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»Ich liebe Spaziergänge ohne Ziel. Eines Tages kam mir beim Anblick dieser oft an Wegkreuzungen stehenden Bäume mit Markierungsstrichen der Gedanke an Schuberts Winterreise, genauer gesagt an das Lied Der Wegweiser, in dem es um Einsamkeit, Verlorensein, ja Hoffnungslosigkeit geht, und ich empfand dieses Lied in vollkommener Übereinstimmung mit der Atmosphäre von Melancholie und Schwere des dunklen Waldes, in dem ich unterwegs war. Weitab von ihrer eigentlichen Funktion als Anhaltspunkt für Wanderer erschienen mir diese simplen Markierungen plötzlich als auf eine musikalische Referenz hinweisende Zeichen, als Wegweiser eben; so entstanden die Bilder und so bekamen sie ihren Titel, der ja auch den Inhalt resümiert.« (Brigitte Bauer)

Brigitte Bauers Serie »Wegweiser« entstand zwischen 2004 und 2005 in Südfrankreich. Ihre Waldbilder bestechen durch eine eigentümlich intensive Farbigkeit und Haptik. Jenseits der strengen Komposition lauern romantische und mystische Assozi-ationen, die hinter dem Realismus der Bilder nur andeutungsweise an die Oberfläche gelangen. Ihre Arbeiten bewegen sich an der Schwelle zwischen Emotion und Dokumentation, auch wenn es ihr darum nicht geht: zu dokumentieren, abzubilden.

Der geografische Ort der Aufnahmen ist fast irrelevant, eine Lokalisierung unnötig, wichtiger ist die Komposition, sind Farben, Formen und Linien.

Brigitte Bauer gibt keine Interpretation ihrer Motive vor, sie dienen als Einladung in eine Welt der Emotionen und Assoziationen. Angezogen von einem vagen, aber bekannten Gefühl wird der Betrachter aufgefordert, sich im Bild zu bewegen, Dinge wieder-zuerkennen, sich zu erinnern, den Gedanken freien Lauf zu lassen - vielleicht auch einen Teil seiner Selbst zu finden, einem virtuellen Spaziergang gleich, in dem die Bilder selbst zu Wegweisern werden.

An dieser Stelle des Eintauchens setzt auch die Symbolik des Waldes ein. Der Wald als ein Ort der Ursprünglichkeit, des Rückzugs und der Reinigung aber auch der Verirrung. Als Quell von Kraft und Energie. Als Symbol der Eintracht zwischen Mensch und Natur, reich an Geschichten, Erinnerungen und Mythen.

Auch die »Wolkenfelder« entziehen sich jedem Versuch einer geografischen Lokalisierung, bewegen sich jenseits aller Orte. Sie sind Felder des Nichts, der Reinheit, der Ruhe, Felder einer schwerelosen Unendlichkeit.

Brigitte Bauer nähert sich ihren Motiven, umkreist ihre Vor-stellungen durch eine serielle Arbeitsweise, angelehnt an Variationen eines Musikstückes, begleitet von diskreten Bezügen zur Malerei, die ihre Arbeiten wie eine transparente Schicht überziehen.

Pressetext

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Brigitte Bauer
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