiht ihrem Schaffen nicht nur Historizität, sondern fordert damit auch immer wieder aufs Neue unser kollektives Bewusstsein in Fragen der Weiblichkeit, Identität und Ästhetik.

"The Selfie-Drawings" ist eine Sammlung von 52 digitalen Zeichnungen, an der die Künstlerin mehr als 52 Wochen arbeitete. Von Januar bis Dezember 2015 setzte sie sich intensiv mit diesem „Selbst“ durch digitale oder analoge Zeichnungen auseinander. Die, paradoxerweise, „gezeichneten Selfies“ wurden nach ihrer Entstehung auch Gegenstand des Projektes „A Subject Self-Defiend“, und anschließend durch aufwendige computergestützte Augmented Reality Anwendungen erweitert und komplettiert.

Dabei handelt es sich nicht nur um Abbildungen ihres Gesichtes, auch die üblicherweise nicht abgebildeten technischen Hilfsmittel werden gezeigt. Da man davon ausgehen kann, dass einem jeden Betrachter die technokulturellen Bedingungen rund um das Selfie bewusst sind, handelt es sich hierbei um ein bewusstes Spiel zwischen Porträtist, Portrait und der Kamera. Daher macht die Erweiterung um noch eine Ebene Sinn: Carla Gannis veröffentlichte ihre Selfie-Drawings auch in Buchform. Mit der Blippar App können die Leser über die statischen Zeichnungen schweben und eine neue dynamische Erfahrung findet dann auf dem Bildschirm ihres Smartphones statt.

Während sich, mit dem Handy bewaffnet, einem eine neue 3D Wirklichkeit auftut, stellt man sich die Frage: „Was tönt von der Persona Carla Gannis durch ihre Selfies hindurch?“

Die Ausstellung der DAM Gallery zeigt verschiedene Spielformen des Selfie Projektes. Nebst der AR-Installation "The Selfie Wallpaper" ist auch die 3D animierte Videoarbeit "Until the End of the World" zu sehen, welche der Ausstellung ihren Namen verleiht. Inspiriert wurde die Arbeit durch eine Filmsequenz aus Wim Wenders 1991 erschienenen gleichnamigen Werk, in dem eine Frau davon besessen ist, ihre Träume auf einem kleinen Handgerät zu beobachten.

„The Selfie Drawings“ und das Buch wurden zuletzt 2017 im PRATT INSTITUTE in Brooklyn gezeigt.

Ihre Arbeiten sind unter anderem in ARTnews, The Creators Project, The Huffington Post, Wired, Buzzfeed, FastCo, Hyperallergic, Art F City, Kunstkritik, Kunstbericht, The Wallstreet Journal, The New York Times und The LA Times erschienen.