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Eröffnung am Freitag, dem 4. Juli 2008 um 19 Uhr

Erste internationale Bekanntheit erlangte Bojan Sarcevic durch seine Teilnahme an der zweiten Manifesta 1998 in Luxemburg, als er Fenster, Türen und sonstige Öffnungen eines Dachbodens mit Papier- und Stofffetzen versiegelte. Die hier bereits evidente Auseinandersetzung mit Raum und seinen sozialen, kulturellen und psychologischen Konnotationen ist bis heute für den 1974 in Belgrad geborenen Künstler von maßgeblicher Bedeutung. Dabei reicht das Spektrum der von ihm verwendeten Medien von Eingriffen in vorgegebene Situationen, Installationen, autonomen Skulpturen bis hin zu Videos und Aktionen. So präsentierte er 2004 auf der Berlin Biennale die abgetragenen Lieblingskleidungsstücke von Fabrikarbeitern, deren Rezeption durch den Versuch bestimmt wurde, Vorlieben, Geschmack und soziale Stellung ihrer einstigen Träger zu ergründen sowie durch die eigenartige Diskrepanz zwischen ihrer musealen Präsentation und Spuren ihrer Nutzung. Ähnlich verhielt es sich mit seinem Beitrag für die Ausstellung des Kunstvereins in Hamburg „Formalismus. Moderne Kunst, heute“, für die Bojan Sarcevic zwei Arbeitsplatten aus schweren Granitsteinen auf schwarze Metallgerüste aufbockte. Auch hier standen die aus der Tätigkeit der Steinmetze resultierenden Einkerbungen und Ritzen im Gegensatz zur Präsentationsart der Objekte. Kombiniert wurden diese „Tische“ mit einer Arbeit aus schmalen Papierstreifen, die frei im Raum schwebend, ähnlich einer Zeichnung, Volumen lediglich durch feine Linien umschrieb. Die Kunst von Bojan Sarcevic ist geprägt durch das Spannungsverhältnis von sozialer Relevanz und dem Anspruch auf Autonomie. Vor diesem Hintergrund wäre auch das Aufgreifen des Formenvokabulars der 1910er und 1930er Jahre in seinem Werk zu deuten. Denn gerade in dieser Zeitspanne kristallisierte sich der für das 20. Jahrhundert so entscheidende Konflikt zwischen der Vorstellung einer vollkommen zweckfreien Kunst, die sich in erster Linie auf die ästhetische Gestaltung beruft und einer politisch agitatorischen Haltung, mit dem Anspruch, durch Kunst die Gesellschaft zu verändern. Vor diesem Hintergrund könnte man auch den im Kunstverein in Hamburg präsentierten Werkzyklus Only After Dark deuten. Für diese fünf erstmals in Deutschland vollständig präsentierten 16 mm Filme hat der Künstler abstrakte Objekte, kleine Skulpturen aus Holz, Metall und anderen Materialien mit der Kamera suggestiv abgetastet. Jeweils eigens hierfür komponierte Musik unterstreicht den atmosphärischen dichten und mysteriösen Charakter, der zusätzlich durch die an konstruktivistische Architektur erinnernden Pavillons unterstrichen wird, in denen sie präsentiert werden. Dabei oszillieren die von ihm inszenierten und dann gefilmten Modelle zwischen Landschaft, Architektur, Design und Kulisse. Die gesellschaftliche Bedingtheit dieser Bereiche wird von Bojan Sarcevic in einen bewussten Widerspruch zur formalen Eleganz der Inszenierung gesetzt.

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Bojan Sarcevic: Only After Dark