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Wie am besten anfangen? Mit der Rhetorik der Gewalt in der Bildenden Kunst, die sich zwischen Genrefilmen und Performancekunst bewegt? Oder mit den Massenmedien als Antimodell in der Avantgarde oder mit der Rolle der Frauen in der Konzeptkunst? Mit Paradoxien von Kritikalität und kostspieligen Filmproduktionen? Vielleicht mit Autorschaft, Autorität und kollektiver Kreativitat? Halten wir es einfach: Vor ihrem Durchbruch als Hollywood-Regisseurin war Kathryn Bigelow in den 1970er Jahren Teil der New Yorker Kunstszene. Sie arbeitete unter anderem mit Lawrence Weiner, Art & Language, Vito Acconci und Richard Serra zusammen. Das war lange bevor sie Action-geladene Hollywoodfilme wie Blue Steel, Point Break oderStrange Days drehte und sich damit als eine der wenigen Regisseurinnen – mit einer Vorliebe für Genrefilme und Genderfragen  – etablierte, was ihr sowohl viel Beachtung als Autorin als auch als Fallbeispiel der Filmkritik und der Feminismus-Studien einbrachte. Manche mögen sagen, dass die „konzeptuelle“ Vergangenheit Kathryn Bigelows nichts weiter als eine kleine Fußnote in ihrem Lebenslauf sei, die höchstens als kleine Anekdote interessant sei. Andere aber sind überzeugt, dass man nicht zufällig in einem Video von Art & Language Lyrics derselbigen singt. Wie prägend waren diese frühen Jahre für Kathryn Bigelows spätere Arbeiten tatsächlich? Damit verbunden sind die Fragen, ob Kathryn Bigelows Lebenslauf widersprüchlich ist und von Selbstverleugnung zeugt oder vielmehr eine große Kontinuität in der Erreichung von Zielen aufweist. Vor dem geschilderten Hintergrund hat sich das Ausstellungsprojekt „Breaking Point: Kathryn Bigelow’s Life in Art“ deshalb zur Aufgabe gemacht, Kathryn Bigelows Laufbahn von der konzeptuellen Kunst der 1970er Jahre hin zu ihrer nachfolgenden Entwicklung hinein in die zeitgenössische populäre Kinolandschaft seit Mitte der 1980er Jahre herauszuarbeiten. Die Ausstellung startet mit Lawrence Weiners Video der jungen Kathryn Bigelow, laut lesend in einem Setting, das einer romantischen Post-Nouvelle-Vague-Sequenz ähnelt. Davon ausgehend zeichnet die Ausstellung anhand von Filmen von Lawrence Weiner, Art&Language und auch von Bigelow selbst, anhand von Zeitschriften, Archivdokumenten, Bildern und Postern unterschiedliche Stationen in Bigelows Biographie nach, ausgehend von Beiträgen in der Zeitschrift The Fox und frühen Ausgaben von Semiotext(e) über Interview bis zu Cinématographe und L’Ecran Fantastique, über Kollaborationen mit The Red Krayola und einem Musikvideo für New Order, über das Zitieren von Jürgen Habermas und Mao Tse-Tung bis hin zu Rollenbesetzungen mit Jamie Lee Curtis und Angela Bassett, von der Teilnahme an der Venedig-Biennale 1976 bis hin zu den Oscars 2010, wo Bigelow mit ihrem Film The Hurt Locker (2008) als erste Frau den Academy Award für die beste Regie erhielt.   Mit freundlicher Unterstützung des Institut francais – Bureau de la création artistique – Arts plastiques und Culturesfrance.