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Schnell und pastos trägt die Künstlerin knallige Wandfarben über einer schützenden Maske aus Creme auf die Gesichter, Haare und Kleider, ihrer, zumeist aus dem Bekanntenkreis stammenden Models, auf. Das farbige Make-up, durch das Ritson das Äußerliche ihrer lebenden Models ins Künstliche verändert, dient nicht der Ausbesserung eines Makels oder des Hervorhebens von Vorzügen, sondern es dient ausschließlich dem Erschaffen neuer Persönlichkeiten, die ihre ursprüngliche Identität hinter Ritsons Maskerade ablegen sollen. In vielen Fällen haben die illusionistischen Personenkreationen Vorlagen, denn bevor die Künstlerin mit der originellen Transformation ihrer Personen beginnt, entwickelt sie hierfür mögliche Charaktere in Form von Geschichten. Ritsons neu-erschaffene Individuen orientieren sich zumeist an Stereotypen der amerikanischen Kultur und Filmbranche. In den, für die Ausstellung „The Hobo and Friends“ ausgewählten sieben Werken sind neben einem Portrait eines Landstreichers auch solche von Cowboys und Cowgirls wie auch stilisierte Abbilder von Synchronschwimmerinnen vor monochromen, meist dunkel-blauen Hintergründen zu sehen, die mit Hilfe der ihnen beigegebenen Attribute eine eindeutige Anspielung auf die amerikanische Lebensart darstellen. Eine besondere Auffälligkeit an Ritsons Kunstwerken ist das Verdecken der Augen der dargestellten Personen durch große, schwarze Brillen. Hierdurch verringert die Künstlerin die Intensität der Lebendigkeit ihren Figuren; die Verhüllung dient der Verstärkung des irrealen Charakters der Personen, die sie damit zu starren Statuen macht. Der Illusion ist auch das fotografische Ablichten ihrer plastischen Werke geschuldet. Wenn die feuchte Farbe auf der Haut ihrer Models noch glänzt, lässt Ritson ihre illusionistischen Traumgebilde per Kamera erstarren und für die Unendlichkeit festhalten.

Der Prozess des Transformierens und der Verwandlung einer Person in eine andere ergibt sich für die Künstlerin in einem Akt der Synthese unterschiedlichster künstlerischer Mittel. Fotografie, Malerei plastisches Gestalten und Performance gehen in ihren Portraits eine untrennbare Einheit ein, welche den Arbeiten eine besondere Extravaganz verleiht. Ob der eklektizistischen Arbeitsweise der Künstlerin lassen sich die Werke stilistisch nur schwer einordnen. Während der Arbeitsprozess selbst eher durch einen Gestus des Expressionistischen gekennzeichnet ist, lässt sich das künstlich wirkende Endprodukt dieses Vorgangs vielmehr in den Bereich der Pop Art einordnen. Blickt man als Betrachter auf die zum größten Teil zwischen 120 cm x 100 cm großen Portraits Ritsons, so sieht man sich in gewisser Weise an die Werke so manch eines bekannten Pop-Art Künstlers erinnert. Claes Oldenburgs Technik der Entfremdung von Alltagsgegenständen findet sich in Ritsons Werken ebenso wieder wie Andy Warhols Verfahren des seriellen Portraitierens. Darüber hinaus nimmt die Künstlerin mit ihren Portraits Ansätze auf, die man in den superrealistischen Werken von Duane Hanson und in den Arbeiten von Chuck Close in ihrer Orientierung an der indirekten Wirklichkeit der Fotografie verkörpert findet.

  Mit ihrer einzigartigen eklektischen Verfahrensweise, in der Ritson ihre surrealistischen Portraits kreiert, hat sie nicht nur ihren eigenen Stil gefunden, sondern es ist der Künstlerin auch gelungen, der Wirklichkeit ein neues Gesicht verliehen und die Realität hinter der Illusion durch Verfremdung offengelegt zu haben.