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Eröffnung: 30. April 2016, um 15 Uhr

Das aktuelle Ausmaß individueller, kollektiver, ideeller, ökologischer, ökonomischer Erschöpfung und Verausgabung begründet eine besondere Form der Melancholie des 21. Jahrhunderts. Sie ist das Resultat der Unfähigkeit, zwischen Wirtschaft und Politik unterscheiden zu können. Die Beseitigung der öffentlichen Sphäre, die Deregulierung der Märkte und tiefe Einschnitte ins Sozialsystem gelten seit Jahrzehnten als ökonomische Allheilmittel. Dieser Deregulierung der Märkte entspricht die Deregulierung des Lebens. Eine leerlaufende Ökonomie des Begehrens treibt die Erschöpfung des Lebens und die Vergeudung der Ressourcen voran.

Die Ausbeutung der Erde, die Erwärmung der Atmosphäre, die Überbevölkerung und die unübersehbaren Folgen der »Neuen Weltunordnung« wie Hunger, Armut, Flüchtlingswellen, Bürgerkriege, Terror scheinen unaufhaltbar. Angesichts einer hyperventilierenden Gegenwart ist die gestaltbare Zukunft, die Möglichkeit zur Geschichte undenkbar geworden.

Für Sigmund Freud ist die »tiefe schmerzliche Verstimmung« der Melancholie geprägt durch »eine Aufhebung des Interesses für die Außenwelt« und den »Verlust der Liebesfähigkeit«. In der Romantik galt der nachdenkliche Schwermut und der schwärmerische Idealismus der Melancholiker noch als göttlicher Wahnsinn der schöpferisch Tätigen.

Die Kunstwerke der Ausstellung und das Symposium »A Government of Times« (28. Mai) laden zum Innehalten, Neuverorten und Überdenken ein und stellen Fragen nach politischer Fantasie und einer anderen Form der Beschleunigung - einem navigatorisch-experimentellen Prozess der Entdeckung eines universellen Raums von Möglichkeiten.

Gregory Barsamian (US), Stefan Brüggemann (MX), Anetta Mona Chisa & Lucia Tkacova (RO/SK), CHTO (FR), Jeannette Ehlers (DK), Famed (DE), Rumiko Hagiwara (NL/JP), Le Peuple Qui Manque (FR), David Maisel (US), Álvaro Martínez Alonso (ES), Guido van der Werve (NL)  in Kooperation mit MITTEL-EUROPA - Art narrative of 21st century Europe

Kuratiert von Michael Arzt, François Cusset und Camille De Toledo