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Das außergewöhnliche Lebenswerk von Bridget Riley (*1931) ist seit über 50 Jahren durch Streben nach Klarheit, hohe Disziplin und Präzision gekennzeichnet. Die Britin ist eine der berühmtesten Künstlerinnen ihrer Generation und hat es mit ihren poppig bunten, mit optischen Effekten spielenden Bildern zu Weltruhm gebracht und ein breites Publikums an die abstrakte Kunst herangeführt.

Obwohl zweidimensional gehalten, scheinen sich in ihren Werken Linien schwindelerregend aufzubäumen, zu verformen und in Wellen zu bewegen. Riley spielt Farben und Formen – die traditionellen Elemente der Malerei – in streng orchestrierten Bewegungen so gegeneinander aus, das sie den Betrachter geradezu überwältigen. Das Gemeentemuseum Den Haag ist der Grand Dame der britischen Malerei eng verbunden und zeigt in diesem Sommer eine Ausstellung ihrer Arbeiten mit Schwerpunkt auf den Curve Paintings. Kurven und Wellenbewegungen sind ein immer wiederkehrendes Thema in Rileys Gesamtwerk.

Curve Paintings

Das Werk von Bridget Riley wird der Op-Art zugeordnet. Obwohl ihre Bilder in der traditionellen Malkunst tief verwurzelt sind, besteht ihre Kunst darin, dass sie die Beziehung zwischen dem Betrachter und dem Bild verkehrt: Sie kreiert ein optisches Spiel dynamischer Kompositionen, die sich verändern, sobald der Betrachter sich bewegt. Die gebogenen Linien spielen eine wichtige Rolle in Bridget Rileys Werk. Die Übersichtsausstellung The Curve Paintings 1961-2014 zeigt in mehr als fünfzig Gemälden und Studien, wie dieses Motiv in den vergangenen fünfzig Jahren regelmäßig zurückkehrt, von ihrer schwarz-weißen Periode aus den 1960iger Jahren bis zum jüngsten farbenfrohen Wandgemälde Rajasthan (2012). Riley ringt der Kurve immer wieder neue Möglichkeiten ab, Farben und Linien in Schwingung zu versetzen.

Vom Mittelalter bis Mondrian

Bei ihrer Suche nach dem richtigen Verhältnis von Farbe und Form schöpft Riley ihre Inspirationen aus verschiedenen Kulturen und studierte verschiedene Künstler: Ihre Suche beginnt bei Georges Seurat, von den Ägyptern lernt sie viel über die Verwendung von Farben und sie verknüpft visuelle Elemente mit der Rhythmik mittelalterlicher Gesänge. Seit vielen Jahren ist Bridget Riley auch von den Werken Piet Mondrians fasziniert. Mit ihm teilt sie nicht nur die Vorliebe für geometrische Kompositionen, sondern auch dessen Hingabe, lebenslang an einer Übersetzung des tiefgründigen Verlangens nach Harmonie von Farbe und Form zu arbeiten.

Die Faszination für Mondrian führt Riley im Jahre 1996 zum ersten Mal ins Gemeentemuseum Den Haag. 2012 gewinnt sie den niederländischen Sikkenspreis. Aus diesem Anlass wird der Projektsaal des Museums mit alten und neuen Arbeiten, unter anderem Composition with Circles 9 eingerichtet. In der ständigen Ausstellung Mondriaan & De Stijl werden außerdem Arbeiten aus dem jüngsten Werk von Riley gezeigt, die ihren direkten Bezug auf Mondrian herausstellen. Hierzu führt Benno Tempel, Direktor des Gemeentemuseums, aus: „Gerade wegen der engen Beziehungen zwischen Bridget Riley und dem Gemeentemuseum und ihrer Seelenverwandtschaft mit Mondrian haben wir 2013 ihr Werk Two Reds with Violet (2008) für unsere Sammlung erworben.“

Die Grand Dame der britischen Malerei

Bridget Riley wohnt und arbeitet in London. 1949 begann sie am Goldsmith College zu studieren und wechselte 1952 für drei Jahre an das Royal College of Art. In den 1960iger Jahren wird sie mit ihren schwarz-weißen Arbeiten, deren geometrische Muster sich bei längerer Betrachtung zu bewegen scheinen, schlagartig berühmt. Riley sieht diesen plötzlichen Ruhm nicht nur positiv und vertieft sorgfältig ihre Beziehung zu den Traditionen der westlichen Malerei. Die abstrakte Kunst steckt Riley zufolge noch in den Kinderschuhen und sie hofft, sie mit ihrer Arbeit einen Schritt weiter zu bringen, mag er auch noch so klein sein.

Bridget Riley hat viele Auszeichnungen und Preise erhalten, unter anderen den internationalen Preis für Malerei der Biennale in Venedig (1968), den Kaiserring der Stadt Goslar (2009) und den 12. Rubenspreis der Stadt Siegen (2012). Eine kleinere Auswahl der Curve Paintings waren bereits in einer Ausstellung in Bexhill-on-Sea in Großbritannien zu sehen. Nicht ganz zufällig liegt dieser Ort - wie Den Haag - am Meer, dessen Wellen in Rileys Werken mitzuschwingen scheinen.