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Das Georg-Kolbe-Museum lädt ein, die Arbeit in seinem Archiv in ganzer Vielfalt kennenzulernen. Der Besucher erhält in dieser Ausstellung die Gelegenheit einen Blick in Depotkisten zu werfen, Aktendeckel zu lüften und verborgene Schätze zu entdecken.

Wie findet ein Nachlass den Weg vom Atelier eines Künstlers in das Archiv des Museums? Wie bringt man Ordnung in das Durcheinander der Kartons – angefüllt mit Briefen, Fotografien, Adressbüchern, Lebensmittelkarten oder Rechnungen? Am Beispiel einer Neuerwerbung, dem Bildhauernachlass Hermann Blumenthals, widmet sich der einführende Teil der Ausstellung dem Sichern, Ordnen und Erschließen schriftlicher Dokumente. Das intime Wohnatelier Kolbes wird zum offenen Depot, in dem man einen lebendigen Einblick in die aktuelle Arbeit des Archivs gewinnt.

Ein hohes Magazinregal im angrenzenden großen Atelierraum bildet den Mittelpunkt der Ausstellung. Darin befinden sich zahlreiche Gipsporträts, die meist aus dem Nachlass Georg Kolbes stammen und das Depot bisher noch nie verlassen haben. Der Bildhauer zählte zu den gefragtesten deutschen Porträtisten der 1920er Jahre. Zwischen ihm und den Dargestellten, wie z.B. Max Liebermann, Ferdinand Sauerruch und Max Slevogt, bestand eine freundschaftliche Beziehung. Die privaten Verbindungen und gesellschaftlichen Verflechtungen jener Zeit spiegeln sich besonders eindrücklich in den ausgestellten Originalbriefen, Postkarten und Telegrammen wider. Künstler tauschen jedoch nicht nur Briefe untereinander aus, sondern auch die eigene Kunst. Gemeinsam mit den entsprechenden Korrespondenzen präsentiert die Ausstellung diese selten gezeigten Tauschobjekte. Dazu zählen Kunstwerke aus der eigenen Sammlung, wie die Gemälde „Aufgehender Mond“ von Karl Schmidt-Rottluff und „Absteigende Kühe“ von Ludwig Kirchner, ein Pastell von Max Liebermann und ein Aquarell von Max Pechstein ebenso wie zwei private Leihgaben aus dem Nachlass Karl Schmidt-Rottluffs.

Im Schatten kostbarer Briefe bleiben die alltäglichen, oft kuriosen Lebensdokumente und Sammlungsobjekte eines Künstlers meist in den Archivmappen verborgen. Im letzten der drei Ausstellungsräume gelangen nun diese ungewöhnlichen Fundstücke aus den Archivkästen in das Blickfeld des Betrachters. Es gibt weniger zu lesen, dafür mehr zu schauen: Von historischen Fotografien über Modellquittungen, Fanpost und Bildhauerwerkzeug bis hin zu dem Anhänger eines Carepakets, versandt von Walter Gropius.

Begleitend zur Ausstellung zeigt das Museum wenig bekannte Ausschnitte aus dem Filmzyklus „Schaffende Hände“ von Hans Cürlis, der seit den 1920er Jahren bedeutende Künstler bei der Arbeit filmte. Zu sehen sind Bildhauer, deren Nachlässe im Georg-Kolbe- Museum verwahrt werden, wie z.B. Ernesto de Fiori, Georg Kolbe, Richard Scheibe und Renée Sintenis.

Anlass für die Ausstellung ist der erfolgreiche Abschluss der wissenschaftlichen Erschließung der Künstlernachlässe, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft unterstützt wurde.

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Briefgeheimnisse
Einblicke in die Künstlerarchive des Georg-Kolbe-Museums
Kurator: Carolin Jahn

Künstler: Karl Schmidt-Rottluff, Ernst Ludwig Kirchner, Max Liebermann, Max Pechstein, Hans Cürlis, Ernesto de Fiori, Georg Kolbe, Richard Scheibe, Renée Sintenis